«Das tut wirklich weh»
Wundenlecken bei den Deutschen nach dem Nati-Triumph

Dieses Mal müssen die Deutschen eine Niederlage gegen die Schweiz erklären. Sie machen es würdevoll.
Publiziert: 24.05.2024 um 12:44 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2024 um 12:55 Uhr
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Statt (wie gewohnt) die eigene zu hören, müssen die geschlagenen Deutschen der Schweizer Nationalhymne lauschen.
Foto: imago/ActionPictures
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Nach vier verlorenen K.o.-Spielen in Folge ist es endlich geschafft. Der Katzenjammer findet nach dem 3:1-Sieg im WM-Viertelfinalspiel vom Donnerstag in Ostrava nicht mehr in der Schweizer Kabine statt – sondern in jener der Deutschen.

«Es ist eine sehr, sehr bittere Niederlage und tut wirklich weh», sagt Dominik Kahun. Ihn als Stürmer des SC Bern trifft es natürlich besonders. Nach der letzten Sommerpause konnte er durch den 3:1-Sieg im Viertelfinal noch frohlockend in die Bundeshauptstadt zurückkehren. Nun wird er es sein, der sich Ende Juli dann wegen der 1:3-Niederlage im Prestige-Duell einige neckische Sprüche in der SCB-Kabine anhören muss.

Viele deutsche Komplimente

Kahun haderte wie viele Deutsche mit dem ersten Drittel, als sie von der Nati zwei Tore eingeschenkt erhielten und in den Senkel gestellt wurden. «Schade, dass wir da nicht so gespielt haben, wie wir können. Ich weiss auch nicht warum», so Kahun gegenüber ProSieben. Er fand: «Nach dem Anschlusstreffer waren wir ganz klar die bessere Mannschaft.»

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Das sahen nicht alle so. «Wir haben es nicht gut genug gemacht, um das Spiel zu gewinnen, so ehrlich muss man sein», fand etwa Captain Moritz Müller. Und zeigte sich als fairer Verlierer: «Glückwunsch an die Schweiz!» Genauso wie NHL-Stürmer Nico Sturm, der meinte: «Wir haben gegen eine sehr, sehr gute Eishockey-Mannschaft verloren.»

Zu viel Respekt vor Josi und Co.

Erstaunlich war, dass die Deutschen trotz ihrer starken Bilanz gegen die Schweiz aus der Vergangenheit bei der Aufarbeitung dieser Niederlage zum Schluss kamen, dass sie zu viel Respekt vor Roman Josi und Co. hatten. Dies betonten sowohl Müller als auch Sturm und Bundestrainer Harry Kreis. Der ehemalige Meistertrainer des HC Lugano und der ZSC Lions fand ebenfalls lobende Worte für den Gegner: «Dass wir nur 15 Torschüsse hatten, spricht für die stabile Defensive der Schweizer, sie haben es uns sehr schwer gemacht. Wir haben gegen eine Mannschaft verloren, die über 60 Minuten ihr Spiel besser durchgezogen hat, als wir.»

Das Wundenlecken fand zwar bei der Analyse des Spiels statt, doch für nachhaltige Erschütterungen wird diese Niederlage bei Deutschland nicht sorgen. Zu überzeugt sind alle von dem Weg, den Kreis, der einen weiterlaufenden Vertrag besitzt, eingeschlagen hat. Eine Trainerdiskussion wird es beim Nachbarn wegen der Viertelfinal-Niederlage gegen die Schweiz nicht geben. Bei uns war das vor einem Jahr im umgekehrten Fall anders.

Auch die deutschen Medien gehen bei ihrer Aufarbeitung unisono sachlich und sanft mit der Mannschaft um. Alles andere wäre auch seltsam gewesen, immerhin hat dieses Team vor einem Jahr nicht nur die Schweiz geschlagen, sondern anschliessend als Sahnehäubchen sensationell WM-Silber geholt. Auch die oft schonungslose «Bild» schlägt auf niemanden ein, sondern titelt einfach nur: «So ein Käse! Schweiz schickt uns in den Urlaub.» Diesen hat die Mannschaft am Freitagvormittag mit der Rückreise nach Deutschland angetreten.

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