Peter Mueller scharrt vor dem Turnierstart mit den Kufen. Er will endlich wieder spielen. Der US-Stürmer ist einer von Ambris Verstärkungsspielern am Spengler Cup. In den drei Wochen vor dem Turnier in Davos hat er allerdings nur trainiert. Der Grund: Ende November musste er bei Vitkovice gehen, der tschechische Klub hat den Vertrag des 35-Jährigen von einem Tag auf den andern aufgelöst.
Was ist passiert? Mueller zuckt mit den Schultern. Er will nicht noch zusätzlich Öl ins Feuer giessen. Denn ohne Nebengeräusche ist die Trennung nicht verlaufen. Es habe Spieler-Meetings gegeben mit der Klubführung aufgrund der anhaltend schlechten Leistungen, erzählt er und er habe Fragen gestellt. Vitkovice ist in die Tabellenniederungen abgerutscht. Aus seinem Gespräch läuft Mueller mit der Vertragsauflösung raus.
Gerede über ihn enttäuscht Mueller
In tschechischen Medien kursiert, dass sich der Flügelstürmer über die Qualität der Center des Teams beschwert habe. Auf der Klub-Homepage wird Sportdirektor Roman Simicek so zitiert: «Peter Mueller hat mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass er mit seiner Zeit hier in Vitkovice und mit dem Leben in Ostrava in der letzten Zeit unzufrieden ist. Und er hat erwähnt, dass er die Mannschaft verlassen möchte.» Was Mueller selbst dazu sagt? «Es gibt immer zwei Seiten, und jede sieht es anders.»
Es war seine zweite Saison bei Vitkovice. Davor spielte der einstige Erstrunden-Draft (2006 von Phoenix) vier Jahre bei Brno. Mit seiner Familie hatte er sich in Tschechien eingelebt und wohlgefühlt. Nun ist er gezwungen, dieses Kapitel zu schliessen. Auch mit einem weinenden Auge. Was ihn besonders enttäuscht: Nach seinem Abgang wird noch verbal nachgetreten.
Teamcaptain Dominik Lakatos ebenfalls auf der Klub-Seite: «Wir sind jetzt in einer Situation, in der wir Spieler brauchen, die für Vitkovice kämpfen und ihr Bestes auf dem Eis geben wollen, damit wir endlich aus der Krise kommen. Wenn das jemand nicht will, hat er hier einfach keinen Platz.» Mueller gesteht: «Als ich davon erfahren habe, hat es schon wehgetan.»
Sein Markenzeichen: Ein dunkles Visier
Doch jetzt blickt er nach vorne. Er ist Ambri dankbar für die Chance. «Es ist eine Win-Win-Situation. Es ist eine grossartige Möglichkeit für mich. Ich kann gegen Top-Teams spielen und das sogar noch für den Titelverteidiger.» Natürlich steckt dahinter auch sein Wunsch, hierzulande bei einem Klub Unterschlupf zu finden. Denn Mueller kennt die Schweiz bestens aus seinen zwei Jahren beim EHC Kloten (2013 bis 2015).
Davor spielte er seine bisher letzte Saison in der NHL (Florida Panthers). Einen Tryout-Vertrag schlug er damals noch aus. 2016 dann nicht mehr, doch er schaffte es nicht ins Team der Boston Bruins und musste in deren Farmteam in der AHL ran. Seither spielt er nur noch in Europa. Eine schwere Hirnerschütterung hat dem einstigen Top-Talent in der NHL den Ruf eines fragilen Spielers eingebracht.
Die Folgen der Hirnerschütterung haben für ein Markenzeichen gesorgt: Mueller ist bekannt dafür, dass er mit einem abgedunkelten Visier am Helm spielt. In der Vergangenheit musste er sich dafür in allen Ligen eine Sonderbewilligung holen. Mittlerweile ist diese Notwendigkeit überall bekannt und er hat sein Spezialvisier überall dabei.