Beide waren überrascht, als der Anruf kam. Doch jetzt fühlen sich Larry Mitchell und Jeff Tomlinson geschmeichelt, am Spengler Cup zum Coaching-Staff des Team Canada zu gehören. Vermeldet wurden die beiden Kloten-Kanadier als Assistenztrainer von Headcoach Bruce Boudreau (68), der Ende Januar von den Vancouver Canucks gefeuert worden war.
Das hat in der Hockey-Schweiz insbesondere im Falle von Tomlinson für Verwunderung gesorgt. Zur Erinnerung: Nach dem Aufstieg 2022 sowie nach einer überraschend starken NL-Saison gab der 53-Jährige sein Traineramt in Kloten schweren Herzens aus gesundheitlichen Gründen ab. Die Belastung, die der Headcoach-Job mit sich bringt, konnte er nicht mehr schultern.
Nun die Rückkehr an die Bande. Bedeutet sie das Coaching-Comeback des zweifachen Aufstiegstrainers (Lakers, Kloten)? «Nein», winkt Tomlinson ab, «für vier Spiele ist es für mich nur möglich, weil meine Rolle beim Team Canada viel kleiner ist, als wenn ich eine Klub-Mannschaft übernehmen würde.» Seine Aufgabe ist, Erfahrung und seine Teambuilding-Stärken einzubringen.
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Tomlinson kennt die kanadischen Spieler aus der hiesigen Liga bestens. Weil der Kommunikationsweg der kürzeste ist, wird er sich an der Bande aufhalten. Hinzu kommt: Weil für den langjährigen NHL-Headcoach Boudreau (Vancouver, Minnesota, Anaheim, Washington) die grössere Eisfläche ungewohnt ist, müssen die Trainings entsprechend adaptiert werden.
Kürzerer Kommunikationsweg an der Bande
Mit Tomlinson ist Mitchell fürs Powerplay zuständig. Der 56-Jährige weiss als Klotens Sportchef und Interimstrainer, auf welchen Positionen die NL-Kanadier im jeweiligen Powerplay ihrer Klubs spielen. Diese behalten sie nun bei, was in dieser kurzen Vorbereitungszeit mit nur einem Training vor dem ersten Auftritt hilft. Denn beim Team Canada ist die Schmach des letztjährigen Turniers ein präsentes Thema. Es konnte kein einziges Spiel gewinnen. «Man hat sich viele Gedanken darüber gemacht, was verbessert werden könnte», so Tomlinson, «ein Spaziergang wird es sicher nicht.»
Für Tomlinson und Mitchell war klar, dass sie die einzigartige Spengler-Cup-Erfahrung mit dem Team Canada nicht verpassen möchten. Tomlinson musste 2010 aus privaten Gründen eine erste Anfrage der Kanadier für den Deutschland-Cup ausschlagen, «das habe ich lange und extrem bereut», erinnert er sich. Doch Team-Canada-GM Brad Pascall erinnerte sich vier Jahre später an Tomlinson, 2014 wurde er sogar als Headcoach für den Deutschland-Cup aufgeboten. «Dafür und für die jetzige Chance habe ich Brad hier persönlich gedankt.» 2006 war Tomlinson bereits einmal am Traditionsturnier in Davos, als Assistenztrainer der Eisbären Berlin.
Für Mitchell ist es das Debüt fürs Team Canada. Trotzdem habe er nach der Anfrage einen Moment gestutzt. «Ich war mir nicht sicher, ob das für mich in meiner Doppelrolle als Trainer und Sportchef in Kloten möglich ist, in diesen Tagen weg vom Team zu sein», erklärt er. Doch der Klub unterstützt ihn. Die anstehenden Trainings in der Altjahreswoche übernehmen seine Assistenten Kimmo Rintanen und Saku Martikainen.