Der tragische Tod von Hockey-Spieler Adam Johnson (†29) wühlt auf. Im Netz schlägt Matt Petgrave, der den schrecklichen Unfall mit seiner Kufe verursacht hat, danach viel Hass entgegen, bis hin zu Morddrohungen.
Aus Selbstschutz musste Petgrave seine Accounts in den sozialen Medien auf «privat» stellen. Petgrave wird nicht nur Rücksichtslosigkeit oder Absicht unterstellt, es fällt gar der Vorwurf des Mordes. «Wie sich manche Menschen verhalten können, ist unmenschlich», verurteilt Victor Bjorkung (30) die Online-Attacken gegen Petgrave in der schwedischen Zeitung «Expressen».
Der Teamkollege des verstorbenen Johnson bei den Nottingham Panthers sah die Szene aus wenigen Metern Entfernung – und bietet Petgrave Hilfe an: «Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn unterstütze. Niemand in unserem Team denkt, dass es seine Schuld ist, ganz im Gegenteil. Wir sind eine grosse Familie und er kann uns kontaktieren, wenn er Hilfe braucht.»
Ehemalige Profis kritisieren Petgrave
Westin Michaud ist ein zweiter Panthers-Akteur, der Petgrave öffentlich den Rücken stärkt. Auf X schreibt er: «Wir stehen von ganzem Herzen an Matt Petgraves Seite. Der Hass, der ihm entgegenschlägt, ist schrecklich und völlig unangebracht.»
Michaud hat gesehen, wie schnell sich beide Spieler bewegten. Eine unglückliche Berührung habe zum Ausschlag des Beines geführt. Für Michaud daher klar, dass die Aktion nicht beabsichtigt war. «Jeder, der etwas anderes behauptet, irrt sich. Lasst uns zusammenkommen und nicht ungerechtfertigten Hass gegen jemanden verbreiten, der Unterstützung braucht.»
Doch nicht alle sehen das gleich. Zwei ehemalige NHL-Spieler haben sich kritisch zur Szene geäussert. Der Kanadier Chris Therien (51, 869 NHL-Spiele) hält sich in seinem Urteil nicht zurück, redet in einem Tweet davon, wie «entsetzt und angewidert» ihn dieser «Kung-Fu-Kick» zurücklasse. Sean Avery (43, 608 NHL-Spiele) ist bei seiner Einschätzung auf dem Sender Fox Sports differenzierter: «Glaube ich, dass er versucht, Kontakt herzustellen? Absolut. Ist er am Morgen mit dem Gedanken aufgewacht, ‹heute werde ich jemanden umbringen?› Nein.»
Polizei-Untersuchung läuft
Auch Johnsons Mutter Kari hinterfragt, wie es zur Szene kam. Bei «The Athletic» wird sie zitiert: «Man kickt mit seinem Bein nicht nach jemandem und schneidet ihm die Kehle durch. Einige von uns sind der Meinung, dass es eine sehr, sehr schlechte Aktion war.» Johnsons Familie wünsche sich daher eine «vollständige Untersuchung», in der die Ereignisse richtig aufgearbeitet würden.
Die örtliche Polizei prüft die Faktenlage und kündigte eine längere Untersuchung von Johnsons Todesfall an. Dass Petgrave ein Strafverfahren droht, gilt aber als unwahrscheinlich. (dti)