Ein Anruf der Goalietrainerin machte ihren Traum wahr: Nur wenige Stunden später stand Sara Grahn (34) bei Luleas Männerteam im Tor. Die schwedische Nationaltorhüterin musste im Testspiel gegen Kärpät Oulu (Finnland) ran, weil die beiden Stammgoalies Joel Lassinantti (30) und Matteus Ward (22) krank passen mussten und das U20-Team gleichzeitig ein Auswärtsspiel bestritt. Nach ihrer Einwechslung im Mitteldrittel beim Stand von 2:4 hielt sie den Kasten rein, Lulea konnte noch ausgleichen.
«Ich war zuerst sehr schockiert, aber gleichzeitig unglaublich froh, dass sie mich gefragt haben. Es beweist, dass sie an mich glauben, und dass ich mit dem Niveau zurechtkomme», erzählt die 34-Jährige dem «Expressen». «Ich war einfach glücklich. Es ist etwas, worüber ich seit der Kindheit nachgedacht habe, und dass es cool sein würde. Aber ich hätte nie geglaubt, dass es wirklich mal geschehen wird.» Grahn absolvierte am Vormittag das Warm-up mit der Mannschaft.
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Omark: «Sie war herausragend»
Ins Spiel startete Lulea mit Nachwuchskeeper Isac Grönhagen (19). In der 35. Minute machte er Platz für die Star-Torhüterin. «Der Trainer sagte einfach, fünf Minuten vor der Pause gehst du rein, macht dich bereit.» Zu diesem Zeitpunkt lag das Team von Ex-Servette-Stürmer Linus Omark 2:4 gegen Kärpät zurück. Mit Grahn zwischen den Pfosten glich Lulea aus, sie hielt ihren Kasten rein.
Im in den meisten Testspielen üblichen, direkt anschliessenden Penaltyschiessen musste sie sich zwar geschlagen geben. «Ich hatte trotzdem viel Spass», so Grahn, die schon viermal Meisterin in der schwedischen Frauenliga SDHL wurde. «Es ist etwas, wovon du dein ganzes Leben lang geträumt hast, mit Männern auf diesem Niveau zu spielen. Es ging einfach darum, aufs Eis zu gehen und es zu geniessen. Eine solche Chance bekommt man vielleicht nur einmal im Leben. Dann muss man sie packen.» Trotz Nervosität sei sie ruhig geblieben.
Voll des Lobes für Grahns Leistung ist Linus Omark (36), der im Frühjahr mit Servette Schweizer Meister geworden und danach zu Lulea gewechselt ist. «Sie war herausragend», so Omark im «Norrbottens-Kuriren». «Aber ich bin überhaupt nicht überrascht. Sie ist vielleicht Schwedens beste Torhüterin bei den Frauen, und sie war schon im Warm-up sehr gut.» Grahn gibt das Kompliment postwendend zurück: «Die Jungs haben sich mit ihrem Backchecking aufgeopfert, um mir zu helfen.»