«Der SCB ist ein Arbeiter- und Bauernverein», war die erstaunliche Aussage von SCB-CEO Marc Lüthi (62) an der Medienkonferenz vom Montag. Später korrigierte er sich: «Der SCB ist ein Arbeiter- und Bauern-KMU.» Eigentlich nur ein kleines Detail, denn das mit den Bauern bleibt natürlich haften.
Ist der SCB also tatsächlich ein Bauernklub? Oder war es einfach eine Aussage, mit der Lüthi nach vier verkorksten Jahren der angestrebten Rückkehr zur SCB-DNA und zur Leistungskultur mit provozierenden Worten Nachdruck verleihen will? Wir haben den Gehalt seiner Aussage geprüft.
Grösse
Der SC Bern ist der grösste Sportklub in der Schweiz und hat das grösste Zuschaueraufkommen in Europa. Der SCB ist daher ein Krösus und ein einmaliger Brand, bewegt die Massen wie kein zweiter Eishockeyverein in der Schweiz. Das alles passt überhaupt nicht zu einem Arbeiter- und Bauernverein.
Fans
In Bern ist allen klar: YB ist der Stadtklub, der SCB der Landverein. Nur rund 20 Prozent der SCB-Kundschaft kommen aus der Stadt Bern, der Rest aus der Agglomeration Bern und dem Land. Die Fans auf der imposanten SCB-Stehplatzrampe stehen im Ruf, einfache, geerdete Leute zu sein. Der grüne Lokalpolitiker Manuel C. Widmer (55) sagte 2019 gegenüber der «Neuen Zürcher Zeitung», dass der SCB jene Klientel pflege, «deren Leben nicht so einfach ist, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen». So gesehen passt das zu Lüthis Arbeiter- und Bauernverein.
Stadion
Die Postfinance-Arena ist mit seiner für gegnerische Spieler oft einschüchternden Stehrampe zwar legendär, aber der Berner Hockeytempel erscheint im Jahr 2023 wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Eine kalte Bruchbude mit Durchzug, in der man vor allem im Dezember und Januar als Zuschauer ordentlich ins Schlottern gerät. Im Blick-Stadion-Rating der letzten Saison belegte der SCB den 14. und somit letzten Platz. Und so gesehen hat Lüthi absolut recht mit seiner Bauern-Aussage. Das Stadion ist inzwischen mehr Kuhstall als moderne Sportarena.
Struktur
Der SCB führt auf seiner Homepage 23 Mitarbeiter auf. Das fängt bei CEO Marc Lüthi an, geht über GM Andrew Ebbett, COO Pascal Signer, CSO Rolf Bachmann, bis zu CHO Sven Rindlisbacher. Der zukünftige Sportdirektor Martin Plüss ist dabei noch nicht einmal mitgerechnet. Die SCL Tigers, die im Emmental zurecht für sich proklamieren können, ein Bauernverein zu sein, führen an selber Stelle auf ihrer Homepage 14 Mitarbeiter auf. Und anglizistische C-Irgendwas-Titel werden dort keine vergeben, da gibt es noch Geschäftsführer (Simon Laager), Leiter Sport (Pascal Müller) und Leiter Gastronomie/Events (Pascal Schneider). Der SCB verfügt zudem über eines der grösseren Budgets in der Liga, die SCL Tigers über eines der kleinsten. Die beiden Kantonsrivalen haben nicht die gleichlangen Spiesse – oder eben Mistgabeln. Daher ist Lüthis Bauern-Aussage in diesem Bereich Bockmist.
Mannschaft
Der SCB hat zwar nicht ein Starensemble wie die ZSC Lions oder Zug, aber leistet sich sieben Ausländer (Reideborn, Honka, Nemeth, Frk, Kahun, Sceviour, Knight) und zahlreiche Schweizer Stars wie Scherwey, Loeffel, Untersander, Vermin, Moser oder Kreis. Das ist keine Bauern-Truppe, sondern ziemlich edel und sogar ein wenig Schickimicki. Genau das also, was Lüthi mit seinem SCB eigentlich nicht mehr will, wie er am Montag ebenfalls betont hat.
Fazit: Bezüglich des Stadions und der ländlich orientierten Fans des SCB mag die Lüthi-Aussage durchaus Sinn machen. Ansonsten ist sie aber Quatsch, aber immerhin unterhaltsam.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 30 | 28 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 29 | 7 | 53 | |
4 | EHC Kloten | 30 | -2 | 50 | |
5 | SC Bern | 29 | 16 | 49 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | SCL Tigers | 28 | 4 | 41 | |
8 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 29 | -16 | 39 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 30 | -18 | 36 | |
13 | HC Lugano | 28 | -25 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |