Laut dem kleinen Einmaleins sind Kanadas NHL-Teams von Beginn im Nachteil: Das Mutterland des Eishockeys stellt 7 von 32 Mannschaften – das ergibt eine rechnerische Chance von knapp 22 Prozent. Südlich der von US-Präsident Donald Trump beanspruchten Gebiete sind Rechenschiebereien allerdings kein Thema: Die US-Amerikaner haben seit 1994 sämtliche Stanley Cups abgeräumt. Die Montreal Canadiens hatten im Jahr zuvor den letzten ihrer 24 Titel geholt, aber davon können sich die Kanadier 32 Jahre später ausser ein paar Erinnerungen nicht mehr viel kaufen.
Anekdotische Finalteilnahmen von Vancouver (1994 und 2011), Calgary (2004), Edmonton (2006, 2024), Ottawa (2007) und Montreal (2021) blieben Lichtblicke, die nur kurzfristig für Hoffnungen sorgten. Die Toronto Maple Leafs – eine der wertvollsten Organisationen des Profisports – standen 1967 beim letzten von insgesamt 13 Titeln auch zum letzten Mal im Final, Nino Niederreiters Winnipeg Jets standen seit dem Umzug aus Atlanta (2011) noch gar nie in der letzten Runde.
Niederreiters Jets waren das beste Team der Liga
Wer also soll die Kohlen aus dem Feuer holen? Statistisch waren die Jets in dieser Saison die beste Mannschaft der Liga. Die President’s Trophy für das erfolgreichste Team der Regular Season ist allerdings kein Erfolgsgarant. Die Letzten, die aus dieser Auszeichnung einen Stanley Cup machten, waren 2013 die Chicago Blackhawks. Die Jets hatten bereits in der letzten Saison fleissig Punkte gesammelt, wurden dann aber in der ersten Runde von Colorado durch die Mangel gedreht.
Können die Edmonton Oilers mit den Superstars Connor McDavid (Ka) und Leon Draisaitl (De) die Durststrecke beenden? In der vergangenen Saison erzwang der Seriensieger aus den 80er-Jahren (fünf Titel zwischen 1984 und 1990) in der Finalserie gegen Florida als erstes Team seit 1945 ein siebtes Spiel nach einem 0:3-Rückstand, konnte aber wie damals Detroit das Wunder nicht erzwingen. Die Oilers treffen in der ersten Runde zum vierten Mal in Folge auf Kevin Fialas Los Angeles Kings, im historischen Quervergleich haben die Kanadier acht von zehn Playoff-Serien für sich entschieden, inklusive der letzten sechs.
Toronto: Eine gewonnene Serie in den Matthews-Jahren
Ein kanadisches Team wird auf jeden Fall mindestens die zweite Runde erreichen: Die Ottawa Senators – erstmals seit 2017 wieder in den Playoffs vertreten – fordern die Toronto Maple Leafs in der «Battle of Ontario». Die Leafs versuchen zum x-ten Mal in Folge, mit vier fürstlich bezahlten Starspielern (Matthews, Marner, Nylander und Tavares beanspruchen rund die Hälfte des verfügbaren Lohnbudgets) den Unterschied zu machen, obwohl man in den Matthews-Jahren (der Ex-ZSC-Stürmer ist seit 2016 in Toronto) erst eine einzige Serie gewinnen konnte.
Und die Montreal Canadiens? Die Rekordmeister sicherten sich die Teilnahme erst auf den letzten Drücker, sie treffen auf die im Osten topgesetzten Washington Capitals mit dem NHL-Rekordmann Alex Owetschkin (897 Tore).
Mit fünf Teams (Calgary und Vancouver haben die Playoffs verpasst) ist Kanada so gut vertreten wie zuletzt 2017. Damals stiess Ottawa bis in den Halbfinal vor, dort war die Reise gegen den späteren Stanley-Cup-Sieger Pittsburgh Penguins (mit Mark Streit) zu Ende.