Blick: Raeto Raffainer, ist Trainer Johan Lundskog nach dem Verpassen der Pre-Playoffs für nächste Saison noch tragbar?
Raeto Raffainer: Ich kann das so noch nicht beantworten. Wir werden zusammen mit Sportchef Andrew Ebbett eine Analyse durchführen und in den nächsten Tagen mit den Spielern und dem Coaching Staff sprechen. Wir wollen uns Zeit für eine Auslegeordnung nehmen. Dass man da auch die Position des Trainers hinterfragt, ist klar.
Braucht es denn nach einem Misserfolg dieser Grössenordnung nicht personelle Konsequenzen?
Doch, aber nicht zwingend einfach beim Trainer. Das ist das übliche Muster in unserem Business. Die Spieler und deren Leistungen müssen unbedingt auch in die Verantwortung genommen werden. Unsere Mannschaft hatte seit der Saison 2019/20 fünf Trainertypen aus vier verschiedenen Ländern, und das Resultat war für die Ansprüche in Bern immer ungenügend. Wenn wir als Organisation einfach immer nur den Trainer entlassen, dann verschliessen wir aus meiner Sicht die Augen vor dem wirklichen Problem, nämlich der Qualität des Kaders.
Sie sind während der letzten Saison vom HCD gekommen, um den SCB wieder flott zu machen. Jetzt wurde ein neuer Tiefpunkt erreicht.
Ja, das ist ein Tiefpunkt. Doch ich habe von Anfang an gesagt, dass man nach zwei neunten Plätzen nicht das Gefühl haben kann, dass plötzlich alles gut wird, nur weil der Raffainer da ist. Ich denke, dass das Team in dieser Saison noch einmal weniger Substanz hatte. Wir haben mit Pestoni und Heim fast die ganze dritte Linie an Ambri verloren. Um den Umbruch zu schaffen, braucht es einen Plan, Zeit, Geduld und auch mal den Mut, im Sturm nicht immer einzuknicken.
Wie gross ist Ihr Anteil am Versagen?
Natürlich trage ich als Verantwortlicher der Sportabteilung das Versagen mit. Vielleicht hätten wir den Spielern, die in unseren Plänen keine Rolle spielten, nicht schon im November, sondern erst im Februar reinen Wein einschenken können. Doch wir wollten fair sein. Und andere Klubs haben Spieler mit weiterlaufenden Verträgen, die sie nicht mehr wollten, auf die Tribüne gesetzt. Das konnten wir gar nicht, weil wir jeden gebraucht haben – und es ist auch nicht unser Stil, Spieler wegzumobben.
Sie sagten, dass der SCB bestimmt nicht die Pre-Playoffs verpassen werde. Haben Sie die Lage unterschätzt?
Wenn ich bei unserem Vorsprung gezweifelt hätte, wäre auch etwas nicht in Ordnung gewesen. Doch nach der Olympia-Pause sind wir nicht in Fahrt gekommen und die Ausfälle von Scherwey, Kahun, Thomas, Praplan, Untersander oder Henauer haben uns gebremst. Gleichzeitig hat Ambri trotz vielen Ausfällen und teilweise mit nur zwei Ausländern eine Riesen-Serie hingelegt. Chapeau, Ambri!
Der SCB dürfte ein Minus von über zwei Millionen Franken einfahren. Hat das Konsequenzen fürs Budget der nächsten Saison?
Natürlich hat das einen Einfluss auf das Budget. Die Mannschaft wird im nächsten Jahr nochmals in etwa gleich teuer wie dieses Jahr. Mit unserem Businessmodel in Bern können wir nicht einfach ignorieren, was in den letzten zwei Jahren auf der Welt los war.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 22 | 25 | 46 | |
2 | HC Davos | 23 | 25 | 46 | |
3 | Lausanne HC | 24 | 7 | 45 | |
4 | EV Zug | 24 | 23 | 41 | |
5 | SC Bern | 24 | 13 | 39 | |
6 | EHC Kloten | 24 | -1 | 38 | |
7 | EHC Biel | 24 | 3 | 37 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 24 | -11 | 31 | |
9 | SCL Tigers | 22 | -5 | 29 | |
10 | HC Lugano | 22 | -17 | 28 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 22 | -13 | 28 | |
12 | HC Fribourg-Gottéron | 23 | -12 | 28 | |
13 | Genève-Servette HC | 20 | -2 | 26 | |
14 | HC Ajoie | 22 | -35 | 18 |