Beim SC Bern ist es gerade hip, immer wieder den «Code Red» zu befehlen. Mit diesem Stilmittel werden beratungsresistente Teammitglieder auf Kurs getrimmt, bevorzugt allerdings im Schutz der Intimität der Garderobe, nicht in der Öffentlichkeit. Zuletzt musste gar der ansonsten eher wortkarge Beat Gerber aus der Haut fahren und Sätze wie «Einige wollen es vielleicht nicht kapieren» oder «Die Kampfbereitschaft war einst unsere Stärke» in die Blöcke der Reporter diktieren.
Wenn sich Mitglieder einer Klubführung jeweils dazu hinreissen lassen, den Grund für eine sportliche Krise an der Arbeitseinstellung ihrer Angestellten festzunageln, ist das meist leicht erklärbar: Sie wissen es nicht besser. Oder mit den Worten eines erfahrenen Branchenkollegen ausgedrückt: Da fehlt der Rucksack.
Das Votum Gerbers ist aber keine Phrasendrescherei, es verleiht der Binnenkrise im grössten Sportklub der Nation eine tiefere Dimension.
Kein Fortschritt im Vergleich zu Kogler
Dabei brennt eine prinzipielle Frage unter den Nägeln: Welche Rolle spielt der Trainer in dieser Klamotte? Johan Lundskog hat die Mannschaft von Mario Kogler übernommen. Die Erwartungshaltung war, den oberen Strich ins Visier zu nehmen, was durchaus einer mehrheitsfähigen Einschätzung des Potenzials dieser Mannschaft entspricht.
Lundskog war nicht der Ruf vorausgeeilt (falls ihm überhaupt ein Ruf vorausgeeilt ist), hinter der Spielerbank aufzutreten wie fulminantes Quecksilber. Aber ist ein Zusammenhang zwischen der Körpersprache eines Trainers und dem Auftreten seiner Mannschaft überhaupt messbar? Was sich mit bestimmter Sicherheit sagen lässt: Lundskog hat im Vergleich zu seinem Vorgänger Kogler keinen Fortschritt erzielt.
Erstklassiges Arbeitszeugnis – trotz Krise?
Wenn gleichzeitig Stimmen laut werden, die Lundskog ein erstklassiges Arbeitszeugnis ausstellen, bleibt der Betrachter ratlos auf der Strecke. Ja, was ist denn nun los da? Beim SCB verlässt man sich darauf, dass nächste Saison alles besser wird. Optimismus ist grundsätzlich zu begrüssen – aber lässt sich der gute Wille an etwas Greifbarem festmachen? Oder klammert man sich vor allem an die Hoffnung, mit dem Austausch der halben Mannschaft sämtliche Probleme lösen zu können?
Die Dauerkrise kratzt nicht nur am Selbstbewusstsein, sie kratzt auch am Lack des Trainers, und Lundskog ist – egal ob man die Krise an ihm festmachen möchte oder nicht – gerade das Gesicht dieser Krise. Der Schwede benötigt in dieser Saison unbedingt noch ein schönes, versöhnliches Schlussbouquet, damit der Schaden mindestens kosmetisch etwas ausgebeult werden kann.
Wenn die Kampfbereitschaft laut Beat Gerber einst die Stärke dieser Mannschaft war, darf (muss) man sich schon die Frage stellen, warum dieses Qualitätssiegel unter der Obhut Lundskogs nicht mehr vorhanden ist.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 22 | 24 | 43 | |
2 | Lausanne HC | 22 | 9 | 42 | |
3 | ZSC Lions | 20 | 18 | 40 | |
4 | EV Zug | 23 | 18 | 38 | |
5 | EHC Kloten | 22 | 3 | 36 | |
6 | SC Bern | 23 | 12 | 36 | |
7 | EHC Biel | 22 | -1 | 33 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 23 | -8 | 31 | |
9 | HC Lugano | 20 | -11 | 28 | |
10 | HC Fribourg-Gottéron | 22 | -10 | 28 | |
11 | SCL Tigers | 20 | -4 | 26 | |
12 | Genève-Servette HC | 18 | -2 | 24 | |
13 | HC Ambri-Piotta | 20 | -14 | 24 | |
14 | HC Ajoie | 21 | -34 | 18 |