Die Lage ist ernst für die ZSC Lions. Neun Tore haben sie in den ersten beiden Spielen gegen den dezimierten EHC Biel (ohne Brunner und Cunti) kassiert. Nach dem Chaos-Spiel zum Start (4:5) verspielten die Zürcher am Freitag in Biel einen 3:0-Vorsprung (3:4 n. V.).
Die Mannschaft von Rikard Grönborg schafft es auch im dritten Jahr unter dem Schweden nicht, das Spiel zu kontrollieren, Autorität auszustrahlen. Dabei gibt es diesmal keine Ausreden. Alle Stars sind an Bord. Mit der Wahl tut sich der 53-Jährige allerdings schwer. Im zweiten Spiel versuchte er, das Team mit Verteidiger Kivistö zu stabilisieren. Roe, der einstige Erstlinien-Center, war zweimal überzählig.
Mit welchem Ausländer-Quintett er es heute versuchen wird? Das weiss wohl selbst Grönborg noch nicht. Sein Team hat auch nach 54 Saison-Spielen kein Gesicht. Die Mannschaftsteile sind nicht richtig verschraubt.
Grönborg spricht von grossartigem Effort
Der ZSC-Coach versucht sich derweil als Schönfärber und Zweckoptimist. «Es war ein grossartiger Effort. Mir hat der Kampfgeist in diesem Spiel gefallen. Es war viel besser als beim Auftakt. Wir brauchen einfach etwas Glück, dass der Puck für uns springt.» Dazu lamentiert er über Schiedsrichterentscheide. Dass diese Pleite besonders schwer zu verdauen ist, negiert Grönborg. «Das sind alles Profis. Es war ein grosser Schritt nach vorne für uns. Darauf können wir aufbauen.»
Allein auf Puck- und Schiedsrichter-Glück zu hoffen, wird den Löwen, bei denen Marti nach seinem Foul an Künzle eine nachträgliche Spieldauerdisziplinarstrafe, aber keine Sperre bekam, nicht helfen. Da muss – getreu dem vollmundigen Slogan «De Z isch meh» – schon mehr kommen. Sonst könnte es heute bereits die Dernière im Hallenstadion sein. Und das letzte Heimspiel für acht Monate. Denn die neue Swiss Life Arena in Zürich-Altstetten ist erst im November bereit, weil fehlerhafte Schrauben ersetzt werden müssen.
Ein sang- und klangloses Out gegen Biel würde der Geschichte des Hallenstadions, wo Dramatik über all die Jahre zelebriert wurde, nicht gerecht. Das erste gedeckte Eisstadion der Schweiz wurde am 18. November 1950 mit der Partie ZSC – Arosa (5:5 nach 4:1) vor 8000 Fans eingeweiht.
Als Krutow das verrauchte Hallenstadion ins Delirium stürzte
Jahrelang mühte sich der ZSC als Chaos-Klub in der vom Duft von Tabak, Cannabis, Bier und Schweiss geschwängerten Luft ab und zelebrierte Dramen und Momente der Glückseligkeit, wie jene, als man 1992 unter Arno Del Curto mit dem legendären Russen Wladimir Krutow das «Grande Lugano» aus den Playoffs warf.
Erst nach der damals umstrittenen Fusion mit GC und dem Geld von Walter Frey und Peter Spuhler vor 25 Jahren wurde der Klub unter dem Namen ZSC Lions zum Spitzenklub mit dem emotionalen Höhepunkt am 1. April 2000, als Adrien Plavsic die Zürcher gegen Lugano zum ersten Titel seit 39 Jahren schoss. 59:50 stand auf der Uhr.
Es war der Auftakt zu einer langen Nacht. Derzeit deutet wenig darauf hin, dass es im Hallenstadion für den ZSC noch einmal etwas zu feiern gibt. Gewinnt Biel noch zweimal, wird das Eis in Oerlikon für immer abgetaut.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 27 | 32 | 58 | |
2 | HC Davos | 31 | 26 | 57 | |
3 | Lausanne HC | 30 | 9 | 56 | |
4 | EHC Kloten | 31 | 0 | 53 | |
5 | SC Bern | 30 | 17 | 52 | |
6 | EV Zug | 29 | 16 | 46 | |
7 | SCL Tigers | 29 | 3 | 41 | |
8 | EHC Biel | 29 | 1 | 40 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 30 | -8 | 39 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 30 | -19 | 39 | |
11 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 31 | -15 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 27 | 0 | 36 | |
13 | HC Lugano | 29 | -22 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 29 | -40 | 26 |