Auf einen Blick
- Tim Wolf ersetzt verletzten Leonardo Genoni beim EV Zug
- Wolf kämpft mit Siegesdruck und mentaler Umstellung
- Bei drei Niederlagen kassierte Wolf 16 Gegentore
Der Entscheid von Tim Wolf (32) hat erstaunt. Nach fünf Jahren bei Ajoie – davon die letzten drei in der National League – entschied sich der Torhüter für einen Wechsel nach Zug. Wo er hinter dem siebenfachen Meistergoalie Leonardo Genoni (37) die zweite Geige spielen und ihn höchstens zwischendurch entlasten sollte.
Doch alles kam anders.
Genoni verletzte sich vor dem Saisonstart im Training am Unterkörper und fiel aus. Eine Rückkehr wurde vor Ende Oktober kaum erwartet. Wolf muss ihn vollwertig ersetzen. Und so ist die Ausgangslage für den 32-Jährigen komplett neu. Für einen Sieg mit Aussenseiter Ajoie wurde er in der Vergangenheit abgefeiert, weil ihn niemand erwartete. Niederlagen waren (und sind) an der Tagesordnung, sie lösen kein Entsetzen aus.
Beim EVZ aber werden nur Siege gefordert, Niederlagen kaum goutiert. Vor dem 4:2-Sieg gegen den schwungvollen SCB hat Wolf bei drei Pleiten in Folge 16 Gegentore kassiert. Bei Ajoie vielleicht eine Randnotiz, in Zug kann das schon mal Pfiffe von den Rängen auslösen. Der Zürcher steht unter einem anderen Druck.
«Mental eine Umstellung»
«Ja», bestätigt Wolf, «es kommt gerade einiges zusammen. Die Erwartungshaltung hier ist grösser, und die will man erfüllen. Der Siegesdruck für jedes Spiel ist grösser.» Ein positiver Nebeneffekt seines Engagements im Jura: Er hat gelernt, Niederlagen schnell abzuhaken. «Das nächste Spiel hat nichts mit dem vorherigen zu tun», seine Routine helfe ihm da.
Wolf gesteht aber auch, dass während des Ausfalls von Genoni schon Nervosität mitspiele. «Ich will dem Team jeden Abend helfen, das Spiel gewinnen zu können. Das ist mir bis jetzt aber nicht immer gelungen.» Das gehöre zum Prozess. Damit meint er den Wandel vom vorgesehenen Ersatz- zum (zwischenzeitlichen) Stammkeeper. «Mental ist das eine grosse Umstellung, ein Prozess, der nicht von heute auf morgen erfolgt.»
Damit spricht er den Umstand an, dass er in den letzten Jahren pro Spiel zwischen 40 und 50 Schüsse auf seinen Kasten bekam. Bei den letzten drei Niederlagen gegen Lausanne (3:6), Kloten (3:4) und Davos (2:6) sind es 26, 24 und 29. Das sei für ihn ein riesiger Unterschied und gewöhnungsbedürftig, aber mit jedem Einsatz finde er besser rein.
Und wer ist eigentlich der Ersatz vom Ersatz? Er trägt den klangvollen Namen Santo Simmchen, ist 19-jährig und 1,96 m gross. Der Deutsche mit Schweizer Pass stammt aus dem Davoser Nachwuchs und spielte letzte Saison in der NAHL, der nordamerikanischen Juniorenliga, bei den North Iowa Bulls. Beim EVZ ist er im letzten Vorbereitungsspiel gegen den HCD für 30 Minuten zum Einsatz gekommen. Bei Trainer Dan Tangnes (45) kürzlich nach der Belastbarkeit Wolfs und einem möglichen Auftritt von Simmchen nachgefragt, lässt der Norweger wissen, dass der Teenager seine Chance bekommen werde. Derzeit soll aber Wolf der Rückhalt sein. Dass er mit 32 diese neue Herausforderung noch erlebe, treibe ihn an.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 19 | 19 | 40 | |
2 | HC Davos | 21 | 21 | 40 | |
3 | Lausanne HC | 21 | 8 | 40 | |
4 | SC Bern | 22 | 15 | 36 | |
5 | EHC Kloten | 21 | 2 | 33 | |
6 | EV Zug | 21 | 14 | 33 | |
7 | EHC Biel | 21 | 0 | 32 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 21 | -4 | 31 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 21 | -9 | 27 | |
10 | SCL Tigers | 19 | -3 | 25 | |
11 | HC Lugano | 19 | -13 | 25 | |
12 | HC Ambri-Piotta | 19 | -12 | 24 | |
13 | Genève-Servette HC | 17 | -3 | 22 | |
14 | HC Ajoie | 20 | -35 | 15 |