Auf einen Blick
- Beat Forster ist beim EHC Biel direkt vom Spieler zum Assistenztrainer geworden
- Sein neuer Alltag erfordert längere Präsenzzeiten, aber weniger körperliche Anstrengung
- Daneben hat Forster noch zwei weitere Hockey-Projekte am Laufen
Morgens um 8 Uhr in Biel. Eine kalte Nacht hat sich eben erst in einen nebligen Tag verwandelt, doch im Trainerbüro der Tissot Arena herrscht bereits Hochbetrieb. Beat Forster sitzt mit Headcoach Martin Filander, Assistenztrainer Mathias Tjärnqvist und Off-Ice-Coach Jordi Rozijn zusammen. Es wird eifrig diskutiert und das Training vorbereitet.
Zunächst wird abgecheckt, wer von den Spielern überhaupt dabei ist. Diverse sind mit Nationalmannschaften unterwegs, andere krank oder verletzt. Es werden alle auf den neusten Stand gebracht und der Inhalt des Trainings festgelegt. «Heute kriegen wir gerade mal drei Blöcke zusammen», sagt Forster stirnrunzelnd.
Eins-zu-eins-Duelle mit Brocken Forster
Während sich der 42-Jährige mit seinen Trainerkollegen bespricht, trudeln daneben in der Garderobe allmählich die Spieler ein. Um 10 Uhr geht es dann richtig los, inzwischen hat Forster die Schlittschuhe montiert, das Eistraining startet. Zuerst wendet sich die Verteidiger-Legende den Verteidigern für ein Skills-Training zu, später wird im ganzen Team trainiert, und Headcoach Filander übernimmt das Zepter. «Zwischen uns im Trainerstaff hat es von der ersten Minute an gematcht», so Forster.
Um 11.15 Uhr ist der offizielle Teil des Trainings vorbei, doch Forster bleibt mit den jungen Verteidigern Jonathan Moser, Gaël Christe und Rodwin Dionicio auf dem Eis, es wird an Details gefeilt. Und zum Schluss will Stürmer Nicolas Müller mit dem ehemaligen Verteidiger-Brocken noch ein wenig Eins-zu-eins-Duelle üben.
Vertrauensperson für Headcoach Filander
Derweil hat Filander das Eis verlassen und spricht mit Blick in den höchsten Tönen über seinen Assistenztrainer: «Beat ist für Mathias und mich, als Neulinge in der Liga, eine grosse Hilfe, er kennt hier alles und jeden.» Dem Schweden gefallen auch Forsters Charakterzüge: «Er ist der Typ Mensch, der alles tut, um seine Verantwortung wahrzunehmen. Ich kann ihm in allen Situationen vertrauen, was für mich als Headcoach sehr beruhigend ist.»
Inzwischen ist es 11.45 Uhr, und auch Forster hat das Eis verlassen. Es stehen noch einige Nachbesprechungen an, mit Videos wird heute nicht gearbeitet. Allmählich hat Forster Hunger. Von zu Hause hat er vorgekochte Pasta mitgebracht, die macht er in der Mikrowelle warm, setzt sich im an die Garderobe angrenzenden Aufenthaltsraum hin und spricht während seines Lunchs mit Blick über seinen neuen Job.
Die erste Coach’s Challenge verpasst
«Es gefällt mir sehr gut, und so viel hat sich ja nicht geändert, ich führe noch immer ein Hockeyleben», sagt er. Seine Tage sind länger als noch als Spieler, dafür die körperliche Belastung geringer, «und diese vermisse ich überhaupt nicht». Lust, während der Spiele selbst aufs Eis zu springen, um zu helfen, hat er auch noch nie verspürt, «ich könnte es nicht besser».
Vielmehr glaubt er, dass es dem Team mehr bringt, wenn er es von aussen unterstützt. Mit Anweisungen und Tipps für die Verteidiger, aber auch für die Stürmer, weil er aus seiner Karriere weiss, wie Verteidiger denken. «Jetzt, wo ich nicht mehr spiele, kann ich diese verraten», sagt Forster mit einem Schmunzeln. Während der Matches fungiert er als Bindeglied zwischen Filander, der sich um die Wechsel der Verteidiger kümmert, und Tjärnqvist, der selbiges bei den Stürmern macht. Mit einem Kopfhörer im Ohr, der Forster mit dem Staff auf der Tribüne in Verbindung hält. Das Ganze musste sich zuerst einspielen. Im ersten Spiel hat Forster eine Coach’s Challenge nicht angeregt, die er hätte anregen müssen. «Ein Rookie-Fehler», meint er.
Von den Ex-Teamkollegen zurückgezogen
Fehler sind in den kommenden Wochen nicht gefragt. Der EHC Biel liegt nur auf Rang 11 und braucht Punkte, um es noch in die Play-ins zu schaffen oder auch, um nicht weiter abzurutschen. Ist es für ihn als Trainer nun ein anderer Druck? «Als Spieler bist du schon noch ein Stück mehr in der Verantwortung. Im Trainerbüro spüre ich diesen Druck nicht, wir bleiben unserem Spiel treu.»
Verändert hat sich durch den neuen Job auch die Beziehung zu seinen ehemaligen Mitspielern, da Forster jetzt ein Vorgesetzter ist. Allein schon räumlich gibt es jetzt eine Abgrenzung, weil er nicht mehr bei ihnen in der Kabine sitzt. «Dadurch spricht man automatisch nicht mehr so viel über Alltägliches wie früher. Eine gewisse Distanz ist gut, deswegen habe ich mich zu Beginn auch bewusst etwas zurückgezogen.» Das sei ein natürlicher Prozess, «es ist aber auch genauso wichtig, dass ich mich selbst bleibe». Ob er sich vorstellen kann, dereinst selbst Headcoach zu werden? «Man sollte niemals nie sagen, aber Stand jetzt nicht. Ich habe als Spieler genug lang in der ersten Reihe gestanden.»
Entwickler einer KI-Coaching-Plattform
Forster hat seine Pasta inzwischen verdrückt, duscht rasch, inzwischen ist es 13.30 Uhr. Aber sein Arbeitstag ist noch nicht vorbei. In der «sBIELbar» gleich neben der Tissot Arena hat er mit Patrick Stuber abgemacht. Gemeinsam mit dem 22-Jährigen ist Forster daran, eine KI-Coaching-Plattform zu entwickeln, die im Frühling auf den Markt gebracht werden soll. «Ich bin ein grosser Fan von künstlicher Intelligenz und davon, dass man sehr effektiv arbeiten kann. Daraus ist die Idee entstanden, einen Bot zu kreieren, der ein Hockey-Coach ist, auf der Basis von künstlicher Intelligenz», erklärt Forster. Dieser soll Coaches, aber auch Spielern in vielen Bereichen helfen, von der Trainingsgestaltung über die Taktik bis hin zu mentalen Aspekten und Ernährung.
Doch das ist noch nicht alles. Daneben stellt Forster derzeit auch noch ein physisches Coaching-Programm namens «Masterclass» auf die Beine. Damit will er Trainern im Mai bei der Ausbildung von jungen Verteidigern einen Leitfaden mit auf den Weg geben. «Ich bin der Meinung, dass in diesem Bereich in der Schweiz einiges nicht optimal läuft, und möchte mithelfen, dies zu ändern», erklärt er. Inzwischen ist es 15.30 Uhr, als sich Forster von Stuber verabschiedet und auf den Heimweg macht. Das Leben für das Eishockey hat für Beat Forster mit seinem Rücktritt als Spieler nicht aufgehört. Es hat eben erst richtig angefangen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 45 | 28 | 87 | |
2 | ZSC Lions | 43 | 34 | 82 | |
3 | SC Bern | 46 | 17 | 78 | |
4 | EV Zug | 45 | 33 | 77 | |
5 | HC Davos | 44 | 20 | 75 | |
6 | HC Fribourg-Gottéron | 45 | 2 | 72 | |
7 | EHC Kloten | 46 | -16 | 68 | |
8 | SCL Tigers | 46 | 6 | 66 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 45 | -14 | 62 | |
10 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 45 | -11 | 61 | |
11 | EHC Biel | 44 | -6 | 58 | |
12 | HC Lugano | 45 | -21 | 57 | |
13 | Genève-Servette HC | 44 | -16 | 54 | |
14 | HC Ajoie | 45 | -56 | 45 |