Beim Foto-Termin im Berner Rosengarten zwischen Touristen aus aller Welt ruft SCB-Coach Jussi Tapola (49) seine Hündin Eeva zu sich. Der Golden Retriever folgt aufs Wort. Wenn seine Spieler annähernd so gut auf den Finnen hören, können es die Berner noch ganz weit bringen.
Ein erster Schritt ist gemacht, der Start mit 18 Punkten aus neun Spielen und Platz drei geglückt. Tapolas Handschrift ist bereits erkennbar. Er hat der Mannschaft Beine gemacht und dem Spiel eine Struktur verpasst. Der Mann, der Tappara Tampere letzte Saison zum Sieg in der Champions League und zum Meistertitel führte, strahlt mehr Autorität aus als seine Vorgänger Lundskog und Söderholm.
Dabei hatte vor Jahren nichts darauf hingedeutet, dass sich Tapola einen Namen im Eishockey machen würde. Als Aktiver spielte er nur in der zweiten und dritten Liga. «Ich hatte nicht die Karriere, die ich mir erträumt hatte», gibt er zu. Es habe ihm an der richtigen Einstellung und an aussergewöhnlichen Fähigkeiten gemangelt. Statt Hockey-Star wird er Lehrer. Er unterrichtet Zehn- bis Zwölfjährige in allen Fächern.
«Ich merkte sofort: Das ist es, was ich machen will»
Wie kommt es, dass aus einem unbedeutenden Spieler ein Top-Coach wurde? «Es überrascht mich auch, dass ich in der Lage war, Erfolg mit meinen Teams zu haben», sagt Tapola mit herzhaftem Lachen. «Als ich angefragt wurde, ein Junioren-Team zu coachen, gefiel mir das sofort. Dann erhielt ich die Möglichkeit, als professioneller U20-Trainer zu arbeiten. Und hier bin ich und mache immer noch den gleichen Job. Ich hatte Glück, dass ich mit vielen guten Leuten arbeiten konnte.»
Fiel ihm der Entscheid schwer, die Stelle als Lehrer aufzugeben? «Nein und ich habe es nie bereut. Als ich mit dem Coaching begann, merkte ich sofort: Das ist es, was ich machen will.»
Er habe stets dazugelernt. «Als Trainer musst du so bescheiden sein, zu wissen, dass du nicht alles weisst», sagt Tapola. «Vor etwa zehn Jahren begannen die Spieler Fragen zu stellen und nahmen nicht mehr nur Anweisungen entgegen. Früher war die Kommunikation von oben nach unten. Jetzt müssen wir Coaches Antworten liefern.»
Tapola ist oft mit dem Velo unterwegs
Um sich für sein zweites Ausland-Abenteuer – 2018 war er ein halbes Jahr in der KHL beim chinesischen Klub Kunlun in Shanghai tätig – zu rüsten und seinen Sport-Wortschatz zu erweitern, schaute er sich im Sommer Dokus wie «The Last Dance» um Basketball-Legende Michael Jordan oder die Fussball-Serie «Sunderland 'Til I Die» an.
Der 49-Jährige kann sich gut auf Englisch ausdrücken, versteht auch Schriftdeutsch, wobei er den Dialekt verwirrend findet. Dass er in der Fremdsprache in den Meetings nicht ausufernd ins Plaudern gerät, sieht er als Vorteil. «Die Spieler wissen es bestimmt zu schätzen. Meine Ansprachen sind kurz und einfach.»
Er sei «gut mit Leuten, fordernd, aber fair, humorvoll, stur, hart arbeitend und ein positiv denkender Mensch», beschreibt sich Tapola. Mit seiner Frau Mia, Sohn Miska (15) und Tochter Siiri (14) wohnt er in Ittigen BE, während sein ältester Sohn Jere (30) in Finnland lebt. Oft ist er mit dem Velo unterwegs und hat die Region Bern längst erkundigt, weiss über seine neue Heimat Bescheid. Als Sport-Fan war er im Wankdorf, als sich YB das Champions-League-Ticket sicherte. Und als der passionierte Tennisspieler hört, dass Roger Federer schon an SCB-Spielen war, signalisiert er, dass er den Maestro nur zu gerne einmal kennenlernen würde.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 30 | 28 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 29 | 7 | 53 | |
4 | EHC Kloten | 30 | -2 | 50 | |
5 | SC Bern | 29 | 16 | 49 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | SCL Tigers | 28 | 4 | 41 | |
8 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 29 | -16 | 39 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 30 | -18 | 36 | |
13 | HC Lugano | 28 | -25 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |