Tim Bozon blickt auf sein Drama zurück
«Der 1. März könnte mein Todestag sein»

Am 1. März 2014 wird Tim Bozon mit einer akuten Hirnhautentzündung ins Krankenhaus eingeliefert. Zwölf Tage später fällt er ins Koma, schwebt gar in Lebensgefahr. Zehn Jahre danach lässt er nun sein Leben Revue passieren.
Publiziert: 01.03.2024 um 10:44 Uhr
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Aktualisiert: 01.03.2024 um 11:16 Uhr
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Lausanne-Stürmer Tim Bozon litt vor 10 Jahren an einer Hirnhautentzündung.
Foto: Getty Images
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Grégory Beaud

«So, das ist meine Geschichte.» Tim Bozon hat gerade eine Stunde lang über sein Missgeschick gesprochen. Dabei gab er vor dem Gespräch zu bedenken: «Ich mag Interviews nicht so gerne.» Doch etwas stimmte ihn um: Das Wort Hirnhautentzündung. Am 1. März 2014 wurde er mit einer schweren Hirnhautentzündung (Meningitis) ins Krankenhaus eingeliefert. «Der 1. März könnte mein Todestag sein.»

Im Laufe der Erzählung wechselt der Stürmer zwischen Momenten der Selbsterkenntnis und krassen Momenten über das, was er durchgemacht hat: «Als ich ins Koma fiel, lag meine Überlebenschance bei fünf oder sechs Prozent.»

28. Februar 2014. An diesem Tag bestritt Tim Bozon ein Spiel der kanadischen Juniorenliga. «Die Zeit direkt nach dem Spiel ist der letzte Moment, an den ich mich erinnere. Alles, was danach kommt, bis ich aus dem Koma erwachte, hat man mir erzählt. An diesem Abend fühlte ich mich nicht gut, spürte etwas Fieber und war plötzlich rastlos und unruhig. Und dann? Nichts mehr.»

«Sehe einen Kerl, der vollkommen abgemagert ist»

Nach einigen Tagen in einer Art Dämmerzustand fällt er ins Koma. «Wenn ich die Bilder wieder sehe, bemitleide ich mich selbst.» Diese Momente sind präsent, gespeichert auf seinem Handy. Er hat keine Probleme damit, über die Bilder zu sprechen. «Wenn ich sie anschaue, weine ich nicht, aber es berührt mich. Ich sehe einen Kerl, der vollkommen abgemagert ist. Das ist schon hart.» Mitte März wurde er dann sanft aus dem Schlaf geholt.

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Er gibt zu, dass er nach dem Koma die Geduld verloren hat, aber paradoxerweise war es genau diese Eigenschaft, die er benötigte, um wieder ein Profi auf hohem Niveau zu werden. Denn trotz des einmonatigen Krankenhausaufenthalts war Tim Bozon bereits kurz danach bereit dafür, die nächste Saison in Angriff zu nehmen. Ein Kunststück, das nur ein starker Charakter hinbiegen kann.

Der Traum der NHL

Bevor er krank wurde, hatte Tim Bozon einen klaren Weg vor sich. Der Draftpick der Montréal Canadiens (2012, Nr. 64) war für die NHL prädestiniert. Doch seine Pläne wurden über den Haufen geworfen. «Die Hirnhautentzündung und das Koma sind eine Sache. Aber es war vor allem die Zeit des Wiederaufbaus, die mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Mein Körper konnte sich in dieser Zeit nicht so entwickeln, wie das normalerweise der Fall gewesen wäre.» In den Monaten, in denen er die verlorene Zeit wettmachte und die geschwundene Muskulatur wieder aufbauen musste, machten die anderen Talente in seinem Alter weitere Schritte in Richtung NHL.

Die Zeit heilt Wunden. Aber der säuerliche Geschmack der verpassten Chance kommt ab und zu in Form einer unbändigen Sehnsucht zurück. «Wenn meine Mutter mich das sagen hören würde, würde sie mir garantiert eine Ohrfeige verpassen (lacht). Für sie ist es das Wichtigste, dass ich lebe und gesund bin.» Natürlich ist auch ihm selbst bewusst, dass er Glück hatte. «Ich spiele Eishockey und liebe diesen Sport tief und intensiv.» Das zeigt sich auch auf dem Eis. In dieser Saison hat er bereits seinen Rekord an Punkten (28) und Toren (16) übertroffen.

Tim Bozon wird am 24. März 30 Jahre alt. Die Zehn-Jahres-Marke sieht er nicht als Gelegenheit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Aber vielleicht ist es eine Gelegenheit, Bilanz zu ziehen und zu versuchen, nach vorne zu schauen. Heute blickt Tim Bozon mit viel Philosophie, Bescheidenheit und Abstand auf dieses Jahrzehnt zurück. Er hätte das Recht, wütend zu sein. Und das war er wahrscheinlich auch. Oft. «Das Leben ist hart und ungerecht. Ich weiss, wovon ich spreche. Mir hat das Leben einen Traum zerstört, den ich mir mein ganzes Leben lang ausgemalt hatte. Ich hatte einen Plan A und muss nun meinen Plan B finden. Das ist seit zehn Jahren mein Leben.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
20
12
40
2
ZSC Lions
ZSC Lions
18
20
39
3
HC Davos
HC Davos
19
21
38
4
SC Bern
SC Bern
20
15
33
5
EHC Biel
EHC Biel
19
4
32
6
EV Zug
EV Zug
19
11
29
7
EHC Kloten
EHC Kloten
19
-2
28
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
19
-8
26
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
18
-10
24
10
HC Lugano
HC Lugano
17
-13
22
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
19
-11
22
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
16
-2
21
13
SCL Tigers
SCL Tigers
17
-3
21
14
HC Ajoie
HC Ajoie
18
-34
12
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