Anfang Oktober ist die Welt des Connor Hughes noch eine andere. Er ist der Ersatzgoalie von Fribourg-Gottéron. Eine günstige Lösung dazu, als Nummer 2 hinter Nati-Goalie Reto Berra. Ein Begriff ist er damals nur Hockey-Insidern. Denn vor seiner Zeit an der Saane spielte er in der Swiss League für die Ticino Rockets und Langenthal.
Doch dann verletzt sich Berra am Rücken, muss sich einer Operation unterziehen. Aus der klaren Nummer 2 wird über Nacht die Nummer 1. Und plötzlich sieht die ganze Schweiz: Dieser Hughes ist ja richtig gut! Fribourg kann problemlos der Versuchung widerstehen, sich mit einem ausländischen Goalie zu behelfen.
Die Ereignisse überstürzen sich
Der November zieht ins Land. Hughes wird immer besser und selbstsicherer. Es folgt der Dezember, und in diesem Monat überstürzen sich für den 26-jährigen Kanada-Schweizer die Ereignisse.
Zunächst wird er von Nati-Trainer Patrick Fischer für die Swiss Hockey Games in Fribourg aufgeboten. Wie bescheiden dieser Typ ist, zeigt sich, indem er nicht etwa mit dem Sportwagen, sondern mit dem Stadt-Linienbus im Nati-Camp vorfährt. Dort gibt er gegenüber Blick zu Protokoll: «Ich war schon etwas nervös. Es ist schon verrückt, was in den letzten drei Monaten alles geschehen ist.»
Aber es wird noch viel verrückter. Hughes debütiert gegen Tschechien (1:2) tatsächlich mit der Nati. Fast zeitgleich wird offiziell, dass Hughes auf die nächste Saison zu Lausanne wechseln wird. Erstmals in seiner Karriere hat er einen dicken Vertrag unterschrieben – Lausanne ist nicht dafür bekannt, sein eingekauftes Personal am Hungertuch nagen zu lassen.
Zwei Nationalteams in 10 Tagen
Und dann? Endlich ein paar besinnliche Tage mit seiner Liebsten an Weihnachten, um das alles setzen zu lassen? Denkste! Es ereilt ihn der Anruf vom Team Canada. Die Ausrüstung ihres Goalies Michael DiPietro sei irgendwo hängen geblieben. Ob er aushelfen könne. Hughes kann, eilt nach Davos.
Gepackt hat er für eine Nacht, um beim Eistraining den zweiten Goalie zu stellen, am Ende bleibt er bis zum Aus des Team Canada. Und bestreitet mit dem Segen von Swiss Ice Hockey sogar einen Match. Zwei Spiele mit zwei verschiedenen Länderauswahlen innert zehn Tagen – das muss ihm erst mal einer nachmachen.
Da sein Spiel am Spengler Cup in Kanada auf TSN übertragen werden, überquillt anschliessend der Mitteilungseingang auf seinem Handy. «Ich habe sehr viele Nachrichten von Leuten erhalten, die mich seit Jahren nicht mehr hatten spielen sehen. Sie waren überrascht, mich im Kanada-Dress zu sehen», sagt er mit einem herzhaften Lachen.
Bald ist Berra zurück
«Ja, das war schon alles ziemlich verrückt», muss er nicht zum ersten Mal in diesem Monat zugeben. Doch so surreal das alles für Connor Hughes in der Rückbetrachtung auch erscheinen mag, zurücklehnen will er sich nicht. Sondern formuliert in Davos bereits sein nächstes Ziel: «Ich will es ins WM-Kader der Schweizer Nati schaffen.»
Doch zuerst wartet in Fribourg eine grosse Herausforderung auf ihn. Und die vielen Erfahrungen während seinem verrückten Dezember werden Hughes helfen, sich dieser zu stellen. Denn Reto Berra hat zum Jahresende seine ersten Eistrainings absolviert, befindet sich im Wiederaufbau. Ein Comeback Ende Januar scheint realistisch.
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Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |