Der SCB hat seine Wahl getroffen. Sportchef Andrew Ebbett (40) liess sich durch die missglückten Engagements von Johan Lundskog (Sd, 38) und Toni Söderholm (Fi, 45) nicht davon abhalten, erneut einen Trainer aus Skandinavien zu holen. Jussi Tapola (48), der für zwei Jahre unterschrieben hat, bringt aber einen weit grösseren Erfahrungsschatz als Cheftrainer mit als seine beiden Vorgänger.
In den letzten Jahren wurde er regelrecht vom Erfolg verfolgt. Mit Tappara Tampere gewann er diese Saison nicht nur seinen vierten finnischen Meistertitel nach 2016, 2017 und 2022, sondern auch die Champions League.
Nur von einem Abstecher zum chinesischen KHL-Klub Kunlun 2018/19 unterbrochen, war er zehn Jahre er in verschiedenen Funktionen bei Tappara tätig. Der Vorzeigeklub hatte in dieser Zeit nur zwei Cheftrainer und war äusserst attraktiv für junge Spieler, weil er für finnische Verhältnisse gute Löhne bezahlt und die Erfolgs- und Entwicklungs-Perspektiven bestens sind.
Tapolas Motto war bei Tappara «defense first»
Nicht nur SCB-Sportchef Ebbett sagt, dass Tapola eine «fordernde Persönlichkeit» sei. Das Gleiche hört man auch aus seiner Heimat. «Er lässt es dich wissen, wenn du faul bist», sagt Timo Kunnari, Hockey-Journalist bei «Iltalethi».
Man kann Tapola auch als eine jüngere Version von Kari Jalonen (63), dem letzten SCB-Meistercoach, bezeichnen. Auch von Tapola ist kein Spektakel-Hockey zu erwarten. Tappara spielte unter ihm unter dem Motto «defense first». Das könnte auch ein Grund dafür gewesen sein, dass die Zuschauerzahlen trotz hochmoderner WM-Arena zu Beginn der Saison abnahmen und man sich entschied, sich Ende Saison zu trennen.
Beim SCB sind die Zeiten aber wohl vorbei, in denen Trainer, wie 2011 Larry Huras, entlassen werden, weil die Fans zu wenig unterhalten werden. Bern dürstet nach vier Horror-Jahren nach Erfolg. Und die grossen Berner Teams waren stets auf einem soliden Defensiv-Fundament gebaut.
«Ich hoffe, Fans, Medien und Klub-Verantwortlichen haben Geduld»
Einige Beobachter betonen, dass Tapola bei Tappara Zeit brauchte, um seine Ideen umzusetzen. «Ich hoffe, Fans, Medien und Klub-Verantwortlichen haben Geduld», sagt Kunnari. Geduld war allerdings in den letzten Jahren keines der Erkennungsmerkmale des SCB. Tapola ist der sechste Trainer seit Jalonens Entlassung 2020.
Seit Tapola auf dem Markt war, hörte man stets, dass er für einen Job bei einem Schweizer Grossklub zu wenig gut Englisch spreche und kein grosser Kommunikator sei. Doch in Gesprächen mit Ebbett überraschte der Finne diesbezüglich. In der Medienmitteilung des SCB heisst es dennoch, dass der 48-Jährige kein «Fan grosser Worte» sei. «Lieber lasse ich Leistung und Resultate sprechen. Die Mannschaft muss sich den Support der besten Fans Europas verdienen.»
Die Frage wird sein, wie er sich im zuweilen toxischen Berner Umfeld behaupten kann, nachdem er in Tampere über viel Macht verfügt hat. Die dafür nötige starke Persönlichkeit habe er, heisst es allerseits. Er sei auch ein wenig stur, sagt Kunnari und fügt schmunzelnd an: «Wie alle finnischen Männer in diesem Alter.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |