Die Lakers haben sich in der Spitzengruppe der Liga etabliert. Was bei der Konkurrenz zunächst mit Verwunderung zur Kenntnis genommen worden ist, wird nun mit Bewunderung goutiert. Weil sich die Frage gestellt wird: Wie macht das Trainer Stefan Hedlund mit dieser Mannschaft möglich? Den wichtigsten Faktor streicht der Schwede in einem Satz zusammengefasst heraus: «Wir treten mit der Kraft von 25 Spielern auf, nicht nur mit einer Handvoll Superstars.»
Eigentlich, so pflichtet Hedlund lächelnd bei, ist er noch ein Trainer-Rookie. Die aktuelle Saison ist erst sein drittes Jahr (!) als Headcoach einer Profi-Mannschaft in einer höchsten Liga. Bevor er 2021 nach Rapperswil-Jona SG kam, war er in seiner Heimat bei Skelleftea in der SHL Co-Trainer in einer Dreier-Kombo. «Das war zwar eine phänomenale Erfahrung. Doch ich bekam das Gefühl, dass ich oft auch Kompromisse eingehen muss, und spürte, dass ich lieber die gesamte Verantwortung habe.»
Dabei dachte Hedlund 2007, als er seine Trainer-Karriere beim Pitea HC im Nachwuchsbereich als noch aktiver 1.-Liga-Spieler startete, nicht im Traum daran, eines Tages Profi-Coach zu sein. «Ich war super glücklich mit meiner Situation.» Er arbeitete 50 Prozent als Junioren-Trainer und 50 Prozent als Turnlehrer. Dieses Studium wie auch die Trainer-Kurse begann er ebenfalls als noch aktiver Stürmer. Die vierjährige Ausbildung zum Turnlehrer, so weiss der Vater von vier Kindern heute, hat ihm für seine Tätigkeit als Hockeytrainer mehr gebracht als jeder Coaching-Kurs.
Fragen zum Leben, zum Menschen, dem Charakter
Denn Hedlund will sich nicht nur mit dem Spieler befassen, sondern auch mit dem Menschen. Als er vor zwei Jahren die Herausforderung und zugleich Chance beim SCRJ angenommen hat, war eine seiner ersten Amtshandlungen eine Umfrage bei den Spielern. Auf Papier, zum Ausfüllen. Mit Fragen zum Sportlichen, zum Leben, zum Menschen, zur Familie, den Interessen, dem Charakter, den Zielen. «Das sollte ein Zeichen sein, dass uns am Herzen liegt, jeden Einzelnen besser kennenzulernen.» Von jedem Spieler hat der 47-Jährige ein Dossier angelegt mit allen Informationen. «Das ist zu einem wichtigen Werkzeug geworden. Nur so kann ich jeden individuell fördern.»
SCRJ-Sportchef Janick Steinmann (35) kannte die Arbeitsweise Hedlunds aus eigener Erfahrung. 2017/18 arbeitete er beim EVZ als dessen Assistent beim Swiss-League-Team. «Als Klub haben wir unsere Lakers-Philosophie weiterentwickelt und anhand davon einen Trainer gesucht, der dies in der täglichen Arbeit umsetzt», so Steinmann. Von Hedlund wusste er, dass er die angestrebte Leistungskultur vermitteln und die Spieler davon überzeugen kann.
Nach Heimspielen in den Kraftraum
Yannick-Lennart Albrecht (28) spielte beim EVZ unter Hedlund, als dieser 2018/19 Assistent von Dan Tangnes (43, No) war. Der Stürmer wusste genau, was auf ihn zukommt, für den Rest des Teams sei es bestimmt eine grosse Veränderung gewesen. «Vielleicht sogar ein Schock. Es war spannend, zu beobachten, wie die Spieler darauf reagiert haben und eines Tages realisierten, dass es so wirklich funktionieren kann.» Albrecht beschreibt den Trainer als extrem fordernd, bereits in den Trainings. «Er duldet keinen Larifari-Betrieb.»
Ein Beispiel: Unter Hedlund müssen die Spieler nach einem Heimmatch noch im Kraftraum zu einer Session antreten, sofern am nächsten Tag kein Spiel ansteht. «Zu Beginn taten sie dies nur widerwillig», weiss der Coach. «Zeitgleich liefen manchmal die Gegner, die wir soeben besiegt haben, am Fenster vorbei. Das war ein starkes Zeichen von uns.» Denn die Erkenntnis reifte bei den Spielern, dass sie mit diesem und anderen Extra-Efforts Erfolg haben können.
Verteidiger David Aebischer, der aus einer frustrierenden Situation bei Gottéron zu Rappi gekommen ist, sagt: «Stefan ist eine wichtige Person für mich und meine Karriere.» Der 22-Jährige bekam von Anfang an Vertrauen. Er dürfe als junger Verteidiger, für die es schwierig geworden sei, in dieser Liga Fuss zu fassen, auch kreativ sein und mal einen Fehler machen.
Der Lakers-Trainer hat nebst der erhöhten Leistungskultur beharrlich eine strukturierte und dennoch attraktive Spielweise implementiert, mit der passenden Rolle für jeden. Die Akteure werden stets in Gespräche über das System einbezogen. Dank der konsequenten Umsetzung ist der SCRJ ein Top-Team. «Für die Spieler wäre es einfach gewesen zu sagen, dass sie unter diesem verrückten Schweden nicht arbeiten wollen. Hätten sie dies getan, wäre meine Karriere in der Schweiz eine kurze gewesen», so Hedlund. Und Sportchef Steinmann betont: «Das Lob geht auch ans Team.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | ZSC Lions | 27 | 32 | 58 | |
2 | HC Davos | 31 | 26 | 57 | |
3 | Lausanne HC | 30 | 9 | 56 | |
4 | EHC Kloten | 31 | 0 | 53 | |
5 | SC Bern | 30 | 17 | 52 | |
6 | EV Zug | 29 | 16 | 46 | |
7 | SCL Tigers | 29 | 3 | 41 | |
8 | EHC Biel | 29 | 1 | 40 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 30 | -8 | 39 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 30 | -19 | 39 | |
11 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 31 | -15 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 27 | 0 | 36 | |
13 | HC Lugano | 29 | -22 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 29 | -40 | 26 |