Arno Del Curto, Sie haben die Geschichte des HC Davos während mehr als 20 Jahren geprägt. Was bedeutet der 100. Geburtstag des Klubs für Sie?
Arno Del Curto: Der HC Davos hat seine Daseinsberechtigung über einen langen Zeitraum hinweg unter Beweis gestellt. Sicher trug der Klub auch dazu bei, dass sich das Schweizer Eishockey verändern und verbessern konnte und die Popularität heute gross ist.
Der Klub ist untrennbar mit Ihrem Namen und einer einmaligen Erfolgsgeschichte verbunden: Was war das Beste daran?
Ich kann nur sagen, dass es eine geile Zeit war. Eigentlich war es noch geiler als geil. Alles hat gepasst, die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort. Wir haben wie eine Familie zusammengelebt, was sonst undenkbar ist in diesem Business. Ab und zu sehe ich heute ehemalige Spieler. Fast immer bezeichnen sie den Zusammenhalt in der Mannschaft als einzigartig. So etwas haben sie nachher nie mehr erlebt, das ist für mich das schönste Kompliment.
Vor dem Jubiläumsspiel am 1. April: BLICK würdigt in einer fünfteiligen Serie den Kultklub und seine Menschen.
Vor dem Jubiläumsspiel am 1. April: BLICK würdigt in einer fünfteiligen Serie den Kultklub und seine Menschen.
Gibt es Momente, die Sie besonders bewegt haben?
Solche Momente gab es tausendfach. Aber die schönste Saison war diejenige nach dem Meistertitel 2015.
Nach dem Meistertitel? Weshalb?
Bei der erstmaligen Teilnahme an der Champions Hockey League gelang es dem HCD, in den internationalen Rinks Spuren zu hinterlassen. Nach dem Gruppensieg eliminierte die junge Mannschaft Teams aus grossen Nationen und gewann gegen Spitzenteams aus Tschechien, Finnland und Schweden. Man erinnert mich heute noch an das abgefahrene Interview, das ich in Skelleftea im Viertelfinal in Englisch gab: Ich war vollgepumpt mit Adrenalin und in einem regelrechten Glückstaumel.
An welche Höhepunkte erinnern Sie sich sonst noch gern?
Für mich war auch der erste Sieg beim Spengler Cup nach 40 Jahren etwas ganz Spezielles. Es war schönes Wetter, die Mannschaft gab alles und die Leute drehten durch vor Freude. Man kann den Spengler Cup belächeln, aber die spektakulären Spiele blieben vielen Menschen in Erinnerung. Das Eis hat gebrannt und von Freundschaftsspielen konnte keine Rede sein.
Und was ist mit den Meistertiteln?
Die Lockout-Saison mit Joe Thornton, Nash und Hagman bleibt unvergessen, aber auch das «Playoff-Wunder» von 2009, als wir uns über 21 Spiele (das Maximum im Best-of-Seven-Modus, die Red.) zum Titel kämpften. Und dann der letzte von sechs Titeln mit einer jungen Mannschaft im Frühling 2015. Da war alles mit dabei, Leidenschaft, Emotionen, der Wille zum Sieg.
Sie haben von Beginn weg auf junge Spieler gesetzt, aus welchen Gründen genau?
Unsere finanziellen Mittel waren beschränkt, so konnten wir viele eigene junge Rohdiamanten schleifen und ihre Entwicklung fördern.
Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Reto von Arx?
Solche, die mit der besten Zeit des Klubs verbunden bleiben. Zwanzig Jahre lang war unsere Einheit unzerstörbar. Zusammen mit Josef Marha und Sandro Rizzi bildete er eine Erfolgsachse, die für die Offensive und für die Defensive entscheidend war.
Sie waren für die Spieler Trainer, Coach und Freund – eine ungewöhnliche Verbindung.
Vielleicht, aber nur so konnte ein Vertrauensverhältnis entstehen, eine wichtige Voraussetzung, um grossartige Leistungen zu erbringen. Manchmal war ich nach verlorenen Spielen fuchsteufelswild und einige Tage lang ungeniessbar. War ich hässig, war es nicht mehr lustig. Die wollten dann, dass alles wieder gut ist und haben sich auch aus diesem Grund beim nächsten Spiel zusammengerissen.
Kritische Stimmen sagen, sie waren eine One-Man-Show, was antworten Sie?
Gesucht habe ich es nicht und am Schluss wurde es mir zum Verhängnis, weil mich die vielen unterschiedlichen Aufgaben und Verpflichtungen unglaublich viel Energie kosteten. Ich leistete diesen Einsatz, weil mir der Klub und die Fans am Herzen lagen, aber es ging an die Substanz und die Gesundheit. Irgendwann war ich erschöpft, machte aber trotzdem weiter. Das war ein Fehler.
Sie kümmerten sich auch persönlich um viele Sponsoren und Gönner. Aus welchem Grund?
Diese Leute sorgten dafür, dass der HC Davos werden konnte, was er heute ist. Der Verbleib von Spielern nach gewonnenen Meistertiteln und zahlreiche Verbesserungen der Infrastruktur sind auch den Gönnern zu verdanken.
Man hat Ihnen vorgeworfen, es gehe Ihnen um Macht.
Macht hat mich nie interessiert. Alles was ich tat, machte ich für den HC Davos und für die Fans. Die Fans waren einfach grossartig, sie haben mich immer unterstützt und demonstrierten mir auch am Schluss, was Stil und Anstand bedeuten.
Welche Spieler blieben Ihnen in besonderer Erinnerung?
Einzelne Spieler erwähne ich nur ungern, weil es so viele gab, die mir ans Herz gewachsen sind.
Am 1. April findet in Davos ein Jubiläumsspiel gegen die ZSC Lions statt. Sind sie dabei?
Die Pandemie ist immer noch eine Bedrohung. Oder sagen wir es so: Lassen wir noch etwas Wasser den Rhein runterfliessen.
Möchten Sie ein paar Details über ihren Rücktritt im November 2018 verraten?
Nein. Alles andere würde der fantastischen Zeit mit dem HCD nicht gerecht werden.
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Gibt es trotzdem etwas, was sie bereuen?
Ja. Meine Absage damals an SKA St. Petersburg (im Frühjahr 2010, die Red.). Die beisst mich noch heute. Ein solcher Schritt ist vergleichbar mit dem Wechsel eines Fussballers, der von Real Madrid oder dem FC Barcelona unter Vertrag genommen wird.
Nach dem Ende in Davos gingen Sie zu den ZSC Lions. Wie denken Sie heute über das kurze Intermezzo in Zürich?
Der Klub hätte damals den Del Curto in Bestform verdient gehabt. Heute ist mir bewusst, wie erschöpft ich war. Walter Frey, der Präsident, hat mir bei der Unterschrift gesagt, es sei weder für den Klub noch für mich eine gute Entscheidung. Nach der Saison habe ich mich von ihm verabschiedet und liess ihn wissen, dass er recht gehabt hat. Das liegt aber alles weit zurück und heute ist das Thema Eishockey für mich beendet. 40 Jahre: Es war schön. Ein schöneres Leben kann man sich eigentlich gar nicht wünschen.
1996 wurde Arno Del Curto (64) Trainer beim HC Davos. Zuvor war er unter anderem für den ZSC tätig. Seine Spielerkarriere beendete er im Alter von 21 Jahren wegen eines Fussgelenkbruchs. Am 27. November 2018 trat der Engadiner beim Schweizer Rekordmeister (31 Titel) zurück – das Ende einer Ära. Del Curto gewann mit Davos sechs Mal den Meistertitel und fünf Mal den Spengler Cup. Es folgte ein Intermezzo bei den ZSC Lions. Vor rund einem Jahr half er seinem ehemaligen Spieler Loïc Burkhalter kurzzeitig in der Swiss League bei La Chaux-de-Fonds aus.
1996 wurde Arno Del Curto (64) Trainer beim HC Davos. Zuvor war er unter anderem für den ZSC tätig. Seine Spielerkarriere beendete er im Alter von 21 Jahren wegen eines Fussgelenkbruchs. Am 27. November 2018 trat der Engadiner beim Schweizer Rekordmeister (31 Titel) zurück – das Ende einer Ära. Del Curto gewann mit Davos sechs Mal den Meistertitel und fünf Mal den Spengler Cup. Es folgte ein Intermezzo bei den ZSC Lions. Vor rund einem Jahr half er seinem ehemaligen Spieler Loïc Burkhalter kurzzeitig in der Swiss League bei La Chaux-de-Fonds aus.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |