Hier checkt HCD-Herzog SCB-Blum gegen den Kopf
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Üble Szene:Hier checkt HCD-Herzog SCB-Blum gegen den Kopf

SCB-Verteidiger Blum
«Ich dachte, ich kann in dieser Welt nicht mehr bestehen»

Im Februar zog sich Eric Blum nach einem üblen Foul von HCD-Stürmer Fabrice Herzog eine Hirnerschütterung zu, brach sich die Nase und verletzte sich an der Schulter. Jetzt spricht der SCB-Back erstmals.
Publiziert: 25.03.2021 um 01:36 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2021 um 13:25 Uhr
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Beim 5:1-Sieg gegen Davos am 14. Februar musste Eric Blum benommen vom Eis.
Foto: freshfocus
Angelo Rocchinotti

BLICK: Eric Blum, wie geht es Ihnen?
Eric Blum: Grundsätzlich bin ich glücklich. Ich verbringe den Alltag ohne Einschränkungen mit meinem Sohn. Er ist erst eineinhalb Jahre jung und verlangt mir physisch nicht zu viel ab. Doch der Sport fehlt.

Was können Sie tun?
Ich lasse mich im Concussion Center in Zürich behandeln, trainiere seit letzter Woche auf dem Velo. Erst mit wenig, dann 20 Minuten lang mit mehr Widerstand. Ich mache Koordinationsübungen für die Augen und lasse mich von unseren Physiotherapeuten behandeln.

Sie haben sich in den ersten Wochen komplett zurückgezogen.
Ich war total erschöpft, lag eine halbe Woche nur im Bett. Später unterzog ich mich während zwei Tagen den Belastungstests, fühlte mich hinterher wie ein zerknülltes Blatt Papier und spürte ein Verlangen nach Zucker. Ich kaufte mir ein Süssgebäck, setzte mich mit geschlossenen Augen in die Sonne und dachte: Ich kann in dieser Welt nicht mehr bestehen.

Erinnern Sie sich eigentlich an die Aktion?
Ich weiss nur noch, wie Vincent Praplan das 3:0 erzielte. Und ich erinnere mich lückenhaft daran, wie ich im Medical Raum zu mir kam. Unser Physiotherapeut meinte, ich hätte klare Antworten gegeben. Daran erinnere ich mich nicht. Als ich später auf dem Video den Check sah, war es, wie wenn ich einem Fremden zuschauen würde.

Fabrice Herzog entschuldigte sich per SMS bei Ihnen. Haben Sie geantwortet?
Nein. Ich habe mir die Szene auch drei Wochen lang nicht angesehen. Ich wusste, dass es mich aufwühlen wird und ich sauer werde. Ich hatte keinen Bock auf einen emotionalen Ausbruch.

Und als Sie den Check sahen?
Es ist mir unverständlich. Ich habe mit Herzog kein Problem. Doch sein Statement vor dem Einzelrichter stiess mir sauer auf. Mir wurde bewusst, dass er lernresistent ist. Als mich der SCB fragte, ob wir das Urteil anfechten sollten, verneinte ich. Ich hätte in einer noch härteren Strafe keine Genugtuung gesehen (der HCD-Stürmer kassierte acht Spielsperren, Anm. d. Red.).

Wie viele Hirnerschütterungen haben Sie schon erlitten?
Ich kann nur sagen, dass es die mit Abstand schwerste ist. In Bern hatte ich zwei, kehrte aber spätestens nach zehn Spielen zurück. Nun konnte ich mir drei Wochen lang nicht einmal einen Match im Fernsehen anschauen, weil die Bewegungen Schwindel auslösten. Ich hatte Konzentrationsschwierigkeiten, konnte nicht Gitarre spielen, weil es zu laut war.

Und jetzt?
Es ist besser. Ich verfolge die Spiele zu Hause. Noch bin ich nicht symptomfrei, habe leichten Schwindel und Kopfschmerzen.

Sie sind 34, wurden dreimal Meister, gewannen WM-Silber und sind Vater: Fragten Sie sich, ob es das alles noch wert ist?
Werden die Fortschritte kleiner, macht man sich solche Gedanken. Ich mache mir auch Sorgen. Ich bin nicht aus Eis und Stahl. Es nagt. Die Gesundheit geniesst oberste Priorität. Ich trage meiner Familie gegenüber eine Verantwortung. Es gibt Sportler, die genau wegen solcher Vorfälle depressiv wurden. Es ist wichtig, dass dies thematisiert wird.

Aber Sie denken nicht an Rücktritt?
Nein! Weder nahmen solche Gedanken überhand, noch habe ich Angst vor dem Spiel. Ich hatte trotz aller Umstände in dieser Saison Spass und freute mich unglaublich, als ich erstmals wieder in die Garderobe kam und die Atmosphäre aufsaugen konnte. Man ist als Langzeitverletzter zwar Teil des Teams, aber trotzdem fühlt es sich fremd an.

Können Sie abschätzen, wann Sie wieder spielen können?
Nein. Mir wurde gesagt, ich solle mir keine falschen Hoffnungen machen, Tag für Tag nehmen und die Fortschritte anerkennen.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
29
31
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
28
2
50
4
SC Bern
SC Bern
28
18
49
5
EHC Kloten
EHC Kloten
29
-5
47
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
28
-11
39
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
SCL Tigers
SCL Tigers
27
1
38
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
HC Lugano
HC Lugano
27
-22
33
13
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
29
-20
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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