Das Duell Bern gegen Kloten ist nichts für Zartbesaitete oder Knigge-Fetischisten, aber etwas für jene, die sich genüsslich zurücklehnen und zum Popcorn greifen, wenn die Emotionen überkochen. Dafür sorgen zwei Spieler: Klotens Nervensäge Marc Marchon und der explosive SCB-Topskorer Chris DiDomenico.
1:1 steht es in dieser Best-of-3-Serie. 1:1 steht es auch im Privatduell Marchon vs. DiDomenico. Im ersten Spiel musste der Stürmer, der im EVZ-Nachwuchs gross wurde, vorzeitig unter die Dusche. Nach einem Ellbogencheck gegen «DiDo». Am Donnerstag war es dann der Kanadier mit der kurzen Lunte, der 5 Strafminuten kassierte, weil er sich zu einem Ellbogencheck gegen Randegger hinreissen liess.
Die etwas gar harte Strafe gegen den Kanadier, die zwei Klotener Tore, die sie zur Folge hatte, und der Umstand, dass die Charge des SCB-Stars völlig unnötig war, sorgten bei den Bernern für Verärgerung.
«Aber vielleicht nicht ganz hundert im Kopf»
Selbst der sonst so besonnene Coach Toni Söderholm tobte und zeigte sich nach dem Spiel genervt über die hartnäckigen Fragen zu DiDomenico. Am Freitag sagte er dann aber zum Thema Provokationen: «Das ist nichts Spezielles. In den Playoffs ist das immer so. Wir hatten uns darauf auch vorbereitet.»
Seit der ersten Minute der Serie suchen die Klotener den Hitzkopf. Und finden ihn. Allen voran Marchon. «Er ist eine der besten Nervensägen», sagt Kloten-Coach Jeff Tomlinson. «Aber es ist ein schmaler Grat dazwischen, ob man es bis zur Grenze ausreizt – oder sie überschreitet.»
Innert kürzester Zeit hat sich Marchon nun einen Namen in der Liga gemacht. Der 1,79 Meter grosse und 87 Kilo schwere Stürmer reizt seine Gegner bis aufs Blut und geniesst den Infight vor dem Tor. «Solche Spiele werden im Kopf entschieden. Dafür muss man keine 100 Kilo sein», sagt er und fügt schmunzelnd an: «Aber vielleicht nicht ganz hundert im Kopf.»
Trash Talk auf dem Weg in die Kabine bis zur Heiserkeit
Der 27-Jährige beherrscht das ganze Repertoire des Stichelns. Nicht nur mit kleinen, mehr oder weniger versteckten Attacken. Auch verbal. So lieferte er sich am Donnerstag auf dem Weg in die zweite Pause eine Runde Trash Talk mit DiDo. «Ich war fast heiser, als ich in der Kabine angekommen bin», sagt er tags darauf schelmisch, will aber den Wortlaut nicht erläutern.
Im MySports-Interview sagte er: «Zum Glück haben wir DiDo wieder ein wenig provoziert und in diesen fünf Minuten gleich zwei Tore geschossen.»
Reibt sich Marchon bereits die Hände für das letzte Spiel am Samstag? «Es wird sicher eine hitzige Partie – also ein Spiel für mich. Ich brauche diese Emotionen, um auf mein Top-Level zu kommen.» Er mache sich keine Gedanken über seinen Ruf, sagt er gerade, als Sportchef Larry Mitchell ihm erzählt, er habe ein Mail von einem Fan bekommen. «Dessen Lieblingsspieler bist du also nicht.» Auch auf Instagram seien einige Reaktionen eingegangen, berichtet Marchon und grinst.
Marchon & Co. unternehmen alles, um DiDomenico unter die Haut zu fahren. Der 34-Jährige ist aber auch ein dankbares Opfer. Er fängt sofort Feuer. Und dabei kommt es zu Einsätzen wie jenen, als er sich innert 50 Sekunden mit fünf verschiedenen Gegnern zofft.
«Er steht immer im Rampenlicht», sagt Sportchef Abdrew Ebbett. Nun könnte das Nervenkostüm des eigenwilligen Stürmers die Serie entscheiden. Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass DiDomenico zwei Seiten hat.
So leistete er sich letzte Saison in der letzten Halbfinal-Partie mit seinem ehemaligen und zukünftigen Klub Fribourg nach einem Foul an ZSC-Geering einen wegweisenden Restausschluss oder schoss in dieser Saison den SCB mit zwei Toren in der letzten Runde gegen die Lions überhaupt erst in die Pre-Playoffs. Er ist ein begnadeter Spieler und Skorer, der ein Spiel fast im Alleingang entscheiden kann. Welchen DiDomenico sehen wir heute Abend?
«Ich denke, Chris ist erfahren genug»
«Ich denke, Chris ist erfahren genug», sagt Teamkollege Tristan Scherwey. «Ich bin überzeugt, dass wir das zusammen hinkriegen.»
Und während Söderholm sagt, man solle nicht nur auf die Strafen und Fouls der Berner achten, bemerkt Tomlinson bissig: «Der Zweck eines Checks ist, den Spieler vom Puck zu trennen. Nicht den Kopf vom Körper.» Für Zunder ist längst gesorgt in der Serie, in der die Unparteiischen zuweilen überfordert sind.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 22 | 24 | 43 | |
2 | Lausanne HC | 22 | 9 | 42 | |
3 | ZSC Lions | 20 | 18 | 40 | |
4 | EV Zug | 23 | 18 | 38 | |
5 | EHC Kloten | 22 | 3 | 36 | |
6 | SC Bern | 23 | 12 | 36 | |
7 | EHC Biel | 22 | -1 | 33 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 23 | -8 | 31 | |
9 | HC Lugano | 20 | -11 | 28 | |
10 | HC Fribourg-Gottéron | 22 | -10 | 28 | |
11 | SCL Tigers | 20 | -4 | 26 | |
12 | Genève-Servette HC | 18 | -2 | 24 | |
13 | HC Ambri-Piotta | 20 | -14 | 24 | |
14 | HC Ajoie | 21 | -34 | 18 |