Für Ex-NHL-Stürmer Sven Bärtschi ist es im Alter von bald 30 Jahren das Debüt in der National League. Und der SCB-Königstransfer steht beim Startspiel gegen den EVZ (1:2 n.V.) nach 12 Jahren in Nordamerika gleich zweimal im Zentrum des Geschehens. Einmal rettet er grandios mit einem Hechtsprung hinter dem bereits geschlagenen Goalie Philip Wüthrich auf der Linie. «Dafür muss man als Goalie schon etwas spendieren. Ein Bierchen liegt da schon drin», sagt der zurückgetretene dreifache ZSC-Meistergoalie Lukas Flüeler, der nun als Experte bei MySports tätig ist.
Wenig später bejubelt Bärtschi den vermeintlichen Ausgleichstreffer zum 1:1. Doch die Schiedsrichter überprüfen das Tor auf dem Video und werfen ihren Entscheid über den Haufen: Es bleibt beim 0:1, Kicktor von Bärtschi. Der neue SCB-Star zeigt im Pauseninterview Verständnis dafür: «Ich bin ein wenig gestolpert. Und wenn der Puck so zu dir kommt, will man etwas versuchen, damit er reingeht. Ich verstehe, dass der Treffer nicht gezählt hat.»
Wenn die Schiedsrichter die Szene nicht von sich aus auf dem Video überprüft hätten, wäre EVZ-Meistermacher Dan Tangnes bereit gewesen, gleich zweimal eine Coaches Challenge zu nehmen. Erst eine wegen des Kicktors und dann bei Bedarf noch eine, weil der Puck davor oben ans Netz gesprungen sein soll. «Ich weiss allerdings nicht, ob die Schiedsrichter das auf dem Video auch hätten erkennen können», sagt der 43-Jährige zu Blick.
Er ist ein gebranntes Kind. Im ersten Playoff-Finalspiel gegen die ZSC Lions hatte er Pech gehabt, dass die Schiedsrichter in einem ähnlichen Fall den Puck nicht im Netz sahen und die Bilder unzureichend waren: Der ZSC-Ausgleich zählte und Tangnes bekam eine Strafe, weil er es mit einer Challenge wegen einer angeblichen Torhüterbehinderung versuchte. Diese nutzten die Zürcher zum Siegtor. Der EVZ drehte später allerdings die Serie nach einem 0:3-Rückstand noch.
Tangnes ist gegen die Coaches Challenge
Zurück zur Gegenwart. In Bern bekommt der Norweger doch noch die Gelegenheit für eine Coaches Challenge. Auf Hinweis von Goalie-Coach Simon Pfister, der sich die Szene blitzschnell auf dem Laptop angeschaut hat, beanstandet er den zweiten vermeintlichen SCB-Ausgleich. Und tatsächlich entscheiden die Refs nach beinahe endlosem Video-Studium auf Handpass von SCB-Captain Simon Moser. Die Fans toben und wer Lippenlesen kann und sich bei englischen Kraftausdrücken auskennt, sieht live auf Blick TV auch, was Berns Coach Johan Lundskog davon hält. Gelinde gesagt: Gar nichts.
Doch auch dieser Entscheid des Duos Daniel Piechaczek/Alex Dipietro ist richtig. Regel 74 VI besagt: «Gelangt der Puck ins Tor, weil ein angreifender Spieler ihn mit der Hand ins Tor lenkt oder der Puck von irgendeinem Spieler auf irgendeine Weise ins Tor gelenkt wird, nachdem ein angreifender Spieler ihn mit der Hand spielte, wird das Tor annulliert.»
Obwohl Tangnes an diesem Abend davon profitiert, spricht er sich gegen die Coaches Challenge made in Switzerland aus. «In der NHL haben sie unzählige Kameraeinstellungen und einen War Room. Doch bei uns fehlen den Schiedsrichtern die richtigen Mittel und die armen Kerle müssen sich die Szenen auf kleinen Bildschirmen anschauen. Wir sind die einzige Liga in Europa, die das so macht.»
Eines ist sicher: Für Aufregung und Diskussionen werden die Video-Krimis in dieser Saison noch oft sorgen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |