Wer Olten hört, denkt an Nebel. Viel Nebel. Und an den Bahnhof. In Olten steigt man um, nicht aus. Seit jeher eilt der Stadt ein schlechter Ruf voraus. Dabei belegt sie im Schweizer Städteranking des Wirtschaftsmagazins Bilanz den 32. Platz. Und liegt somit weit vor dem sonnigen Locarno (82.), dem Luxus-Ski-Ort St. Moritz (111.) und Zermatt (157.).
Der Nebel hat sich an diesem Donnerstag verzogen. Nun setzt Regen ein. Der guten Laune von Trainer Lars Leuenberger tut dies keinen Abbruch. Nach einer Currywurst mit Pommes schlendert er durch die Innenstadt. Und freut sich über die zurückgewonnene Lebensqualität.
Drei Spiele verpasste der 46-Jährige im November. Zum dritten Mal innerhalb eines Jahres litt er an Nierensteinen, musste sich zweier Operationen unterziehen. «Eine Woche lang war es mir nicht einmal möglich, eine halbe Stunde zu stehen. So stark waren die Schmerzen», sagt Leuenberger. Begonnen haben die Strapazen, als er seinen jüngsten Sohn Milo (7) an ein Turnier fuhr. Der Uzwiler nahm Schmerzmittel, fand sich aber wenige Tage später auf der Notfallstation wieder. Nun suchen die Ärzte nach der Ursache. Denn: «Diese Häufigkeit ist ungewöhnlich.»
Spieler gingen k.o.
Seit Freitag ist Leuenberger zurück. Und feiert gegen Langenthal (3:2) den 12. Sieg aus den letzten 13 Spielen. «Die Jungs fielen im August aus allen Wolken», blickt der Coach zurück. «Ich ging mit derselben Arbeitsweise heran wie in der National League. Die Spieler versuchten, mitzuhalten, waren aber nach zehn Tagen k.o.» Was hat Leuenberger geändert? «Nichts! Ich zog es durch, wollte wissen, wie weit ich gehen kann. Deshalb war unsere Vorbereitung resultatmässig schlecht. Doch nun profitieren wir.»
Stürmer Cédric Hüsler (27) sagt: «Es war happig. Wir mussten beissen. Lars hilft uns täglich, den inneren Schweinehund zu überwinden. Ich habe lieber einen solchen Trainer als jemanden, der es irgendwann schleifen lässt.»
Er sei sehr fordernd, sagt Leuenberger. «Ich fragte die Spieler zuerst nach ihren Zielen und Träumen und wollte wissen, wie viel sie dafür investieren.» Auch deshalb ärgerte ihn die schwache Darbietung beim 2:1 gegen das Farmteam Biasca. «Einige wünschen sich einen National-League-Vertrag. Nun ist Olten interessant. Scouts und Manager sitzen auf der Tribüne. Das ist schön. Doch man muss ihnen zeigen, dass man besser werden will.»
Als ein Spieler Leuenberger bat, mit ihm seine Einsätze zu analysieren, wies ihn der Coach zunächst zurück. «Die Spieler sollen sich zuerst selbst analysieren. Ich kann akzeptieren, wenn wir nicht gleicher Meinung sind. Doch es soll eine Diskussion stattfinden.»
«Muss ich zweimal gewinnen? Dreimal?»
2016 führte Leuenberger den SCB zum Titel. Im letzten Jahr sprang er in Biel erfolgreich für Antti Törmänen ein. Trotzdem musste er den Schritt in die Swiss League machen. «Für mich kein Rückschritt. Es ist als Schweizer schwierig, einen Job zu bekommen», sagt der Familienvater. Weshalb das so ist, darüber mag sich Leuenberger nicht mehr den Kopf zerbrechen.
«Ich muss mich nicht beweisen. Ich habe mich bewiesen, habe gewonnen. Was will man mehr? Muss ich zweimal gewinnen? Dreimal? Ich durfte als Spieler, Assistent und Cheftrainer Erfolge feiern, trainierte Nachwuchsspieler, die es in die NHL geschafft haben. Es macht keinen Sinn mehr, darüber zu diskutieren.» Vielmehr freue er sich über jeden erfolgreichen Schweizer. «Über Fischi, Wolwo oder Cereda. Wir liefern jeden Tag. Nun liegt es an anderen Leuten.»
«Meine schwierigste Zeit»
Dass er in Bern keine Chance mehr bekam, schmerzte. «Das geht nicht spurlos an dir vorbei. Es war meine schwierigste Zeit. In dieser Phase war meine Familie sehr wichtig.»
Leuenberger, der mit TV-Frau Nicole Berchtold (43) verheiratet ist, nahm seinen damals vier Jahre alten Sohn Luis mit, als er sein Büro räumte. «Es traf mich, als er fragte, was ich eigentlich mache und ob er denn nun nicht mehr die Eismaschine sehen dürfe.» Noch heute komme immer wieder die Frage auf, wann er denn nach Bern zurückkehre. «Als ich im letzten Jahr beim Mittagessen erzählte, dass ich wieder Trainer werde, dachten die Kids, ich würde den SCB übernehmen. Nachher dauerte es aber nicht lange, bis beim ‹Mätschle› in unserem Quartier statt Berner Namen jener von Toni Rajala vom EHC Biel fiel ...»
Graue Maus farbig machen
Olten hat nicht annähernd dieselbe Strahlkraft wie der SCB. Was für die Dreitannenstadt gilt, gilt auch für den Klub. Er wird oft als graue Maus wahrgenommen. Vergeblich versuchte man sich 1993 mit der grinsenden Powermaus, ein neues Image zu verpassen. «Selbst wenn wir eine graue Maus wären: Was gibt es Schöneres, als eine graue Maus farbig, bissig, schnell und gefährlich zu machen? Das Logo zu erleuchten?», fragt Leuenberger rhetorisch. Seine Augen beginnen zu funkeln. «Wann waren zuletzt so viele Scouts im Stadion? Wir machen den Klub sexy!» Er habe den Entscheid nicht eine Sekunde bereut. «Ich bin mega glücklich hier.»
Leuenberger habe eine Winnermentalität geschaffen, sagt Hüsler. «Diese fehlte, obwohl wir starke Teams hatten.» In dieser Woche haben die Oltner grünes Licht erhalten, dürfen aufsteigen, sofern sie B-Meister werden. So weit will Leuenberger nicht schauen. Doch er sagt: «Wir haben zu 100 Prozent noch Luft nach oben.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 22 | 24 | 43 | |
2 | Lausanne HC | 22 | 9 | 42 | |
3 | ZSC Lions | 20 | 18 | 40 | |
4 | EV Zug | 23 | 18 | 38 | |
5 | EHC Kloten | 22 | 3 | 36 | |
6 | SC Bern | 23 | 12 | 36 | |
7 | EHC Biel | 22 | -1 | 33 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 23 | -8 | 31 | |
9 | HC Lugano | 20 | -11 | 28 | |
10 | HC Fribourg-Gottéron | 22 | -10 | 28 | |
11 | SCL Tigers | 20 | -4 | 26 | |
12 | Genève-Servette HC | 18 | -2 | 24 | |
13 | HC Ambri-Piotta | 20 | -14 | 24 | |
14 | HC Ajoie | 21 | -34 | 18 |