«Meitschi, was willst du denn hier?»
Florence Schelling rechnet mit dem SC Bern ab

Ein Jahr lang war Florence Schelling (34) als Sportchefin beim SC Bern engagiert. Knapp zwei Jahre nach ihrer Entlassung rechnet sie mit dem Klub und der medialen Berichterstattung ab.
Publiziert: 03.04.2023 um 19:12 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2023 um 10:21 Uhr
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Florence Schelling war von April 2020 bis 2021 als Sportchefin beim SCB engagiert.
Foto: Urs Lindt/freshfocus

Als erste Frau wurde Florence Schelling (34) im April 2020 Sportchefin eines Hockeyclubs der obersten Liga. Ihre Anstellung sorgte weltweit für Schlagzeilen.

Klar, dass dieses Projekt unter besonderer Beobachtung stand und steht. Zwei Jahre nach ihrer Entlassung spricht Schelling im Magazin «Sportlerin» erstmals über ihr SCB-Engagement.

Wunschkandidatin ohne echte Chance

Schelling war damals selbst von der Anfrage überrascht. Während sie das erste Treffen in Bern für ein Vorstellungsgespräch hielt, bot ihr Marc Lüthi (61) gleich die Stelle an. Obwohl das Angebot «aus dem Nichts» kam, war Schelling schnell überzeugt und sagte sich: «Ich kann das! Warum sollte ich das nicht machen? Ich hatte mich ja nicht beworben. Der SCB wollte mich!»

Eine echte Chance erhielt sie nach eigener Aussage aber nie. Unterbewusst war ihr dies bereits nach zwei Wochen klar. «Nach dem Motto: ‹Meitschi, was willst du denn hier?›», gaben ihr einige Leute das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Mobbing oder Sexismusvorwüfe verneint sie zwar, fragt aber rhetorisch, wann Mobbing denn anfange?

«Darf man mit dir über den SC Bern reden?»
7:21
Scherrer fragt Schelling:«Darf man mit dir über den SC Bern reden?»

«Es gab Konfrontationsgespräche», sagt Schelling, nachdem sie das Gefühl hatte, Leute im Klub arbeiteten gegen sie. Wirkungslos. «Ich hoffte ja auf Veränderungen.» Schliesslich war sie mit dem Auftrag zum SCB gekommen, frischen Wind in den Verein zu bringen, veraltete Denkmuster und Strukturen aufzubrechen. Es stellte sich als unmöglich heraus. «Ich hörte oft im Freundeskreis: ‹Wenn du ein Schnäbeli hättest, wäre es einfacher!›»

Zum Vorwurf der «Beratungsresistenz» sagt Schelling: «Ich habe halt nicht zu allem Ja und Amen gesagt. Wenn man das dann als beratungsresistent interpretiert, dann muss ich das akzeptieren.»

Sportlich reines Gewissen, aber zu viele Interviews

Sportlich macht sich Schelling keine Vorwürfe. «Ganz ehrlich: Der Job selber ist nicht schwierig, es ist einfach viel.» Wegen der Medienarbeit und der Pandemie sogar «monatelang deutlich zu viel». Rückblickend sagt sie, hätte sie dafür früher Unterstützung anfordern müssen. Die vielen Interviews hatten zur Folge, dass sie sich beim SCB nie in Ruhe einarbeiten konnte.

Als erste Sportchefin im Männer-Eishockey war sie (zu) gefragt. O-Ton Schelling: Mit ‹Schnäbeli› wäre dies weggefallen. «Und die Berichterstattung in den Medien wurde nicht besser. Wenn jeden Tag ungerechtfertigterweise Dinge in den Zeitungen stehen, die nicht korrekt sind, ist das belastend.»

SCB befördert zwei Junioren zu Profis

Louis Füllemann (19) und Nick Meile (19) kriegen beim SC Bern einen Profivertrag. Beide erhalten ein Arbeitspapier über drei Jahre bis 2026. Füllemann hat in der aktuellen Saison bereits in zehn Spielen für den SCB gespielt. Meile machte dies bereits im letzten Jahr. In der aktuellen Spielzeit kam er in der ersten Mannschaft zu drei Einsätzen.

Louis Füllemann (19) und Nick Meile (19) kriegen beim SC Bern einen Profivertrag. Beide erhalten ein Arbeitspapier über drei Jahre bis 2026. Füllemann hat in der aktuellen Saison bereits in zehn Spielen für den SCB gespielt. Meile machte dies bereits im letzten Jahr. In der aktuellen Spielzeit kam er in der ersten Mannschaft zu drei Einsätzen.

Aufgeben war für Schelling aber keine Option. Als zu Beginn des Jahres 2021 der Name Chris McSorley als möglicher Nachfolger für Schelling gehandelt wurde, rief sie bei Marc Lüthi an und fragte «ob ich noch ins Büro kommen soll». Kurz darauf wurde für Raeto Raffainer die Stelle als CSO geschaffen. Nach einem weiteren internen Vorfall im April stellte Schelling Marc Lüthi schliesslich die Vertrauensfrage. «Er zögerte mit der Antwort, da war für mich klar, dass es zu Ende geht. Zwei, drei Tage später wurde ich entlassen.»

Pikant: Bei Schellings Entlassung wurde mit dem Klub Stillschweigen vereinbart. Der SC Bern will sich auf Blick-Anfrage deshalb nicht zum Thema äussern. (dti)

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
29
31
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
28
2
50
4
SC Bern
SC Bern
28
18
49
5
EHC Kloten
EHC Kloten
29
-5
47
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
28
-11
39
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
SCL Tigers
SCL Tigers
27
1
38
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
HC Lugano
HC Lugano
27
-22
33
13
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
29
-20
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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