Mehr Wucht, weniger Talent
Wird der SCB mit seiner Abbruch-GmbH glücklich?

Der SC Bern muss um seine direkte Playoff-Qualifikation zittern. Und es stellt sich die Frage: Wird die Verteidigung zum qualitativen Problem?
Publiziert: 24.01.2024 um 10:42 Uhr
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Es wird dunkel für Fribourgs Raphael Diaz: Berns Claude-Curdin Paschoud (M.) und Marco Maurer sind im Anmarsch.
Foto: keystone-sda.ch
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Simon Kindschi (27), Claude-Curdin Paschoud (29) und Marco Maurer (35). Sie sind die drei zuletzt verpflichteten Schweizer Verteidiger des SCB. Paschoud wurde im Juni unter Vertrag genommen, Kindschi und Maurer stiessen im Dezember zu den Mutzen. Die drei verbindet, dass sie über viel Wasserverdrängung verfügen. Kindschi mit einer Grösse von 192 cm und 104 kg Wettkampfgewicht, bei Paschoud sind es 193 cm bei 96 kg, im Fall von Maurer 190 cm und 97 kg. Sie verbindet aber auch, dass die filigranen Elemente des Eishockeysports nicht zu ihrer Kernkompetenz gehören.

Bedenkt man, dass die Berner mit dem Schweden Patrik Nemeth (31, 192 cm, 103 kg) auch noch über einen Ausländer mit solchen Massen verfügen, dann haben sie inzwischen eine imposante Abbruch-GmbH beisammen. Doch diese stösst derzeit an ihre Grenzen. Die letzten vier Spiele gingen verloren und die Türsteher-Fraktion sah gegen wendige, schnelle Sportsfreunde wie etwa Luganos Michael Joly des Öfteren überfordert aus. Es stellt sich die Frage: Verfügt die SCB-Verteidigung noch über genügend spielerische Qualität, um der Konkurrenz aus Davos (Direktduell am Freitag), Biel (Direktduell am nächsten Dienstag) und Genf im Kampf um eine direkte Playoff-Qualifikation die Stirn bieten zu können? «Davon bin ich überzeugt», sagt SCB-Sportchef Andrew Ebbett (41).

Tapola will Wasserverdrängung in der Verteidigung

Fakt ist: Der SCB besitzt mit Romain Loeffel (32) und Ramon Untersander (33) gerade noch zwei Verteidiger mit offensivem Anstrich. Mit Abstrichen lassen sich auch noch Samuel Kreis (29) und der nach einer Knieverletzung unmittelbar vor der Rückkehr stehende Ville Pokka (29) dazu zählen. Das ist etwas dünn. Zu verantworten hat dies Trainer Jussi Tapola (49), der auf viel Wucht in der Verteidigung steht. Talentiertere, aber auch kleinere und leichtgewichtigere Freigeister wie Julius Honka (28, 181 cm, 84 kg) und Mika Henauer (23, 178 cm, 81 kg) wurden während dieser Saison aussortiert.

Joly vernascht Kindschi und Reideborn
3:17
SC Bern – HC Lugano 2:3:Joly vernascht Kindschi und Reideborn

«Jeder Trainer hat unterschiedliche Vorstellungen, wie sein Team zusammengestellt sein soll. Jussi möchte mit zwei Offensivverteidigern agieren und die anderen sollen für Stabilität sorgen», erläutert Ebbett. Grosse Hoffnungen auf mehr Ausgewogenheit in der Verteidigung setzt er auf das Comeback des von Biel bis Ende Januar ausgeliehenen und grösstwahrscheinlich bis Ende Saison in Bern bleibenden Finnen Pokka. Dieses erfolgt rund drei Wochen früher als zunächst angenommen: «Das wird uns in der Verteidigung mehr Luft geben.»

Kindschis bemerkenswerter Aufstieg

Die erstaunlichste Personalie ist in der SCB-Abbruch-GmbH zweifellos jene von Kindschi. Beim Tabellenvorletzten Kloten war der Bündner öfters überzählig – nicht zuletzt auch, weil der in Bern ausgemusterte Mika Henauer dazukam. Von Tapola erhält Kindschi dagegen viel Vertrauen und hat sich in der kurzen Zeit auch bereits einen Vertrag bis 2025 mit Option für eine weitere Saison erarbeitet. Ob sich der grosse SCB zuvor schon mal für Klotens Ersatzbank interessiert hat? Vielleicht letztmals in den 90er-Jahren, als Kloten die Liga als Serienmeister dominierte.

Blick überträgt den Kracher Bern – Davos am Freitag live – die Übertragung mit Studio beginnt um 19.25 Uhr. 

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
30
28
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
29
7
53
4
EHC Kloten
EHC Kloten
30
-2
50
5
SC Bern
SC Bern
29
16
49
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
SCL Tigers
SCL Tigers
28
4
41
8
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
29
-16
39
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
30
-18
36
13
HC Lugano
HC Lugano
28
-25
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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