Auf einen Blick
- Tessiner Derby zwischen Lugano und Ambri: Emotionen und Tradition
- Fan biss Schiedsrichter ins Bein, Massenschlägereien und Trainerentlassungen
- 258 Derbys: 158 Lugano-Siege, 87 Ambri-Erfolge, 13 Unentschieden
Am Dienstagabend gehts für den neuen Lugano-Trainer Uwe Krupp (59) im Derby zum Tabellennachbarn Ambri. Weiss der einstige DEB-Bundestrainer, was da auf ihn zukommt? «Noch hat man mir nicht viel über dieses Duell erzählt», antwortet der Deutsche, «aber in Derbys geht es immer um Herzblut.»
Beeindrucken lässt sich der 1,98-Meter-Hüne nicht. «Ich kenne schliesslich die Mutter aller Derbys.» Damit meint der Ex-Köln-Profi und -Coach die Affiche zwischen den Kölner Haien und der Düsseldorfer EG.
Mutter aller Derbys? Nach dem Spiel in Ambri wird es der Stanley-Cup-Sieger von 1996 mit Colorado besser wissen. Dem Tessiner Derby kann auch das Duell in Krupps Heimat nicht das Wasser reichen. Niemand wird dem Derby im Rheinland Tradition (254 Spiele) und Emotionen absprechen. Doch wenn die «Cugini» (Cousins) aus Ambri und Lugano aufeinandertreffen, brennt das Eis – und oft auch die Sicherung von Spielern und heissblütigen Fans durch.
Alles beginnt 1964, als es im Cup zum ersten Ernstkampf zwischen beiden Teams kommt. Das erste Tor geht aufs Konto von Ambris Cipriano Celio – einem von zehn Celios, die in den bisher 258 Derbys (158 Lugano-Siege, 87 Ambri-Erfolge und 13 Unentschieden) zum Einsatz kamen. Den ersten Sieg holt sich Lugano (5:4 n. V.). Seither kocht die Leidenschaft, wenn das Duell zwischen den reichen Städtern und den armen Berglern steigt.
Fan beisst Schiedsrichter 1973 ins Bein
1973 wird Ambri-Goalie Jürg Jäggi von Bernard Côtés Schlittschuh am Kopf getroffen und muss mit einer Hirnerschütterung ins Spital eingeliefert werden. Das Spiel wird gehässig und endet in einer Schlägerei. Spieler und Zuschauer, die zu dieser Zeit nach jedem Spiel ihre Lieblinge auf dem Eis feiern, prügeln wild aufeinander ein. Und der Schiedsrichter muss sich gegen einen Fan verteidigen, der ihm ins Bein gebissen haben soll. Es ist leider nicht das letzte Mal, dass ein Derby von Ausschreitungen überschattet wird.
Für Roland von Mentlen hat 1986 ein 8:4-Derby-Sieg in Lugano Folgen. Der Ambri-Trainer war leichtfertig eine Wette mit seinem Team eingegangen – bei einem Sieg würde er zu Fuss die 87 Kilometer nach Hause wandern. Er hält Wort und trifft nach fast 12 Stunden in Ambri ein, wo ihn das Team mit erhöhtem Alkohol-Pegel erwartet.
Hallin provoziert 1987 Massenkeilerei in Ambri
Ambri, gespickt mit Schweiz-Kanadiern, ist zu dieser Zeit ein wildes Team, das mit ruppiger Spielweise die Gegner einschüchtert. Bis es Lugano-Trainer John Slettvoll zu bunt wird. Zwei Tage vor dem Derby lässt er Mats Hallin einfliegen. Kurz vor Schluss kommts zu einer legendären Massenschlägerei mit dem schwedischen Brocken und Misko Antisin im Zentrum.
1999 stehen sich die Teams im Playoff-Final gegenüber. Nach zwei Spielen steht es 1:1. Im dritten Match führt Ambri nach zwei Dritteln 2:0, als Antisin, der inzwischen für Lugano stürmt, Goalie Pauli Jaks mit einem Weitschuss zwischen den Beinen erwischt. Die Biancoblù verlieren in der Verlängerung mit 2:3 – und Lugano wird vier Tage später in der Valascia Meister. Ein entnervter Ambri-Fan versucht noch, die Pokalübergabe zu verhindern. Er entreisst Liga-Manager Willy Vögtlin die Trophäe und rennt damit davon, kann aber gestoppt werden, sodass der Pokal überreicht werden kann.
Sieben Jahre später wird Lugano letztmals Meister, handelt sich dabei aber einen Fluch ein. Nach zwei Niederlagen im Viertelfinal gegen Ambri wird Trainer Larry Huras gefeuert und durch Harold Kreis ersetzt. Die Bianconeri verlieren auch das dritte Spiel. Und in der vierten Partie liegen sie kurz vor Schluss 3:4 zurück. Doch Lugano gleicht noch aus, gewinnt in der Verlängerung durch einen Shorthander von Julien Vauclair und wendet die Serie.
Trainer-Entlassungen nach Derby-Schlappen
Huras ist nicht der letzte Lugano-Trainer, dem eine Derby-Pleite zum Verhängnis wird. So kostet eine 2:7-Demütigung in Ambri Sami Kapanen 2019 den Job. Krupp ist im Moment allerdings nicht in Gefahr. Schliesslich hat er vier seiner ersten fünf Spiele gewonnen.
Vor einem Jahr endet das Play-In-Duell besonders bitter für Ambri. Im Hinspiel führt das Team von Luca Cereda 4:0, muss aber noch den Ausgleich hinnehmen und verliert das Rückspiel in Lugano 1:3.
Jetzt kämpfen die Rivalen um den Einzug in die Play-Ins. Falls beide scheitern und auf den Plätzen 11 und 12 landen sollten, könnten sie in den Ferien noch einige Derbys gegeneinander bestreiten. Am Interesse würde es bestimmt nicht fehlen. So wie 1971, als Ambri mit Andy Bathgate einen NHL-Star verpflichtete und den Transfer mit einem Freundschaftsspiel gegen den Kantonsrivalen vor 9000 Fans refinanzierte.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 43 | 26 | 84 | |
2 | ZSC Lions | 40 | 35 | 78 | |
3 | SC Bern | 44 | 18 | 75 | |
4 | EV Zug | 43 | 31 | 74 | |
5 | HC Davos | 41 | 21 | 69 | |
6 | EHC Kloten | 44 | -11 | 68 | |
7 | HC Fribourg-Gottéron | 43 | -2 | 66 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 43 | -9 | 60 | |
9 | SCL Tigers | 44 | 0 | 60 | |
10 | EHC Biel | 42 | -4 | 57 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 43 | -17 | 57 | |
12 | HC Lugano | 42 | -17 | 55 | |
13 | Genève-Servette HC | 41 | -13 | 51 | |
14 | HC Ajoie | 43 | -58 | 40 |