Auf einen Blick
- Uwe Krupp übernimmt als neuer Trainer beim HC Lugano
- Der Deutsche will Spieler in Einzelgesprächen kennenlernen
- Die NHL-Legende ist der 23. Trainer seit dem letzten Meistertitel 2006
Um 10.18 Uhr beginnt beim HC Lugano ein neues Kapitel: Uwe Krupp (59), Trainer Nummer 23 seit dem letzten Meistertitel 2006, betritt das Eis. Er posiert kurz für die Fotografen, dann schnappt er sich einen Puck und zeigt, dass er immer noch mit Stock umzugehen weiss, ehe er beobachtet, wie Berater Antti Törmänen einige Übungen leitet.
Der Finne, der 2023 seinen Job als Trainer bei Biel aufgeben musste, weil er wieder vom Krebs heimgesucht wurde, kommt für einen Job an der Bande oder als Sportchef aus gesundheitlichen Gründen nicht infrage. Bei der Suche nach einem Nachfolger von Luca Gianinazzi war er aber involviert und sprach nach CEO Marco Werder als Zweiter mit Krupp.
«Ich habe Uwes Energie gespürt. Er ist eine grosse Persönlichkeit», sagt Werder über die deutsche NHL-Legende. «Und er hat in Köln und Berlin schon in einer ähnlichen Situation mit Erfolg übernommen.»
Krupp verzichtet auf eine Show
Nachdem er knapp eine Viertelstunde zugeschaut hat, und dabei wie einst John Travolta im Film-Klassiker «Pulp Fiction» mit leicht nach vorne gebeugtem Kopf herumgewandelt ist, spricht Krupp erstmals auf dem Eis zum Team und erklärt eine Übung.
Im Gegensatz zu anderen Trainer, die kriselnde Teams übernommen haben, verzichtet er auf eine Show und hetzt seine Spieler auch nicht auf dem Eis herum. Seine Stimme klingt sanft. «King Kong» Krupp, wie man ihn in der NHL nannte, packt sein neues Team behutsam an.
Später wird er an der Pressekonferenz, die auf Englisch über die Bühne geht, gefragt, ob er ein harter Hund sei oder zur netten Sorte gehöre. «Man muss ein bisschen von allem sein. Es gibt Zeiten, in denen man sehr direkt sein muss, wenn man etwas korrigieren muss.» Und solche, in denen man verstehen müsse, dass es nicht der richtige Zeitpunkt sei, um jemanden in den Hintern zu treten.
In Einzelgesprächen will der Kölner seine Spieler kennenlernen. «Es ist gut, wenn sie vor einem sitzen und ich erfahre, ob sie verheiratet sind oder wie die Saison für sie läuft. Man bekommt ein Gefühl für jeden Spieler und kann über den mentalen Bereich sprechen.»
«Sie haben Grösse, sie sind mobil»
Das Potenzial des Teams sei beeindruckend, schildert Krupp seinen ersten Eindruck nach dem Training. «Sie haben Grösse, sie sind mobil. Ich denke, es gibt viele Puzzleteile, die da sind. Es ist eine sehr talentierte Gruppe», sagt er und fügt mit einem Lächeln an: «Aber ich glaube auch, dass die Gegner talentiert sind.» Für den ersten Gegner am Freitag, den HC Davos (ab 19.25 Uhr live im Stream auf Blick), trifft dies bestimmt zu.
Krupp hat sich bei Leuten wie den deutschen Bundestrainer Harold Kreis oder dem ehemaligen Nati-Coach Ralph Krueger in den letzten Tagen über das Schweizer Eishockey erkundigt. Hat ihm Kreis – 2006 der letzte Meistercoach der Tessiner – gesagt, dass Lugano ein Trainer-Friedhof ist? «Er hat nicht diese Worte benutzt», antwortet Krupp mit Schalk in den Augen. «Er hat mir nur gesagt, dass es eine Hockey-verrückte Gegend ist. Also sehr leidenschaftlich. Das gilt aber auch für Prag, Berlin und Köln, wo ich tätig war.»
Ist es ein Vorteil für Krupp, dass er sich einen Namen als Spieler gemacht hat? «Das dachte ich früher. Aber es ist ein Fehler, wenn man das glaubt. Man muss sich jeden Tag den Respekt der Spieler verdienen», sagt der 1,98-Meter-Riese.
Krupp bezeichnet den Ex-ZSC-Coach Marc Crawford, unter dem er mit Colorado 1996 den Stanley Cup gewann, und dessen damaligen Assistenten Joel Quenneville als Trainer mit dem grössten Einfluss auf ihn.
Als Assistenten stehen Krupp der bisherige Video-Coach Paolo Morini (29) und der bisherige Skills-Coach Flavien Conne (44) zur Seite. Der Stallgeruch soll ja nicht zu kurz kommen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 37 | 19 | 72 | |
2 | SC Bern | 38 | 21 | 67 | |
3 | HC Davos | 38 | 22 | 66 | |
4 | ZSC Lions | 34 | 30 | 65 | |
5 | EV Zug | 38 | 27 | 65 | |
6 | EHC Kloten | 39 | -8 | 62 | |
7 | HC Fribourg-Gottéron | 38 | -3 | 56 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 38 | -8 | 53 | |
9 | EHC Biel | 37 | -1 | 52 | |
10 | SCL Tigers | 38 | -1 | 51 | |
11 | HC Ambri-Piotta | 38 | -20 | 49 | |
12 | Genève-Servette HC | 36 | -5 | 47 | |
13 | HC Lugano | 36 | -26 | 42 | |
14 | HC Ajoie | 37 | -47 | 36 |