Kann man mit Grönborg Meister werden?
ZSC muss sich die Trainer-Frage stellen

Die Lions sind in der Zwickmühle. Die Resultate sind zu gut, um Trainer Rikard Grönborg vorzeitig zu verabschieden, die Auftritte des Teams zu blass, um auf den Titel zu hoffen.
Publiziert: 22.12.2022 um 14:28 Uhr
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ZSC-Coach Rikard Grönborg macht beim Sieg am Dienstag in Langnau (4:2) keinen zufriedenen Eindruck.
Foto: keystone-sda.ch
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Bei den ZSC Lions reagiert man empfindlich, wenn man im Zusammenhang mit Rikard Grönborg von einer «Lame Duck» (lahme Ente) spricht – der Begriff wird für abtretende Präsidenten, die noch im Amt sind, aber keine Macht mehr haben, verwendet. Doch längst ist die Autorität des Schweden mit dem weissen Bart erodiert. Seine Popularität bei einem Teil der Mannschaft, den Fans und im Klub war schon weit grösser. Nicht zuletzt, weil die Lions im Frühling nach einer 3:0-Führung den Playoff-Final gegen Zug in die Tonne warfen.

So kann es nicht erstaunen, dass in der Branche zu hören ist, dass beim ZSC darüber nachgedacht wird, Grönborg noch vor Vertragsende im Frühling zu verabschieden, was natürlich niemand bestätigt.

Man kann sich des Eindrucks nicht entziehen, dass mit diesem prächtig bestückten Team mehr geboten werden müsste. Die Lions belegen zwar Platz 3, die Auftritte waren aber bisher fern von überzeugend. Noch kein Spiel haben die Zürcher über 60 Minuten durchgezogen. Dynamisches, packendes Hockey wird höchstens mal angedeutet.

Da kommt man nicht umhin, den Blick Richtung Bande zu richten. Zur «lahmen Ente». Bei Grönborg ist längst klar, dass er Ende Saison nach vier Jahren weiterziehen wird. Das hat er schon vor Monaten bestätigt. Nur sein zukünftiger Arbeitgeber, der finnische Meister Tappara Tampere, hat den Zuzug noch nicht offizialisiert.

Trainerwechsel vor 5 Jahren brachte die Bescherung

Es wäre nicht das erste Mal, wenn bei einem schwedischen ZSC-Trainer zu Weihnachten die Kerzen ausgeblasen würden. Vor fünf Jahren erwischte es Hans Wallson. Gleichzeitig wurde die Verpflichtung von Serge Aubin für die folgende Saison bekannt gegeben. Vorübergehend übernahm Hans Kossmann («das schönste Weihnachtsgeschenk») – und führte die Lions wenige Monate später zu ihrem bisher letzten Titel.

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Die ZSC-Trainer seit 2000: Marc Crawford, ab Dezember 2022.
Foto: keystone-sda.ch

Beim pflichtbewussten ZSC-Management würde es erstaunen, wenn man den neuen Trainer für die kommende Saison nicht schon bestimmt hätte. Das würde auch Raum lassen für ein Kurz-Engagement eines «Kossmann 2.0», wie beispielsweise Marc Crawford (61), den arbeitslosen Meister-Coach von 2014.

Dafür müsste die einzige Frage, die in Zürich zählt, intern bald mit einem klaren Nein beantwortet werden. Jene, ob man mit Grönborg Meister werden kann. Um Patron Walter Frey, der gegenüber seinen Arbeitnehmern stets loyal ist, zu überzeugen, braucht es gute Argumente. Und anders als in Bern, wo Trainer Johan Lundskog nach einem Sieg gegen den ZSC antizyklisch durch Toni Söderholm ersetzt wurde, füllt sich die neue Swiss Life Arena in Zürich-Altstetten vorderhand noch von alleine.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
37
19
72
2
SC Bern
SC Bern
38
21
67
3
HC Davos
HC Davos
38
22
66
4
ZSC Lions
ZSC Lions
34
30
65
5
EV Zug
EV Zug
38
27
65
6
EHC Kloten
EHC Kloten
39
-8
62
7
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
38
-3
56
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
38
-8
53
9
EHC Biel
EHC Biel
37
-1
52
10
SCL Tigers
SCL Tigers
38
-1
51
11
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
38
-20
49
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
36
-5
47
13
HC Lugano
HC Lugano
36
-26
42
14
HC Ajoie
HC Ajoie
37
-47
36
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