Er war zweimal Trainer der Montréal Canadiens, gewann 2011 den Stanley Cup mit den Boston Bruins, coachte 1399 NHL-Spiele, stand zuletzt bei Kanada bei Olympia und an der WM an der Bande. Claude Julien hat in der Hockey-Welt schon fast alles gesehen. Und doch sagt er bei seinem rund zweiwöchigen Gastspiel in Ambri, wo er Luca Cereda während zwei Wochen unterstützte: «So etwas habe ich noch nie gesehen.»
Beim ersten Heimspiel gegen Bern hätte er auf der Bank am liebsten zum Handy gegriffen, um die Stimmung mit der «Montanara» zu filmen. Dabei fragte sich der 62-Jährige, als erstmals nach Ambri kam, wie es möglich ist, dass in diesem verschlafenen Dörfchen ein Stadion gefüllt wird. «Woher kommen all diese Leute?»
Der mystische Klub in der Leventina hat den Kanadier beeindruckt. MySports hat ihn im Derby gegen Lugano (1:4) am letzten Dienstag verkabelt und kann in der Kabine dabei sein, als sich Julien nach der schmerzhaften Niederlage und der enttäuschenden Leistung an die niedergeschlagenen Spieler wendet (Erstausstrahlung: Montag, 19.20 Uhr, MySports Eins). Erst bedankt er sich für die Zeit in Ambri. Dann sagt er: «In einer Saison geht es immer wieder auf und ab. Ich denke nicht, dass es Zeit für Panik ist. Es ist der Zeitpunkt, uns selbst zu fragen: Was können wir besser machen. Im Jahr, als ich den Stanley Cup gewann, sind wir durch wirklich harte Zeiten gegangen. Weil wir die richtige Einstellung hatten, hielten wir durch.»
«Aber wisst ihr, was ihr beeinflussen könnt?»
Julien fährt mit ruhiger Stimme fort: «Ihr wisst nicht, ob ihr einen Autounfall habt, wenn ihr nach Hause fährt. Ihr wisst nicht, ob ihr einen Anruf kriegt, dass etwas Schlimmes in eurer Familie passiert ist. Das könnt ihr nicht kontrollieren. Aber wisst ihr, was ihr beeinflussen könnt? Eure Einstellung, wie ihr am nächsten Tag ins Training kommt.» Dann wünscht Julien den Spielern alles Gute und erntet Applaus von den Derby-Verlierern.
Juliens Worte verfehlen ihre Wirkung nicht. Ambri richtet sich wieder auf und kehrt vier Tage später zum Siegen zurück: 4:3 nach Verlängerung gegen die starken SCRJ Lakers. Am Sonntag besiegt die Mannschaft von Cereda auch den Meister aus Zug (5:4) und klettert auf Platz 4. Der Derby-Frust ist verarbeitet.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |