Das Schlimmste erwarten, das Beste erhoffen
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Das sagt der Liga-Boss:Wie gehts im Eishockey jetzt weiter, Herr Vaucher?

«Ist eine Lose-Lose-Situation»
Diese drei Hockey-Klubs wollen Saison-Unterbruch

Ab heute gibt es bis auf Weiteres nur noch Geisterspiele. Schweizweit. Das hat der Bundesrat am Mittwoch entschieden. Deshalb haben sich drei NL-Klubs für den Unterbruch der Meisterschaft ausgesprochen.
Publiziert: 29.10.2020 um 17:16 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2020 um 22:46 Uhr
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Es wird vorerst weitergespielt in der National League: Im Bild Berns Jeremi Gerber (links) im Duell mit Biels Anton Gustafsson.
Foto: keystone-sda.ch
Stephan Roth und Angelo Rocchinotti

Am Mittwochabend nach dem Entscheid des Bundesrats, nur noch maximal 50 Zuschauer in die Stadien zu lassen, verabschiedeten die Klub-Vertreter in einer Video-Konferenz, was sie schon vorher diskutiert hatten. Der Spielbetrieb wird auch nach der «Nati-Pause» ohne Länderspiele fortgesetzt. Vorerst bis 1. Dezember.

«Wir dürfen uns nicht von diesem Coronavirus davon abhalten lassen, zu spielen. Das ist ein Entscheid für uns alle. Für die Spieler, fürs Produkt, aber auch für die Medien», sagt Liga-Direktor Denis Vaucher. «Aber es ist klar, dass wir nicht viele Geisterspiele machen können, ohne dass wir eine finanzielle Unterstützung bekommen.»

Für einen Unterbruch des Spielbetriebs hätte es eine Dreiviertelmehrheit gebraucht. «Wir hatten ein sehr deutliches Mehr dafür, dass wir bis 1. Dezember spielen», betont Vaucher.

«Wir respektieren den Mehrheits-Entscheid der Klubs»

Drei Klubs hatten sich allerdings für einen Unterbruch ausgesprochen: Biel, Lausanne und Zug.

Nach dem 1. Dezember werde man «eine neue Lagebeurteilung vornehmen - unter Berücksichtigung der epidemiologischen Situation und auch der zugesagten Finanzhilfen des Bundes», schreibt EVZ-CEO Patrick Lengwiler unter dem Titel «Nur politische Restriktionen ohne Unterstützung sind nicht akzeptabel!» auf der Klub-Homepage. «Wir vom EVZ respektieren den Mehrheits-Entscheid der Klubs, auch wenn wir uns selbst für einen Unterbruch der Meisterschaft ausgesprochen hatten.»

Saisonkartenbesitzer, Sponsoren, Gönner, Partnern sowie die Mitarbeitenden, die alle zu einem Lohnverzicht eingewilligt haben, hätten «möglichst viele Spiele vor möglichst vielen Zuschauern verdient, weshalb wir lieber zugewartet hätten, bis sich die Lage wieder etwas beruhigt», so Lengwiler.

«…dann war es das wohl»

«Es gibt für beide Seiten Argumente. Unser Vorschlag, zu warten, ist auch nicht die Allerweltslösung», sagt Biels CEO Daniel Villard. «Letztlich ist es eine Lose-Lose-Situation. Wir hatten die Hoffnung, in einem oder zwei Monaten vor einer gewissen Anzahl Zuschauer spielen zu können. Doch dem Vernehmen nach dürften die getroffenen Regelungen über mehrere Monate dauern. Wir haben nun einen Kompromiss gefunden, spielen vorerst weiter. Bis Ende November werden auch Entscheidungen in Bezug auf Kredite und Kurzarbeitsentschädigungen getroffen. Dann wissen wir mehr. Sollte der Staat beziehungsweise die Kantone bis zu diesem Zeitpunkt keine finalen oder tragfähigen Lösungen haben, war es das wohl. Dann kann oder muss man die Meisterschaft noch immer unterbrechen.»

Der Manager der Seeländer geht davon aus, dass jeder Klub die zinslosen Darlehen des Bundes beantragen werde. «Wichtig ist, was bezüglich Kurzarbeit und sonstigen Subventionen nun entschieden wird. Wir haben für Hunderttausende von Franken Schutzkonzepte erstellt. Es kann nicht sein, dass man nach drei Spielen den Stecker zieht und wir diesen Schaden auch noch übernehmen müssen, nur weil die Behörden im Sommer unter anderem bezüglich Contact Tracing viel zu wenig unternommen haben.»

Amherd gab dem Sport kein Versprechen

Gibt es schon Indizien, dass es finanzielle Hilfe geben wird? «Gut, wir haben die Darlehen, die schon vom Parlament gesprochen wurden. Die jetzt Mitte November in den Bundesrat gehen», sagt Vaucher. «Wir hatten am Mittwoch einen Runden Tisch mit Bundesrätin Viola Amherd. Das war ein guter Austausch. Wir fahren auf zwei Gleisen: Das eine ist die Kurzarbeit, die wir wieder für befristete Arbeitsverträge bekommen sollten. Vor allem im Nachwuchsbereich, wo man uns jetzt die Ligen geschlossen hat. Und anderseits sind wir der Meinung, dass man über A-fonds-perdu-Beiträge reden muss.»

Man habe die Wünsche des Sports am virtuellen Runden Tisch thematisiert. «Frau Amherd hat das entsprechend entgegengenommen. Sie sagte, ihr sei klar, in was für einer schwierigen Situation wir uns befinden. Sie werden nächste Woche im Bundesrat noch einmal über Stabilisierungsmassnahmen diskutieren. Ich gehe davon aus, dass sie das da einbringen wird», so Vaucher. «Aber sie hat uns auch ganz klar gesagt, dass sie uns nichts verspreche und wir auch unsere Hausaufgaben machen müssen, im Sinn von, dass auch von Klub-Seite Einsparungen erfolgen. Namentlich im Lohnbereich. Und da haben wir ja schon sehr viele Klubs, die das mit den Spielern vereinbart haben.»

«Das wird sich sicher länger hinziehen»

Und wenn es keine Hilfe gibt – wird die Meisterschaft dann nach dem 1. Dezember unterbrochen? «Wir haben ja Zusicherungen. Einfach in Form von Darlehen mit Rangrücktritt», sagt Vaucher. «Wir gehen davon aus, dass die Verordnung, so wie sie jetzt vorliegt, auch beim Bundesrat durchgeht. Wir wünschen uns natürlich, damit das einfach, schnell, pragmatisch erfolgen kann, A-fonds-perdu-Beiträge als Soforthilfe. Aber die Finanzhilfe ist eigentlich gesprochen. Jetzt müssen wir die Details abwarten. Und darum ist es gut, dass wir im November noch Zeit haben, um die Entwicklung in diesem Bereich abzuwarten.»

Der Liga-Direktor rechnet nicht damit, dass der Spuk mit den Geisterspielen schon bald wieder vorbei sein wird. «Aufgrund der Aussagen der Bundesräte, gehe ich nicht davon aus, dass da einfach im Dezember alles wieder gut ist und wir mit Zuschauern spielen. Das wird sich sicher länger hinziehen. Vielleicht Januar, Februar. Das wissen wir im Moment nicht. Darum dürfen wir nicht die Hoffnung haben und alles nach hinten schieben. Es wäre für mich toll, wenn wir Playoffs spielen könnten und wenn wir Playoffs vor Zuschauern spielen könnten.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
29
31
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
28
2
50
4
SC Bern
SC Bern
28
18
49
5
EHC Kloten
EHC Kloten
29
-5
47
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
28
-11
39
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
SCL Tigers
SCL Tigers
27
1
38
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
HC Lugano
HC Lugano
27
-22
33
13
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
29
-20
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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