Wenn jemand vor der Saison gesagt hätte, dass Kloten die Qualifikation vor Lugano und Lausanne und in den ersten Neun abschliesst, der wäre gefragt worden, ob er einen über den Durst getrunken habe. Hätte das jemand im Oktober noch immer behauptet, nachdem sich der Aufsteiger unter anderem ein 0:6 gegen Ambri, ein 0:7 gegen Davos und ein 1:9 gegen Fribourg leistete und das Tabellenende zierte, dann wäre er für komplett verrückt erklärt worden.
Die Anfänge standen zunächst nicht nur sportlich unter einem unglücklichen Stern. Der noch vor dem Saisonstart angekündigte Rücktritt und ein bizarrer TV-Aufritt beim ersten Heimspiel von Sportchef Patrik Bärtschi sorgten zunächst für einige Irritationen um den Verein. Aber er verlor sich nicht darin.
Unaufgeregter Mitchell für aufgeregten Bärtschi
Natürlich darf sich Bärtschi nun ebenfalls noch eine grosse Scheibe dieses Erfolges abschneiden, er hat diese Mannschaft grösstenteils zusammengestellt. Am 1. November wurde er dann durch den Deutsch-Kanadier Larry Mitchell ersetzt, der sich mit seiner gewinnbringenden und unaufgeregten Art ideal einfügen konnte. Der Organisation gab, was sie in diesem Moment brauchte.
Und sportlich ging es parallel dazu steil aufwärts. Grosse Siege konnten gefeiert werden, die Ausländer (Ang, Aaltonen, Routsalainen, Ekestahl Jonsson und Goalie Metsola) wurden zu Attraktionen der Liga, aber es war auch verblüffend, wie sich der zuvor in der Swiss League spielende Schweizer Kern um Marchon, Meyer, Kellenberger und Steiner etablierte. Daneben wurden auch noch erfolgreich Youngster wie Reinbacher, Lindemann oder Ramel erfolgreich forciert.
In schwierigen Momenten ruhig geblieben
Im Januar befand sich Kloten in der Tabelle sogar vor Meister Zug auf Rang 7. Unfassbar! Mit riesigen Schritten näherte sich der Aufsteiger den Pre-Playoffs, sogar eine direkte Playoff-Qualifikation war plötzlich im Blickfeld. «Wir haben da über unseren Verhältnissen gelebt und das war auch allen bewusst», sagt Mitchell in der Nachbetrachtung.
Ein schlechter Februar brachte dann alles ins Wanken. Zwischenzeitlich sogar den Ligaerhalt. Und als die Zürcher Unterländer dann eine Runde vor Schluss tatsächlich noch auf Rang 11 abrutschten, schien es so, als müsse der Kleine im Konzern der Grossen am Ende leer ausgehen. Doch mit einem grandiosen 4:1-Triumph am Samstag in Davos haben sich die Klotener tatsächlich Lausanne und auch Lugano noch geschnappt. «Wir sind in der Führungsetage immer ruhig geblieben und wussten, wer wir sind und woher wir kommen», so Mitchell zum Erfolgsrezept.
Tomlinson-Nachfolger aus der DEL?
So gut wie Kloten war in der Neuzeit kein Aufsteiger mehr. Es gibt im Duden nicht genug Superlative, um die Verdienste des nach dieser Saison aus gesundheitlichen Gründen scheidenden Headcoachs Jeff Tomlinson zu würdigen. «Der Trainer-Staff hat immer einen Weg gefunden, die richtigen Knöpfe zu drücken», zeigt sich auch Mitchell beeindruckt. Die Grossen hat Tomlinson schon 2021 düpiert, als er die SCRJ Lakers via Pre-Playoffs in die Playoff-Halbfinals führte. Der Coup mit Kloten ist noch höher einzustufen.
Tomlinsons Nachfolger soll gemäss deutschen Medien der Kanadier Gerry Fleming werden, der in der DEL das Klotener Märchen geschafft und aus Aufsteiger Löwen Frankfurt einen Playoff-Kandidaten geformt hat. Mitchell sagt dazu: «Wir haben noch keinen neuen Trainer unter Vertrag genommen. Unser ganzer Fokus gilt den bevorstehenden Spielen.»
Und das mit gutem Grund. Jetzt will Kloten ab Dienstag in den Pre-Playoffs auch noch den SC Bern ärgern! «Wir haben Blut geleckt», erklärt Verteidiger Nicholas Steiner, was sich nach einer Kampfansage anhört. Für eine Zweite sorgt Sportchef Mitchell: «In einer Best-of-Three-Serie hat der Aussenseiter viel bessere Chancen, eine Überraschung zu schaffen, als in einer Best-of-Seven-Serie.» Wird nächste Woche tatsächlich das nächste Kapitel der Klotener Erfolgsstory geschrieben?
Mehr zum EHC Kloten
Pre-Playoffs, 1. Runde, 7. März (Best of 3)
Fribourg – Lugano 20 Uhr
Bern – Kloten 20 Uhr
Weitere Spieldaten: 9.3, evtl. 11.3
Playoff-Viertelfinals, 1. Runde (Best of 7)
Dienstag, 14. März
Servette – Bern/Kloten/Lugano 20 Uhr
Biel – Fribourg/Bern/Kloten 20 Uhr
Mittwoch, 15. März
SCRJ Lakers – Zug 20 Uhr
ZSC Lions – Davos 20 Uhr
Playout, 1. Runde (Best of 7)
Dienstag, 14. März
SCL Tigers – Ajoie 20 Uhr
Pre-Playoffs, 1. Runde, 7. März (Best of 3)
Fribourg – Lugano 20 Uhr
Bern – Kloten 20 Uhr
Weitere Spieldaten: 9.3, evtl. 11.3
Playoff-Viertelfinals, 1. Runde (Best of 7)
Dienstag, 14. März
Servette – Bern/Kloten/Lugano 20 Uhr
Biel – Fribourg/Bern/Kloten 20 Uhr
Mittwoch, 15. März
SCRJ Lakers – Zug 20 Uhr
ZSC Lions – Davos 20 Uhr
Playout, 1. Runde (Best of 7)
Dienstag, 14. März
SCL Tigers – Ajoie 20 Uhr
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |