Hype der Import-Goalies vorbei
ZSC-Hrubec ist der letzte Mohikaner in den Playoffs

In Bern gab es Polemik um Reideborn, in Lugano wurde Koskinen in Rente geschickt und in Kloten war Metsola kein Rückhalt mehr. Im Halbfinal verteidigt nur ZSC-Goalie Hrubec die Ehre der ausländischen Keeper.
Publiziert: 06.04.2024 um 12:01 Uhr
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ZSC-Keeper Simon Hrubec klärt vor dem heranstürmenden Zuger Dario Simion.
Foto: freshfocus
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Als die Ausländer-Zahl 2022 von vier auf sechs angehoben wurde, begann der grosse Run auf Spitzenkeeper aus Finnland, Tschechien und Schweden, und mancher prophezeite das Ende der Schweizer Goalie-Gilde. Doch längst nicht überall erwiesen sich die Importe zwischen den Pfosten als Volltreffer. In den Playoff-Halbfinals ist nur noch einer da: ZSC-Schlussmann Simon Hrubec (32). Ansonsten sind die Einheimischen Reto Berra (Fribourg), Leonardo Genoni (Zug) und Connor Hughes (Lausanne) der Rückhalt ihrer Teams. Im Viertelfinal ragten zudem mit Sandro Aeschlimann (Davos) und Niklas Schlegel (Lugano) zwei weitere Schweizer heraus.

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Hrubec hat bisher alle sechs Playoff-Duelle für sich entschieden, im Schnitt nur 1,24 Gegentore kassiert, 95,18 Prozent aller Schüsse abgewehrt und zwei Shutouts eingefahren – alles Bestwerte. Sollte der Tscheche, der 2021 Awangard Omsk in der KHL und 2019 Trinec in Tschechien zum Titel führte, auch den Lions zur Meisterkrone verhelfen, wäre er erst der dritte ausländische Meister-Goalie in der National League. Dieses Kunststück schafften bisher nur ZSC-Ikone Ari Sulander (2000, 01, 08 und als Ersatz 2012) sowie der Tscheche Jakub Stepanek 2016 mit dem SC Bern. 

Die Lions hatten bereits vor der Ausländer-Erhöhung auf einen Ausländer gesetzt. 2020, als sie während der Saison den Finnen Joni Ortio holten und Quali-Sieger wurden, fielen die Playoffs Corona zum Opfer. Vor zwei Jahren lagen sie mit dem Tschechen Jakub Kovar im Final bereits 3:0 vorn, als Trainer Rikard Grönborg sagte: «Wir haben den besseren Kovar.» Am Schluss war der EVZ Meister und sein stürmender Bruder Jan Kovar der MVP der Playoffs.

Grönborgs Nachfolger Marc Crawford verzichtet wohlweislich auf Sprüche und betont, dass Hrubec und Genoni zwei der besten Goalies der Liga seien. «Das war eine grossartige Goalie-Schlacht», sagte der Kanadier nach dem 1:0-Sieg am Mittwoch.

Im Gegensatz zu anderen Klubs vermisst bei den Zürchern, die mit Denis Malgin, Sven Andrighetto, Dean Kukan und Yannick Weber vier Schweizer mit NHL-Vergangenheit in ihrem Luxuskader haben, niemand einen sechsten ausländischen Feldspieler auf dem Eis. Das nimmt auch Druck von Hrubec.

Andere Import-Keeper kamen hingegen unter Beschuss: Mikko Koskinen wurde in Lugano von Schlegel in den Schatten gestellt. Der 35-Jährige beendet nun seine Karriere. Schon früh wurde bekannt, dass die Tessiner ab kommender Saison auf zwei Schweizer Goalies setzen und Joren van Pottelberghe verpflichtet haben.

Nächste Saison nur noch vier Import-Goalies?

Auch in Kloten scheiterte ein Finne: Juha Metsola konnte nicht an seine starke erste Saison anknüpfen, und bald war klar, dass er in seine Heimat zurückkehren wird. Kloten hatte bisher auf der Suche nach einer Schweizer Nummer 1 noch keinen Erfolg. Vielleicht könnte AHL-Goalie Ludovic Waeber (Wilkes-Barre/Scranton), der in die Schweiz zurückkehren will, aber noch an die Lions gebunden ist, zur Option werden, wie «Watson» zuletzt anregte. So würde der ZSC nächste Saison nicht Gefahr laufen, wie zuletzt der SCB in eine Goalie-Polemik reinzulaufen. Hrubecs Ersatzmann Robin Zumbühl machte seine Sache zwar nicht schlecht, war aber nie ein Konkurrent für den tschechischen Top-Mann.

Anzahl ausländische Goalies pro Saison
  • 2024/25: 4?
  • Hrubec (Tsch, ZSC), Reideborn (Sd, Bern), Säteri (Fi, Biel), Juvonen (Fi, Ambri).
  • 2023/24: 7
  • Hrubec (ZSC), Reideborn (Bern), Säteri (Biel), Koskinen (Fi, Lugano), Juvonen (Ambri), Olkinuora (Fi, Servette), Metsola (Fi, Kloten).
  • 2022/23: 7
  • Säteri (Biel), Hrubec (ZSC), Metsola (Kloten), Koskinen (Lugano), Laurikainen (Fi, Lausanne), Juvonen (Ambri), Rautio (Fi, SCL Tigers).
  • 2021/22: 3
  • Kovar (Tsch, ZSC), Schikin (Russ, Biel), Juvonen (Ambri).
  • 2020/21: 1
  • Karhunen (Fi, Bern).
  • 2019/20: 3
  • Ortio (Fi, ZSC), Karhunen (Bern), Hrachovina (Tsch, Ambri).
  • 2018/19: 1
  • Lindbäck (Sd, Davos).
  • 2017/18: 3
  • Brust (Ka, Fribourg), Karhunen (Ambri), Poulin (Ka, Kloten).
  • 2016/17: 2
  • Markkanen (Fi, Zug), Hovinen (Fi, Lausanne).
  • 2015/16: 1
  • Stepanek (Tsch, Bern).
  • 2024/25: 4?
  • Hrubec (Tsch, ZSC), Reideborn (Sd, Bern), Säteri (Fi, Biel), Juvonen (Fi, Ambri).
  • 2023/24: 7
  • Hrubec (ZSC), Reideborn (Bern), Säteri (Biel), Koskinen (Fi, Lugano), Juvonen (Ambri), Olkinuora (Fi, Servette), Metsola (Fi, Kloten).
  • 2022/23: 7
  • Säteri (Biel), Hrubec (ZSC), Metsola (Kloten), Koskinen (Lugano), Laurikainen (Fi, Lausanne), Juvonen (Ambri), Rautio (Fi, SCL Tigers).
  • 2021/22: 3
  • Kovar (Tsch, ZSC), Schikin (Russ, Biel), Juvonen (Ambri).
  • 2020/21: 1
  • Karhunen (Fi, Bern).
  • 2019/20: 3
  • Ortio (Fi, ZSC), Karhunen (Bern), Hrachovina (Tsch, Ambri).
  • 2018/19: 1
  • Lindbäck (Sd, Davos).
  • 2017/18: 3
  • Brust (Ka, Fribourg), Karhunen (Ambri), Poulin (Ka, Kloten).
  • 2016/17: 2
  • Markkanen (Fi, Zug), Hovinen (Fi, Lausanne).
  • 2015/16: 1
  • Stepanek (Tsch, Bern).

In Bern hatte der Schwede Adam Reideborn zum Beginn der Saison mit seinen Paraden mitgeholfen, das Team zu stabilisieren. Danach liess er aber nach, und gleichzeitig spielte Philip Wüthrich nach seiner langen Verletzung stark. Das führte dann in den Playoffs zum Goalie-Bingo oder der «Zwei-Goalie-Strategie», wie sie Trainer Jussi Tapola nannte, was für Unruhe in der Hauptstadt sorgte. 

Ruhig um das Duo Reideborn/Wüthrich wird es aber werden, zumal der SCB bei den Ausländern aufrüsten will. Hätten die Berner schon jetzt sechs ausländische Feldspieler gehabt, die den Anforderungen genügt hätten, wäre die Aufregung noch weit grösser gewesen.

Bisher unumstritten sind die Finnen Harri Säteri in Biel und Janne Juvonen in Ambri. Bei den Seeländern entfällt nun Van Pottelberghe als Herausforderer (Luis Janett kommt von Thurgau), während der ehemalige Nati-Hoffnungsträger Gilles Senn (Davos) Routinier Benjamin Conz im Tessin ersetzt.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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