Während sich die anderen Teams gegenseitig alles abverlangt haben, hat der ZSC über eine Woche Pause. Was unternehmen Sie, dass Sie Ihren Playoff-Rhythmus nicht verlieren?
Sven Andrighetto: Das ist eine Herausforderung für uns alle. Aber diese Pause hatten wir vor der Viertelfinalserie gegen Biel auch. Da haben wir die Trainings sehr gut genutzt und dann im ersten Spiel relativ gut reingefunden. Das ist auch jetzt das Ziel. Wir haben uns auf uns fokussiert, zumal wir ja auch noch nicht wussten, auf wen wir treffen. Spiele zu simulieren, ist natürlich schwierig, aber wir versuchen, die Intensität hochzuhalten, damit wir am Montag bereit sind.
Bei Ihnen hat man das Gefühl, dass Sie diese Playoff-Intensität speziell lieben, es Ihnen wohl ist, wenn es so richtig zur Sache geht. Obschon Sie da dann oft einer der Gejagten sind und hart angegangen werden. Woher kommt dieser Masochismus?
Ich liebe einfach diese speziellen Emotionen, die in den Playoffs im Spiel drin sind. Es ist alles intensiver und schneller. Ich liebe auch dieses Gefühl, wenn es um alles geht. Man muss als Team gewinnen, und es ist völlig egal, wer das Tor schiesst. Mir gefällt auch diese Balance, die man finden muss, damit man bei Siegen nicht zu hoch fliegt und bei Niederlagen nicht zu tief fällt.
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Und da stört es Sie dann auch nicht, wenn Sie immer wieder hart angegangen werden?
Die Viertelfinals gegen Biel waren sehr fair von beiden Seiten, aber es gab natürlich auch Serien, bei denen es ein wenig unschöner war. Die Frage ist jeweils, ob der Respekt vor den Gegenspielern gewahrt wird oder ob diese Grenze überschritten wird. Man will sich nichts schenken, aber man will auch niemanden absichtlich verletzen und diesen für sein normales Leben beeinträchtigen, denn letztendlich ist es immer noch Sport. Bei mir ist es so, dass es mich noch mehr motiviert, wenn es härter zur Sache geht. Natürlich ist es nicht so lustig, wenn man dann überall blaue Flecken hat. Aber es gehört dazu.
Nach Jahren in der NHL und der KHL sind Sie 2020 mit dem Ziel zu den ZSC Lions gekommen, den Kübel zu holen. 2022 hatten Sie die Hand schon mal dran, ehe die Finalserie gegen Zug nach einer 3:0-Führung noch mit 3:4 verloren ging. Daher wäre es jetzt höchste Zeit, oder?
Auf jeden Fall, es ist höchste Zeit. Aber wir wollen Schritt für Schritt nehmen. Ich bin, wie Sie gesagt haben, zum ZSC gekommen, um Meister zu werden. Und das ist weiterhin so, jetzt umso mehr. Denn wir verfügen über eine sehr gute Mannschaft, sind breit aufgestellt, gesund und fit. Jetzt freuen wir uns auf die Halbfinalserie.
Wie lange haben Sie vor zwei Jahren gebraucht, um die verlorene Finalserie zu verdauen?
Es ist noch immer bitter, wenn ich daran zurückdenke. Wenn du so nahe dran bist, eigentlich vieles richtig gemacht hast und dann viermal hintereinander im Final verlierst, dann ist das natürlich nicht so ideal. Umso mehr brauchen alle Jungs, die damals dabei waren und noch immer hier sind, dieses Erlebnis nun als Motivation. Wir sind da zusammen durchgegangen und wissen noch genau, wie sich das am Schluss angefühlt hat. Wenn man dies als Motivation für das, was nun kommt, brauchen kann – dann sind wir sicher sehr stark.
In Zürich wird immer sehr viel erwartet, nur der Titel scheint gut genug. Wie lernt man, mit dieser Erwartungshaltung umzugehen?
Wenn grosse Erwartungen bestehen, ist das auch etwas Schönes. Wir sind hier beim ZSC, einem sehr grossen Klub in der Schweiz und in Europa, der inzwischen auch ein wunderschönes Stadion hat und von seinen Fans lautstark unterstützt wird. Das ist doch cool und auch allen bewusst. Das Einzige, was uns fehlt, ist der Meistertitel, und es macht uns auch nicht nervös, davon zu sprechen. Denn er ist das Ziel, das wir erreichen wollen.
Sven Andrighetto (31) erlernte das Hockey-Abc zunächst beim EHC Dübendorf und wechselte mit 13 in die Nachwuchsabteilung der ZSC-Organisation. Als 17-Jähriger spielte er seine erste Saison für die GCK Lions in der NLB, wagte danach aber den Sprung nach Nordamerika. Über die Juniorenliga QMJHL und die AHL schaffte es der Drittrunden-Draft der Montréal Canadiens in die NHL. Für Montréal und Colorado absolvierte er 227-NHL-Spiele, ehe er 2020, nach einem Jahr in der KHL bei Omsk, als Leaderfigur in die ZSC-Organisation zurückkehrte. Auch in der Nati gehört er zu den Eckpfeilern, war an vier WM-Turnieren (darunter 2018 mit dem Gewinn der Silbermedaille) und den Olympischen Spielen 2022 mit von der Partie.
Sven Andrighetto (31) erlernte das Hockey-Abc zunächst beim EHC Dübendorf und wechselte mit 13 in die Nachwuchsabteilung der ZSC-Organisation. Als 17-Jähriger spielte er seine erste Saison für die GCK Lions in der NLB, wagte danach aber den Sprung nach Nordamerika. Über die Juniorenliga QMJHL und die AHL schaffte es der Drittrunden-Draft der Montréal Canadiens in die NHL. Für Montréal und Colorado absolvierte er 227-NHL-Spiele, ehe er 2020, nach einem Jahr in der KHL bei Omsk, als Leaderfigur in die ZSC-Organisation zurückkehrte. Auch in der Nati gehört er zu den Eckpfeilern, war an vier WM-Turnieren (darunter 2018 mit dem Gewinn der Silbermedaille) und den Olympischen Spielen 2022 mit von der Partie.
Sie sind einer der Publikumslieblinge beim ZSC. Dabei fällt auf, dass Sie vor allem von vielen Kindern vergöttert werden. Nehmen Sie das wahr, und was bedeutet es Ihnen?
Das nehme ich absolut wahr und schätze es mega. Denn ich kann mich noch sehr gut erinnern, als ich selbst als kleiner Junge im Hallenstadion war und zu den ZSC-Spielern aufgeschaut habe. Ich wollte damals einer wie sie sein, ich wollte auch auf dem Eis vor so vielen Zuschauern spielen. Und jetzt, wo ich in dieser Situation bin und die Kinder sehe, die vielleicht auch diesen Traum haben, ist das für mich sehr speziell. Daher ist es für mich auch ein Anliegen, etwas zurückzugeben. Sei es, mit einem Puck oder indem ich einen kaputten Stock verschenke oder für Autogramme zur Verfügung stehe. Es sind kleine Dinge, die aber eine grosse Wirkung haben. Weil ich genau weiss, was es mir bedeutet hat, als ich ein kleiner Junge war.
Wollen Sie auch mal Kinder oder muss das nicht unbedingt sein?
Das hätte ich sehr gerne, aber der Fokus liegt momentan nicht darauf. Vorläufig bin ich der stolze Götti von Dion, dem Sohn von Teamkollege Christian Marti. Das passt für mich tipptopp, ab und zu kann ich mit ihm einen Tag verbringen, und so komme ich auch zu meiner Kinderzeit. Es ist immer schön und lustig.
Wegen einer komplizierten Handgelenksverletzung haben Sie ein schwieriges Jahr hinter sich. Doch im Lauf der Saison sind Sie immer besser in Fahrt gekommen. Sind Sie wieder der alte Sven Andrighetto?
Es war eine Herausforderung, in den letzten Playoffs mit einer gebrochenen Hand zu spielen, nachdem ich zuvor bereits viele Spiele verpasst hatte. Und auch diese Saison habe ich wegen der anschliessenden Operation die ersten zwölf Partien noch verpasst. Lange Zeit konnte ich noch gar keinen Stock halten. Mir hat daher auch das Feeling für die Schüsse gefehlt, die ich üblicherweise immer im Sommer trainiere. Ich bin noch immer am Aufholen, aber inzwischen geht es wieder relativ gut. Ich spiele diese Saison noch mit einer Schiene, im Sommer schauen wir dann weiter, aber es sollte dann gut sein.
2023 muss für Sie ein schlimmes Jahr gewesen sein, wegen der gravierenden Verletzung, und dann ist auch noch Ihre Ehe zerbrochen. Wie übersteht man dies als Mensch, der sich die Sonnenseite gewohnt ist?
Jeder Mensch erlebt Hochs und Tiefs. Für einen Sportler ist die Gesundheit das A und O. Es war meine erste gravierende Verletzung, und zu Beginn war ich schon am Boden, weil ich der Mannschaft nicht mehr helfen konnte. Ich war plötzlich auf mich allein gestellt, was schon etwas einsam war. Aber meine Freunde, die Familie und die ganze ZSC-Organisation haben mir da enorm geholfen. Es wurde immer geschaut, dass es mir gut geht. Das ist etwas, was ich sehr schätze beim ZSC – es geht hier auch um den Menschen, nicht nur um den Hockeyspieler.
Stürzt dann, wenn im privaten Bereich auch noch die Trennung von Ihrer Frau dazu kommt, irgendwie alles zusammen?
Es war am Anfang sicher nicht einfach. Aber schlussendlich sind das Dinge, mit denen du lernen musst umzugehen und auch lernen musst, sie irgendwie handeln zu können. Ich bin ein Mensch, der immer das Positive sieht oder sehen will. Aber natürlich gab es Tage, an denen es mir weniger gut ging. Zum Glück konnte ich auf die Unterstützung aus meinem Umfeld zählen, was es einfacher machte.
Ihr Vertrag beim ZSC läuft nächste Saison aus. Bleiben Sie ohnehin oder dürfen auch andere Klubs Offerten einreichen?
Dafür habe ich mit Daniel Giger von 4sports einen guten Agenten, der auch ein guter Freund von mir ist. Wir sind zwei Wochen vor den Playoffs kurz zusammengesessen, und da habe ich ihm gesagt, dass ich momentan nichts hören will, meine ganze Konzentration den Playoffs gilt. Daher habe ich keine Ahnung, ob es schon einen Kontakt von ihm zu ZSC-Sportchef Sven Leuenberger gab. Ich würde gerne verlängern. Ich bin Zürcher, ich liebe Zürich und will den Titel holen mit dem ZSC.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | ZSC Lions | 17 | 22 | 39 | |
2 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
3 | Lausanne HC | 19 | 10 | 37 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |