Die Fans des HCD feierten ihr Team nach dem Aus in Zürich. In Sachen Einsatz und Kampfgeist konnte man den Davosern nichts vorwerfen. Doch sich mit Feriendestinationen zu befassen, während andere um den Pott spielen, entspricht nicht den Ansprüchen, die man an der Spitze des Rekordmeisters (31 Titel) hat. Zur Erinnerung: Nach dem 0:4 im Halbfinal gegen Meister Zug musste sich der damalige Trainer Christian Wohlwend vor einem Jahr intern harsche Kritik anhören. Ganz unabhängig von den fliegenden Trinkflaschen.
Dabei hatte Davos damals die Wende im Viertelfinal gegen die SCRJ Lakers nach einem 0:3-Rückstand noch geschafft. Gegen die soliden ZSC Lions mit dem starken Goalie Simon Hrubec gab es diesmal kein Zurück mehr.
Spiel 4 mit der 2:3-Niederlage in der zweiten Overtime dürfte man noch eine Weile nachtrauern. Denn der Rückschlag war selbstverschuldet. Allen Gegentreffern gingen Schnitzer voraus.
Um nach fünf Playoff-Spielen mit leeren Händen dazustehen, hätte man sich am 11. Januar nicht von Wohlwend trennen und die Mannschaft den vormaligen Assistenten Waltteri Immonen und Glen Metropolit in die Hände geben brauchen.
Fortschritt sieht anders aus
Unter Wohlwend holte man, trotz teils grosser Verletzungsprobleme, 1,62 Punkte pro Spiel. Mit dem Interims-Duo, das nun das Zepter Josh Holden übergeben wird, waren es in der Quali im Schnitt 1,56 Punkte. Fortschritt sieht anders aus. Wenigstens qualifizierte man sich, ohne zu zittern, für die Top 6.
Was die Bündner von den Top-Teams trennt: Wenn es hart auf hart geht, sind sie zu wenig stilsicher, machen es dem Gegner zu leicht. Es fehlt die mentale Härte und innere Ruhe.
Schon acht Jahre sind die Davoser, die auch nicht wenig Geld für ihr Team ausgeben, titellos. Man läuft Gefahr, die letzten Jahre des einzigartigen Captains Andres Ambühl (39) zu vergeuden. Bei ihm glaubt man zwar, dass er das Alter nie spüren wird. Die Realität dürfte eine andere sein. Gegen den ZSC blieb er ohne Skorerpunkt. Vor einem Jahr hatte er noch entscheidenden Anteil an der Wende gegen die Lakers.
Holden ist der Profiteur der Playoff-Enttäuschung
Dem HCD muss auch zu denken geben, wie zielsicher er jeweils den Weg zur Niederlage gegen die Lions findet. Die letzten 13 Spiele in Zürich hat der Rekordmeister verloren, seit er im Januar 2019 mit einem Sieg in der Verlängerung ausgerechnet Arno Del Curto an die ZSC-Bande katapultierte. Von den letzten 22 Duellen hat Davos nur zwei gewonnen.
Da kommt mit Holden zum richtigen Zeitpunkt ein neuer Trainer. Er ist der Profiteur des rassigen Ausscheidens. Die Erwartungshaltung wird zumindest nicht überhitzt sein. Und bei null wird er nicht beginnen müssen. Mit Magnus Nygren verlässt nur ein wichtiger Spieler den Klub. Mit Sandro Aeschlimann und Gilles Senn hat er ein Schweizer Goalie-Duo, das hohen Ansprüchen genügt. Und Simon Knak ist der vielversprechendste junge Stürmer der Liga.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |