Erinnerungen an Beckenbauer
Diese ZSC Lions sind über Jahre hinaus nicht zu besiegen

Der Pokal der National League hat ein Zuhause gefunden. Er bleibt in Zürich. Die schlechte Nachricht für die restliche Hockey-Schweiz: Es gibt wenig Gründe, zu glauben, dass sich das so schnell ändern wird.
Publiziert: 12:11 Uhr
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Aktualisiert: 15:24 Uhr
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Die ZSC Lions sind wie im letzten Jahr Meister. Captain Patrick Geering stemmt den Pokal in die Höhe.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • ZSC Lions verteidigen Meistertitel und könnten Dominanz fortsetzen
  • Gewinnermentalität und starker Teamzusammenhalt prägen die Mannschaft
  • Traum-Duo Malgin und Andrighetto bis 2028 bzw. 2029 unter Vertrag
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Franz Beckenbauer (1945–2024), der damalige Teamchef der deutschen Fussball-Nationalmannschaft, machte 1990 nach dem WM-Titel von Rom eine legendäre Aussage. «Wir sind jetzt die Nummer eins in der Welt, schon lange die Nummer eins in Europa. Jetzt kommen die Spieler aus Ostdeutschland noch dazu. Ich glaube, dass die deutsche Mannschaft über Jahre hinaus nicht zu besiegen sein wird. Es tut mir leid für den Rest der Welt», sagte der «Kaiser».

Franz Beckenbauer feiert den WM-Titel 1990 nach dem 1:0-Finalsieg in Rom gegen Argentinien.
Foto: AFP

Einen solchen Satz nimmt bei den ZSC Lions keiner in den Mund. Nicht nur, weil keine Spieler aus einer Wiedervereinigung dazukommen. Und doch ist die Chance gross, dass der Rest der Schweiz über Jahre hinaus einen schweren Stand haben wird, die Zürcher wieder vom Thron zu stossen.

Nach dem EV Zug 2022 und dem SC Bern 2017 hat wieder eine Mannschaft den Titel verteidigt. Und dem Team von Marco Bayer ist durchaus zuzutrauen, den «Three-Peat», den dritten Titel in Serie, zu holen. Dies hat seit 1996, als Kloten zum vierten Mal in Folge Meister wurde, niemand mehr geschafft.

In Zürich ist ein Monster herangewachsen. Innerhalb von elf Monaten und drei Wochen haben die Lions dreimal einen Pokal in die Höhe gestemmt: Meister, Champions Hockey League, Meister.

«Fertig Scheissdreck»-Einstellung verinnerlicht

In Zürich-Altstetten hat sich eine Gewinnermentalität breitgemacht, die man nach dem inzwischen schon legendären Satz von Stürmer Willy Riedi im Halbfinal auch «Fertig Scheissdreck»-Einstellung nennen könnte. Auch wenn die Mannschaft nicht immer an ihrem obersten Limit spielt, findet sie einen Weg zum Sieg – wie am Donnerstagabend beim entscheidenden Sieg in Lausanne (3:2).

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«Ich war noch nie in einer Mannschaft, in der man von Anfang an gesagt hat: Wir wollen die Champions League gewinnen und den Titel verteidigen», sagt Captain Patrick Geering, der sich inzwischen fünffacher Meister und zweifacher Champions-League-Sieger nennen darf.

Und das Team bleibt zusammen. Von den Stammspielern geht nur Titel-Hamster Yannick Zehnder, der den Pokal in den letzten fünf Jahren viermal (je zweimal mit Zug und Zürich) in die Höhe stemmen konnte. «Daran könnte man sich gewöhnen», sagt der Zuger lachend. Aber wird er das auch mit seinem neuen Klub Lausanne tun, dem nach zwei Finalniederlagen gegen die Lions so etwas wie der Mief des Verlierers anhaftet? «Das wird man sehen», sagt Zehnder, der in Zürich durch den vielseitigen Nati-Stürmer Thierry Bader (vom SCB) ersetzt wird.

Die Lausanner werden sicher einen neuen Anlauf nehmen, die Zürcher endlich zu besiegen. Mit Connor Hughes bekommen sie ein Upgrade gegenüber dem jungen Kevin Pasche im Tor – Meister-Hexer Simon Hrubec kann auch er nicht das Wasser reichen. Zudem kommen mit den Verteidigern Sami Niku (Kloten) und Erik Brännström (Rochester) sowie NL-Topskorer Austin Czarnik (Bern) neue hochkarätige Ausländer hinzu. Gleichzeitig verlieren die Waadtländer mit Lukas Frick (zu Davos) und vor allem Andrea Glauser (zu Fribourg) zwei wichtige Schweizer Verteidiger. Und Stürmer Tim Bozon kehrt nach Genf zurück.

Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass die ZSC Lions hungrig bleiben. Zu Beginn der Playoffs war Nati-Verteidiger Christian Marti gefragt worden, ob das Team nach dem Gewinn der Champions League noch hungrig sei. Dieser antwortete, es wäre doch schade, wenn man eine gute Chance auf den Titel verpassen würde. Jetzt, da gerade so viel zusammenpasse.

Für Nachschub ist gesorgt

Dieser Spirit dürfte weiterleben. Siege machen süchtig. Winnertypen wollen immer mehr. Und das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Mannschaft ist gross. Auch deshalb wollten die Lions den letzten Titel in der Fremde holen, um den Triumph gemeinsam geniessen zu können, ehe man die Freude mit den Fans teilt.

Frödén schiesst den ZSC wieder zum Titel
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Lausanne HC – ZSC Lions 2:3:Frödén schiesst den ZSC wieder zum Titel

Das Schweizer Traum-Duo Denis Malgin (28) und Sven Andrighetto (32), das die Playoff-Skorerliste in den letzten beiden Jahren dominierte und auch in der Champions League gross auftrumpfte, ist in den besten Jahren und bis 2028 beziehungsweise 2029 unter Vertrag. Die beiden ehrgeizigen Nationalspieler haben noch längst nicht ausgetanzt. Und die jüngeren Spieler im Team, die bereits im Final stark spielten, haben noch Potenzial.

Die Lions haben – im Gegensatz zum SCB unter Kari Jalonen – auch für die nächsten Jahre vorgesorgt. Aus der starken Juniorenabteilung und aus dem Farmteam GCK Lions stossen stets Talente nach. Diese Saison wurden die U20-, die U17- und die U15-Elit Meister. Dieser eindrückliche historische Hattrick wäre schon vor einem Jahr möglich gewesen, wenn die GCK Lions unter dem jetzigen Meistercoach Marco Bayer nicht in den Swiss-League-Final vorgestossen wären und somit Topspieler der U20 entzogen wurden.

Übrigens: Beckenbauers Worte brachten seinem Nachfolger Berti Vogts kein Glück. Erst an der EM 1996 holte Deutschland wieder einen Titel. Es gibt also doch noch Hoffnung für den Rest der Schweiz.

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Die ZSC Lions sind wie im letzten Jahr Meister. Captain Patrick Geering stemmt den Pokal in die Höhe.
Foto: Getty Images
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Simon Hrubec (33, Tsch), Goalie. Im Bild mit seiner Frau Michaela, Sohn Adam und Tochter Valentina.
Foto: Pius Koller
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