Die ZSC Lions sind wieder Meister. Und obwohl die Zürcher gute Ausländer haben, sind es die vier Schweizer mit der Erfahrung von total 1204 NHL-Spielen, die die Pfeiler des Teams bilden. Das Quartett erlaubt es den Lions auch, bei den Imports gezielt auf die Bedürfnisse des Teams einzugehen und einen der sechs Ausländerplätze an den tschechischen Top-Goalie Simon Hrubec zu vergeben.
Alles beginnt am 5. Juli 2020, als der ZSC die Verpflichtung von Nati-Stürmer Sven Andrighetto (32, 227 NHL-Spiele) bekannt gibt. «Ghetto» wird nach einer Saison in der KHL bei Omsk, wo er gemäss Medienberichten rund 1,2 Millionen Franken pro Saison verdiente, vorzeitig verabschiedet. Da schnappt ZSC-Sportchef Sven Leuenberger zu – und sticht die Konkurrenz aus Zug und Lausanne aus.
Andrighetto spricht von einer Herzensangelegenheit. «Als ehemaliger Lions-Junior habe ich einen engen Bezug zu diesem Klub.» Seine Verbundenheit zur Limmatstadt dokumentiert ein Tattoo auf einem Oberschenkel, das das Grossmünster und einen Löwen zeigt.
SCB hatte einen Personalstopp, als Weber zu haben war
Als Leuenberger ein Jahr später den zweiten Pfeiler einschlägt, hat er es nicht mit einem Heimweh-Zürcher zu tun. Yannick Weber (36, 541 NHL-Spiele) ist Berner. Da würde man erwarten, dass der SCB für ihn Priorität hätte. Doch in Bern hat der Klub damals aufgrund von Corona einen Personalstopp für Schweizer Spieler verhängt. «Ich habe gute Beziehungen zum SCB. Ich wusste früh, dass sie mich wegen der Probleme mit Covid nicht verpflichten werden können», sagt er damals der «Berner Zeitung». Und doch fehlt dem SCB bis heute ein Verteidiger wie Weber.
Den nächsten Coup landen die Zürcher einen Tag vor dem Ligastart 2021: Denis Malgin (28, 264 NHL-Spiele), der davor ein Jahr bei Lausanne gespielt hatte, weil die Lions keinen Platz mehr hatten, kehrt zum Klub zurück, bei dem er schon als 13-Jähriger spielte. «Dieser Transfer erschüttert die Liga», schreibt Blick. Der NHL-Traum sei für ihn noch nicht beendet, betont Malgin. «Ich will noch einmal einen Schritt machen. Und das kann ich hier in Zürich.»
Mit Malgin/Andrighetto haben die Lions von da an ein Schweizer Duo von internationalem Format, das die erste Linie befeuert. Das hat sonst niemand. Im ersten gemeinsamen Jahr führt das Duo den ZSC in den Final und dort zu einer 3:0-Führung in der Serie gegen Zug, ehe es zum historischen Kollaps kommt.
«Malgin ist wie ein zusätzlicher Ausländer»
Malgin nimmt darauf noch einmal einen Anlauf in der NHL, ehe er 2023 selbst einen neuen Fünfjahresvertrag beim ZSC aushandelt. «Ich denke, wir alle in Zürich haben noch eine Rechnung offen», sagt er. Und Trainer Marc Crawford, unter dem Malgin als 17-Jähriger sein NL-Debüt gegeben hatte, schwärmt: «Malgin ist wie ein zusätzlicher Ausländer.»
Sechs Wochen vor der Malgin-Rückkehr haben sich die Lions schon die Dienste von Dean Kukan (31, 172 NHL-Spiele) gesichert. Wie Andrighetto und Malgin hat der Verteidiger das Hockey-ABC in der Talentschmiede der Lions erlernt und zog dann als Teenager ins Ausland (Lulea, Sd) aus, um später seinen NHL-Traum zu verwirklichen.
So lohnt sich der Aufwand, den die Zürcher für den eigenen Nachwuchs betreiben, doch noch. Die verlorenen Söhne kehren irgendwann zurück. Natürlich auch, weil die Lions gute Löhne, hohe Ambitionen und das modernste Stadion bieten. Mit Jonas Siegenthaler, Pius Suter, Kevin Fiala und dem Österreicher Marco Rossi spielen immer noch vier Spieler in der NHL, die bei den Junioren der Lions gross wurden.
Und mit Vinzenz Rohrer, Willy Riedi, Justin Sigrist, Nicolas Baechler, Joel Henry, Daniel Olsson, Alessandro Segafredo, Robin Zumbühl sowie den Routiniers Patrick Geering und Chris Baltisberger kamen zehn weitere Eigengewächse in den Playoffs zum Einsatz. Gleichzeitig steht die Talent-Produktion nicht still. Sowohl bei der U20-, der U17- als auch der U15-Elit wurden die Lions kürzlich Meister.