Wer in den Zeitungsarchiven nach Jules Sturny sucht, wird schnell fündig. «Sturny zu gut für Linth», titelt etwa die «Südostschweiz» im Mai 2017. Und berichtet vom Kracher gegen Embrach, den die St. Galler mit 3:5 verlieren. Sturny ist mit vier Toren und einem Assist der Matchwinner. Nicht im Eis-, sondern im Inlinehockey.
Zum Sport kommt der Tigers-Stürmer während seiner Ausbildung zum Zimmermann. In Embrach fehlen Spieler. Ein Arbeitskollege überredet Sturny. Der geht hin, findet Gefallen am Inlinehockey, erhält ein Nati-Aufgebot und gewinnt bei seinem WM-Debüt mit der Nationalmannschaft 2018 in Asiago IT sogleich Bronze.
«Die Medaille geniesst einen hohen Stellenwert. Auch denn dem Sport hierzulande keine grosse Bedeutung beigemessen wird», sagt der heute 24-Jährige. In Südamerika sei der Sport populärer. Dafür fehle es dort an Geld. «Das sieht man den Ausrüstungen der Spieler an. Die Jungs kamen zu uns und fragten gar nach Utensilien und Stöcken», sagt Sturny, der jedoch auch einen Teil der Reisekosten selbst bezahlen musste.
Viele Umwege im Eishockey
Der Stürmer, der in Winkel aufgewachsen ist und mit vier Jahren mit Eishockey begann, blieb dem Inlinehockey bis heute treu. Mit 32 Toren und 51 Punkten in bloss 11 Partien mutierte der Zürcher im letzten Jahr zum Liga-Topskorer. Die Umstellung aufs Eis falle ihm jeweils schwer. «Im Inlinehockey ist man beweglicher. Körperkontakt ist nicht erlaubt. Man kann mehr oder weniger machen, was man will. Es ist schwieriger, zu bremsen.»
Sturny, dessen Grossvater einst für den EHC Kloten spielte und ihn heute nach den Spielen jeweils anruft, schafft 2016 bei den Zürchern den Sprung in in die erste Mannschaft nicht. Er versucht sich mit 40 anderen Junioren bei B-Ligist Visp in einem Try-out, setzt sich als einziger durch und erhält einen Vertrag, den die Walliser jedoch nach der Vorbereitung einseitig wieder hätten auflösen können. «Dann hätte ich definitiv nicht gewusst, was ich machen soll», sagt der Stürmer.
Drei Jahre lang spielt er für Visp, schiesst 25 Tore und landet 2019 in der National League bei Langnau. «Ein Traum. Ich war nicht immer so zuversichtlich, dass es mir für die höchste Liga reicht.» Doch nicht alles läuft nach Plan. Unter Heinz Ehlers wird Sturny im letzten Jahr zurück in die Swiss League zu Kloten geschickt. «Ein Entscheid des Trainers. Einige mögen deinen Spielstil, andere halt nicht», sagt Sturny trocken.
Jetzt ist er zurück, trifft im 40. Spiel erstmals und schiesst am letzten Samstag den SCB ab. «Eine Erlösung», freut sich Sturny. «Ein moderner, dynamischer Spieler, der seinen Zenit noch nicht erreicht hat», beschreibt Sportchef Marc Eichmann den Stürmer.
Mehr zur National League
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |