Die verrückte Geschichte von ZSC-Topskorer Rudolfs Balcers (26)
Seine Karriere wurde dank eines Fischers lanciert

Als 14-Jähriger zog Rudolfs Balcers aus Lettland nach Norwegen. Von dort aus eroberte der Stürmer die Hockey-Welt. Was ein Fischer damit zu tun hat und wo er von seinem überraschenden Draft erfuhr – der ZSC- und Liga-Topskorer hat viel Unglaubliches zu erzählen.
Publiziert: 12.10.2023 um 00:29 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2023 um 17:05 Uhr
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7 Tore konnte ZSC-Stürmer Rudolfs Balcers diese Saison bereits erzielen.
Foto: Pius Koller
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Nicole VandenbrouckReporterin Eishockey

Es waren einmal zwei Freunde. So könnte manche Geschichte beginnen. Bei jener des neuen ZSC-Spielers Rudolfs Balcers (26) ist es das erste Kapitel des Hockey-Märchens eines jungen Letten. Und er erzählt sie gerne – auch weil es ihm wieder vor Augen führt, wie seine Karriere dadurch verlaufen ist.

Rudolfs Balcers und Maksims Ponomarenko (26). Das sind die Namen der beiden Freunde, die gemeinsam aufwuchsen und Hockey spielten in Liepaja, einer Hafenstadt an der Ostsee im Westen Lettlands. Die Teenager hatten keine grosse Perspektive, um in ihrer Heimat Profi-Spieler zu werden, «es war eine schwierige Situation», sagt Balcers dazu nur.

Ponomarenkos Vater arbeitete damals als Fischer in Norwegen und sagte den Jungs, dass es da Klubs mit guten Nachwuchs-Abteilungen gebe. Die beiden Junioren fragten kurzerhand bei Lorenskog nach, ob es für sie eine Möglichkeit gebe, dort zu spielen. Der Vorschlag des Klubs: Das U14-Team von Lorenskog nahm 2011 am bekannten Riga Hockey Cup, einem grossen Nachwuchsturnier, teil. Balcers und Ponomarenko durften bei ihnen probehalber auflaufen. Das Duo hinterliess offenbar einen bleibenden Eindruck.

Denn wenig später packten die beiden Teenager ihre Siebensachen und zogen nach Norwegen. «Zunächst wohnten wir bei einem Teambetreuer, bis Max’ Familie nachkam», erinnert sich Balcers. «Wir waren so jung, dachten einfach, es wäre ein cooles Abenteuer.» Auch seine eigenen Eltern wanderten für seinen Hockey-Traum nach Norwegen aus.

Vom Draft überrascht

Balcers blieb nur zwei Saisons in Oslo bei Lorenskog, ihn zog es danach weiter nach Stavanger zum bekanntesten Klub des Landes. Bereits als 17-Jähriger debütierte er bei den Oilers in der Eliteserien und absolvierte zwei Matches. Ein Jahr später dann praktisch die ganze Saison – innerhalb von vier Jahren wurde aus dem lettischen Teenie ein Hockey-Profi. Während Ponomarenko auch heute noch in Norwegen spielt, nahm die Karriere seines Freundes Balcers Schwung in eine andere Richtung auf.

Der Draft. Dieses Kapitel seiner Geschichte sorgt beim Flügelstürmer immer noch für ungläubiges Kopfschütteln. «Ich weiss heute noch nicht, wie die Scouts überhaupt auf mich aufmerksam wurden», sagt er, vermutlich aber an der U18-WM. Dass die NHL schon immer sein Traum gewesen ist, dieser Plattitüde bedient sich der offenherzige Balcers nicht. «Klar habe ich NHL-Spiele geschaut, aber hey, ich spielte in Norwegen.» Noch nicht viele NHL-Spieler seien dort entdeckt worden.

Deshalb kam der Anruf für ihn im Sommer 2015 total überraschend. «Ich war mit meiner Freundin Ingrid und deren Familie in Spanien in den Ferien, als mein Handy klingelte und ich die Nummer eines Landes sah, aus dem ich noch nie angerufen worden bin.» Am Apparat: Der General Manager der San Jose Sharks, der ihm stolz mitteilte, dass man ihn in der fünften Runde gedraftet habe. Balcers brach die Ferien ab und reiste nach Nordamerika.

Die Kehrseite der NHL

Doch der sympathische Lette lernte auch die Kehrseite der glamourösen NHL kennen. Ihm setzte der Umgang mit ihm zu. «Die letzten Jahre waren hart. Es fühlte sich einfach nur wie ein Business an.» Nach einer Saison in der AHL bei den San Jose Barracuda und einem guten Camp der Sharks wurde ihm am Telefon mitgeteilt, dass er als Teil des grossen Erik-Karlsson-Trades nach Ottawa (51 Spiele) wechseln muss. «Das war ein Schock. Ich hörte viel von Trades, dachte aber nicht, dass es mich mal betrifft.»

Die Sharks (102 Spiele) holten ihn 2021 nochmals zurück, nur um ihn nach seiner besten Saison auf die Waivers zu setzen, wo ihn sich 2022 die Florida Panthers schnappten. Die letzte Saison habe für ihn nur etwas Gutes gehabt: «Die WM-Bronzemedaille mit Lettland. Mein Karriere-Highlight.»

Doch auch sein Abstecher nach Ottawa hatte etwas Positives. Dort spielte er unter Marc Crawford (62), der zuerst Assistenz- und 2019 dann Headcoach der Senators war. Und heute sein Coach in Zürich sowie der Hauptgrund ist, dass er bei den ZSC Lions gelandet ist. Hier hat Balcers den Tritt schon bestens gefunden. «Ich bin glücklich mit meiner Leistung.» Aber? «Ich habe noch so viel Potenzial.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
HC Davos
HC Davos
29
31
57
2
ZSC Lions
ZSC Lions
26
31
55
3
Lausanne HC
Lausanne HC
28
2
50
4
SC Bern
SC Bern
28
18
49
5
EHC Kloten
EHC Kloten
29
-5
47
6
EV Zug
EV Zug
28
19
46
7
EHC Biel
EHC Biel
28
4
40
8
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
28
-11
39
9
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
29
-6
39
10
SCL Tigers
SCL Tigers
27
1
38
11
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
26
1
36
12
HC Lugano
HC Lugano
27
-22
33
13
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
29
-20
33
14
HC Ajoie
HC Ajoie
28
-43
23
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