Darum gehts
Der aktuelle Vergleich der beiden führenden Zürcher Sport-Unternehmungen ist nicht ganz fair: Die Meister-Lions stehen in der Blüte ihrer Geschichte. Im nationalen Vergleich bewegen sie sich derzeit in einer eigenen Klasse, und in Europa gibt es aktuell kein besseres Team als den Champions-League-Sieger. Der FCZ thronte letztmals vor drei Jahren an der Spitze. Seither ist bei jenem Verein, der im Kanton Zürich mit Abstand am meisten Fans anzieht und bewegt, sportlich eine Abwärtstendenz spürbar.
Von der ZSC-Ausstrahlung und Wirtschaftskraft kann der FC Zürich aktuell nur träumen. Das Geschäft im Fussball ist komplizierter. Im Letzigrund ist der Spielraum ziemlich eng. Mit über 15’000 Zuschauern im Schnitt gehört der FCZ zum oberen Segment; weil der Klub aber nur Mieter ist, verdient er im Vergleich zu den Lions viel zu wenig am hohen Aufkommen. Ein monetärer Aufschwung ist primär im Transfergeschäft oder mit Erträgen im lukrativen Europacup zu generieren. Stagniert das Team wie aktuell mit dem Absturz in die Relegation Group, verschärft sich das Defizit sofort.
Rund 32,5 Millionen setzt der FCZ um, die ZSC Lions in Bestform nahezu das Doppelte. Und wenn im Transfergeschäft nur ein Nettogewinn von 2,2 Millionen resultiert und der Klub europäisch keine Rolle spielt, muss das Besitzer-Ehepaar Ancillo und Heliane Canepa Geld einschiessen – im letzten Geschäftsjahr rund 7,5 Millionen.
Das 207-Millionen-Stadion brummt
Seitenwechsel, Altstetten: Der neue Tempel der ZSC Lions leuchtet spätabends in den Klubfarben. Im Schnitt füllen über 11’500 Fans die modernste Hockey-Arena Europas. Zu 96 Prozent ist das Stadion mittlerweile ausgelastet. Bei 9000 Abos stoppte der Schweizer Branchenprimus den Verkauf. Pro Abend setzen die Lions über 450’000 Franken um. Der Laden brummt, das Ambiente stimmt. Erfolg macht sexy, der ZSC ist Stadtgespräch, 392’516 Tickets setzte der Titelhalter für die letzte Saison ab.
Die Spieler würden spüren, «dass sie seit Oktober 2022 eine richtig tolle Heimat haben. Im Hallenstadion war es ein ständiges Kommen und Gehen», sagt Peter Zahner. Der mächtige CEO der Lions hat das von privaten Investoren getragene 207-Millionen-Projekt durch alle politischen Instanzen manövriert. Rund zwei Kilometer entfernt vom Lions-Prestige-Objekt löst die Hardturm-Ruine in Fussball-Kreisen eine mittlere Depression aus. Auch bald zwei Dekaden nach der ersten von drei Volksabstimmungen steht auf dem verwahrlosten Areal nicht mal ein Traumschloss.
Canepa staunt: 1200 Business-Plätze und 14 verkaufte Logen
Im letzten Herbst hat Ancillo Canepa die ZSC-Trouvaille besichtigt und gestaunt, was die gesellschaftlich sehr gut vernetzte Lions-Führung innerhalb von sieben Jahren nach dem Ja des Stimmvolks umgesetzt hat. Die grösste und erfolgreichste Hockey-Organisation hat dank Zahners Taktgefühl und erstklassigen Manager-Qualitäten alle Anspruchsgruppen ins Boot geholt; beim Stadionvorhaben der Fussballer bewegt sich noch immer nichts – nach wie vor sind Einsprachen hängig.
Zahner weiss als langjähriger Hallenstadion-Mieter, wie sehr man als Sportveranstalter ohne eigene Showbühne wirtschaftlich eingeschränkt ist: «Der Sport und das Ambiente gehen einher. Da muss alles passen.» Heute sind sie nicht nur auf dem Eis Champions, sondern auch eine Etage höher: 14 Logen und 1200 Business-Plätze bieten die Lions an. «Wir bewegen uns in einem Unterhaltungsbusiness: Man muss der Kundschaft etwas bieten. Das beginnt mit einer guten Gastronomie. Heute sind die Fans früh da und saugen die Atmosphäre auf und bleiben nach einem attraktiven Spiel auch noch etwas länger im Stadion als früher.»
Die Strategie geht vollumfänglich auf. Auf allen Junioren-Stufen sind die Lions zeitgleich Titelhalter, im Kerngeschäft haben sie den Lausanne HC im Playoff-Final 4:1 deklassiert. 79 Teams und 1694 SpielerInnen gehören inzwischen zur ZSC-Pyramide. Der kumulierte Umsatz der ganzen Gruppe nähert sich der 60-Millionen-Marke. Gesteuert wird das goldene Ensemble von einer Elefantenrunde um Walter Frey und Swiss-Life-Verwaltungsratspräsident Rolf Dörig. Die Pole-Position in der Sportstadt Zürich ist ihnen auf Jahre nicht mehr zu nehmen.