Reizfigur und Hitzkopf. Topskorer und Leader. Prügelknabe und Schwalbenmacher. Kein Spieler auf Schweizer Eis erhitzt und verzückt gleichzeitig die Gemüter so sehr, wie dies Chris DiDomenico tut. Er hat sich nach Spielen schon mit Zuschauern angelegt, tauscht Gehässigkeiten mit Gegnern und Fans aus, lässt seinen Emotionen freien Lauf. In der Vergangenheit wurden seine Trainer immer wieder gefragt, wie sie diesen unberechenbaren Spieler zähmen können. Redet man mit DiDomenico selbst darüber, betont er, dass er sich selbst schon viel besser unter Kontrolle habe. Auf dem Eis lebt er von seinen Emotionen. Neben dem Eis ist er ruhig, fast schon zurückhaltend und gleichzeitig offen und ehrlich.
Würden Sie Ihren Ruf gerne ändern? Oder sind Sie stolz darauf?
Chris DiDomenico: Natürlich bin ich stolz auf meinen Ruf. Die Leute reden gerne darüber, das macht es offenbar umso interessanter. Da geht es um mich als Spieler, und nicht um die Person dahinter.
Sie sprechen oft von diesen beiden Seiten. Dreht sich denn einfach ein Schalter um, sobald Sie das Eis betreten, und Sie werden zu diesem emotionalen Typen?
Ich bin einfach so ehrgeizig. Schon als kleiner Junge war ich das. Ich hasste es, zu verlieren. Das spielt dabei die wesentliche Rolle.
Sie werden entweder geliebt oder gehasst.
Das kann man wohl so sagen. Hoffentlich lieben mich meine Teamkollegen und hassen mich meine Gegner. Das ist auf dem Eis. Aber neben dem Eis bin ich eine komplett andere Person, als die meisten Leute vermuten.
Für Sport-Fans beginnt mit dem Eishockey-Saisonstart am 14. September ein neues Zeitalter. Neu gibt es die Video-Highlights aller Spiele auf Blick.ch zu sehen. Schon eine halbe Stunde nach Spielschluss werden die Clips mit allen Toren und mit allen wichtigen Szenen auf unserer Website aufgeschaltet. Damit nicht genug: Insgesamt 20 Matches werden während der Qualifikation 2022/23 in Zusammenarbeit mit MySports live in voller Länge gezeigt. Ein Novum in der Schweizer Medienlandschaft. So umfassend hat Blick.ch noch die über die National League berichtet.
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Auf dem Eis ausgebuht zu werden, gibt Ihnen das Energie?
Das verleiht mir noch mehr Motivation, zu beweisen, dass die Leute falsch liegen, die an mir zweifeln oder mich infrage stellen. Das tut man auch sonst im Leben gerne, oder? Leuten das Gegenteil beweisen.
Stört es Sie, dass Sie als Spieler so polarisieren und sich jeder schon eine Meinung über Sie gebildet hat?
Nein, wenn man Profisportler ist, hat jeder irgendeine Meinung über einen. Die Leute sollen reden, was sie wollen. Doch wenn Mobbing thematisiert wird, frage ich mich manchmal schon, warum es okay ist, wenn ein Zuschauer einen Spieler beschimpft und anschreit. Passiert es aber umgekehrt, bekommt der Spieler Probleme. Natürlich müssen wir in unserem Beruf lernen, damit umzugehen, aber irgendwie verstehe ich den Unterschied trotzdem nicht.
Was ist die perfekte Version von Chris DiDomenico?
Er gibt alles auf dem Eis, arbeitet hart und ist siegeshungrig. Neben dem Eis ist er ruhig und auf dem Boden geblieben und bringt andere Menschen zum Lachen. Er lebt das Leben in vollen Zügen, man weiss nie, was passiert. Darum: Nimm nie etwas für selbstverständlich. Ich möchte täglich die beste Version von mir selbst sein.
Sie sagten mir mal, alles in Leben passiert aus einem bestimmten Grund. Aus welchem landeten Sie in Bern?
Es ist eine grosse Chance. Jeder spricht immer über Bern, es ist ein Klub mit Geschichte. Wenn man die Möglichkeit bekommt, hier zu spielen, ist das etwas Grosses und mit viel Druck verbunden. Ich mag diesen Druck, jeden Moment davon. Die letzten zwei Jahre hier waren nicht so gut. Hierher zu kommen und zu versuchen, das Ruder herumzureissen, ist ein riesiger Schritt in meinem Leben und ein grosses Ziel.
Mit Fribourg und Langnau bestritten Sie immer emotionale Derbys gegen den SCB. Erinnern Sie sich an einen Berner Spieler, den Sie jeweils provozierten?
Jeden vermutlich (schmunzelt). Einfach den, der gerade da war. Speziell an jemanden erinnere ich mich aber nicht. Jetzt freue ich mich einfach, auf ihrer Seite zu sein.
Sie sind die ersten beiden Spiele noch gesperrt. Wie hart ist Zuschauen für Sie?
Natürlich ist es hart, vor allem das erste Heimspiel. Das ist sicher nicht ideal. Aber ich bezahle meine Konsequenzen für mein Handeln.
Apropos bezahlen, Sie bezahlen jeweils auch Ihre Bussen selbst?
Ja (schmunzelt), die letzte Saison war eine teure. Nur schon in den Playoffs waren es, glaube ich, knapp zehntausend Franken.
Das schmerzt Sie schon am meisten, oder?
Nein, am meisten tut weh, wegen Sperren nicht spielen zu können. Geld ist am Ende des Tages einfach nur Geld. Aber wenn man jenen Sport, den man liebt, nicht ausüben und nicht mit seinen Teamkollegen auf dem Eis stehen kann, das tut weh.
Chris DiDomenico kam 2014 ins Emmental, weil ein Mitarbeiter der Tigers-Geschäftsstelle im Internet auf seine unglaublichen Skorerwerte aufmerksam geworden war. Der Stürmer spielte da bei Asiago. In der italienischen Liga war er gelandet, nachdem er in Nordamerika keinen Vertrag mehr bekommen hatte. Bei Asiago buchte er 72 Punkte in 31 Partien.
Nur ein Jahr später stieg er mit den SCL Tigers in die National League auf. Schon da hatte der Kanadier mit seinen Auftritten zwischen Genie und Wahnsinn die Fan-Herzen erobert oder die Fan- und Gegner-Gemüter erzürnt. DiDomenico kletterte schon mal am Plexiglas hoch, um einen Treffer zu feiern. Oder über die Abschrankung – um sich mit Zuschauern anzulegen.
2017 verliess der Sechstrunden-Draft (2007, Toronto) die Langnauer Richtung NHL (Ottawa). Doch sein Versprechen, ins Emmental zurückzukehren, hielt DiDomenico und stand nur ein Jahr später wieder auf der Matte. Von 2020 bis letztes Frühjahr ging er mit Fribourg auf Punktejagd, weil er sich zuvor in Langnau immer wieder mit dem damaligen Sportchef Marco Bayer verkracht hatte.
Herrliche Tore, geniale Zuspiele, verbale Provokationen, nervige Schwalben – Chris DiDomenico garantiert Unterhaltung und Emotionen. Die ersten beiden Spiele ist er allerdings noch gesperrt für ein Foul an ZSC-Captain Patrick Geering im letzten Playoff-Halbfinalspiel. (N.V.)
Chris DiDomenico kam 2014 ins Emmental, weil ein Mitarbeiter der Tigers-Geschäftsstelle im Internet auf seine unglaublichen Skorerwerte aufmerksam geworden war. Der Stürmer spielte da bei Asiago. In der italienischen Liga war er gelandet, nachdem er in Nordamerika keinen Vertrag mehr bekommen hatte. Bei Asiago buchte er 72 Punkte in 31 Partien.
Nur ein Jahr später stieg er mit den SCL Tigers in die National League auf. Schon da hatte der Kanadier mit seinen Auftritten zwischen Genie und Wahnsinn die Fan-Herzen erobert oder die Fan- und Gegner-Gemüter erzürnt. DiDomenico kletterte schon mal am Plexiglas hoch, um einen Treffer zu feiern. Oder über die Abschrankung – um sich mit Zuschauern anzulegen.
2017 verliess der Sechstrunden-Draft (2007, Toronto) die Langnauer Richtung NHL (Ottawa). Doch sein Versprechen, ins Emmental zurückzukehren, hielt DiDomenico und stand nur ein Jahr später wieder auf der Matte. Von 2020 bis letztes Frühjahr ging er mit Fribourg auf Punktejagd, weil er sich zuvor in Langnau immer wieder mit dem damaligen Sportchef Marco Bayer verkracht hatte.
Herrliche Tore, geniale Zuspiele, verbale Provokationen, nervige Schwalben – Chris DiDomenico garantiert Unterhaltung und Emotionen. Die ersten beiden Spiele ist er allerdings noch gesperrt für ein Foul an ZSC-Captain Patrick Geering im letzten Playoff-Halbfinalspiel. (N.V.)
Wenn Sie sich die Highlights der Spiele anschauen und dabei Ihre fehlbaren Aktionen oder Trashtalks sehen, was denken Sie dann?
Das ist Teil des Spiels. Das passiert alles in einem Moment. In einer Sekunde kann man ausrasten, und eine Minute später mache ich einen guten Spielzug. Das ist meine Natur, so war ich schon immer. Seit ich in diese Liga gekommen bin, habe ich es etwas besser gelernt, mich zu kontrollieren. Ich kann mich aber immer noch verbessern.
Was sonst im Leben macht Sie sauer?
Sauer? Nichts, ehrlich.
Wer Chris DiDomenico darauf reduziert, wie er als Spieler ist, verpasst seine wesentlichen Charakterzüge. Was ihm in seinem Leben wichtig ist, ziert seinen Körper in Form von Tattoos. Sie verbinden ihn mit seiner Familie, dem Glauben, mit dem er aufwuchs. Auch darüber spricht er ohne Umschweife, streicht sich dabei immer wieder über seine Arme.
Der Glaube ist ein wichtiger Teil in Ihrem Leben, auch veranschaulicht durch Ihre Tattoos.
Ich bin mit Religion aufgewachsen. Meine Mutter hat immer gebetet. Auch ich bete ab und zu, wenn etwas Gutes passieren soll. Und ja, einen Oberarm ziert der Erzengel Michael, Lebensweisheiten von Mutter Teresa habe ich auf dem Unterarm. Dann habe ich weitere Engel, die Himmelspforte und Friedenstauben tätowiert.
Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?
Das werde ich eines Tages herausfinden. Aber ich hoffe es doch, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Sonst ist ja einfach fertig, wenn man für immer die Augen schliesst.
Machen Sie sich so tiefgründige Gedanken?
Natürlich, ich bin älter geworden, reifer, habe mehr übers Leben gelernt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |