Haben Sie schon mal zusammen Kaffee getrunken oder ist das eine Premiere?
Beide: Kaffee? Noch nie. (Beide lachen).
Was haben Sie für gemeinsame Berührungspunkte?
Patrick Geering: Wir zusammen eigentlich nicht viele. Aber ich kenne halt Lukas Flüeler und Simon Bodenmann.
Steve Kellenberger: Ich bin mit den beiden aufgewachsen. Auch als sie danach zum ZSC wechselten, blieben wir gute Freunde. Und wegen dieser Konstellation kam es so, dass Patrick und ich uns immer wieder mal im Privatleben oder im Ausgang über den Weg gelaufen sind.
Ist es erlaubt, dass der ZSC-Captain mit dem Kloten-Captain bei dieser Gelegenheit etwas trinkt?
PG: Erlaubt schon. Aber es ist nicht so, dass wir dies gesucht hätten. Es hat sich einfach ergeben.
Ambri-Trainer Luca Cereda hat in einem Blick-Interview gesagt, dass es für ihn ausgeschlossen ist, dass er sich mit Lugano-Trainer Luca Gianinazzi treffen würde, obwohl er diesen sehr schätzt. Ticken Zürcher da anders?
PG: Zürich und Kloten sind sich rein schon von der Luftlinie viel näher als Lugano und Ambri.
SK: Aus meiner Sicht hängt das auch mit den Sportschulen hier in Zürich zusammen. Diese Klassen sind jeweils mit ZSC- und Kloten-Spielern durchmischt. Heutzutage wächst man mehr oder weniger gemeinsam auf. Als wir beide noch junge Spieler waren, da war es etwas anders, da befanden sich diese Sportschulen erst allmählich im Aufschwung. Dadurch kennen sich die Spieler heute viel besser, auch im privaten Bereich. Dazu kommt noch, dass man heutzutage, wenn man mal in den Ausgang geht, nach Zürich fährt und sich dort ebenfalls wieder trifft. Früher sind die Klotener jeweils in Kloten geblieben.
PG: Es ist genauso, wie du sagst. Ich ging beispielsweise mit den damaligen Klotenern Denis Hollenstein und Reto Suri in die Schule, da hat man dann automatisch andere Berührungspunkte.
SK: Bei mir war es der damalige ZSC-Spieler Matthias Bieber und noch zwei, die dann aber aufgehört haben. Wenn man dann mal etwas abmacht, weil man in der Schule eine gute Zeit hatte, dann stossen oft noch Teamkollegen dazu und so durchmischt sich alles. Und später geschieht das auch, wenn ein Klotener nach Zürich wechselt und man dennoch verbunden bleibt. Dann sieht man eben auch Leute aus dessen Team, wie eben Patrick.
Haben Sie auch Ihre Handynummern?
PG: Ich denke schon, dass ich deine gespeichert habe.
SK: Ja, ich habe deine auch.
Rege wird diese aber nicht genutzt?
PG: Ich hab ihn noch nie angerufen, um mich zu erkundigen, wie es bei ihm so läuft. Das dann doch nicht.
SK: Nein, das mache ich auch nicht (beide lachen).
Was halten Sie von Patrick Geering als Spieler und Typ?
SK: Er ist für den ZSC eine riesige Integrationsfigur. Ich ziehe meinen Hut davor, dass er stets bei seinem Verein geblieben ist und finde es schön, dass es noch immer solche Spieler gibt. Und wenn wir uns privat getroffen haben, dann war es immer lustig, ich finde ihn sehr sympathisch.
Und umgekehrt?
PG: Ich bin auch ein Fan davon, dass Spieler bei ihren Vereinen bleiben und so Identifikationsfiguren geschaffen werden. Steve ist ein perfektes Beispiel dafür, selbst in schwierigen Zeiten blieb er seinem Klub treu. Davor habe ich grossen Respekt. Steve ist auch einer, der immer hart arbeitet auf dem Eis. Deshalb ist er ein mühsamer Kerl als Gegenspieler. Privat kann ich nicht viel über ihn sagen. Ich weiss, dass Flüeler und Bodenmann die Göttis eines seiner Kinder sind. Oder? Korrigiere mich, wenn ich etwas Falsches sage.
SK: Stimmt genau, sie sind die Göttis von meinem Sohn.
PG: Daher schätze ich Steve als Familienmenschen ein. Aber um mehr über ihn sagen zu können, müsste ich ihn dann doch öfters anrufen und fragen, wie es ihm so geht (lacht).
Gab es auf dem Eis schon direkte Reibereien zwischen Ihnen?
PG: Hässlich zwischen uns wurde es, so glaube ich, noch nie.
SK: Das kann ich bestätigen.
Was löst denn das ZSC-Logo, das Patrick auf seinem Shirt trägt, bei Ihnen aus?
SK: Ich bin mit dieser Rivalität zwischen den beiden Vereinen aufgewachsen. Dass man nun, wie vorher erwähnt, teilweise fast nebeneinander aufwächst, hat alles schon ein wenig verändert. Aber ich denke trotzdem, dass man dies an den Derbys während 60 Minuten vergisst und dass es ab und zu rumpelt. Auch wegen der elektrisierenden Stimmung von den Fans. So soll es auch sein.
PG: In den Derbys herrscht eine Playoff-Atmosphäre. Die Zweikämpfe werden viel härter geführt.
Freut man sich, wenn der Kantonsrivale auch abseits des Derbys verliert?
SK: Das hängt vom Zeitpunkt der Saison und der Tabellenlage ab. Anfangs Saison mag das vielleicht ein wenig so sein, auch wenn ich sicher keine Luftsprünge mache, wenn der ZSC verliert. Aber wenn es zum Ende der Quali gut für unsere Tabellenlage wäre, dass der ZSC seinen Gegner schlägt, dann wäre ich blöd, wenn ich mich freuen würde, dass er verliert. Dann bin ich froh, wenn er gewinnt.
Wie war das für Sie, Patrick, als Kloten 2018 abstieg?
PG: Ganz ehrlich: Ich fand es schade für den ganzen Kanton Zürich, dass wir diese Derbys nun nicht mehr haben. Diese ganz besondere Brisanz war plötzlich weg und habe ich dann sehr vermisst.
SK: Beim ersten Derby in Kloten letzte Saison nach vier Jahren Pause ist das Stadion fast explodiert. Auf den Stehplatzrampen war es sehr giftig unter den beiden Fangruppen, sodass beide Teams beim Einlaufen ständig hochschauten. Da ist es dann auch kein Thema mehr, dass man gewisse ZSC-Spieler gut kennt. Es zählt nur noch der Sieg.
PG: Wir haben dieses erste Derby letztes Jahr in Kloten verloren. Das hat uns enorm geschmerzt. Da wussten wir – jetzt gibt es nur noch eines: Das nächste Derby unbedingt gewinnen, was dann zum Glück auch gelang.
SK: Es war schon speziell. Vor diesem ersten Derby hiess es, dass bei uns alles schlecht sei und beim ZSC alles gut. Dann haben wir es gewonnen und anschliessend war es in der Wahrnehmung genau umgekehrt. Ich habe auch zahlreiche SMS von Fans erhalten, die mir mitteilten, wie viel ihnen dieser Sieg bedeutet.
Patrick Geering kam am 12. Februar 1990 in Zürich zur Welt und durchlief alle Juniorenstufen beim ZSC und befindet sich in seiner 16. Saison in der ersten Mannschaft der Lions, für die er 847 Partien bestritten hat. Mit den Zürchern gewann er 2009 die Champions Hockey League und drei Meistertitel (2012, 14 und 18). 2017 übernahm er das Captain-Amt von Mathias Seger.
Steve Kellenberger ist am 6. Februar 1987 geboren. Ebenfalls in Zürich. Er wuchs im Zürcher Unterland auf und spielte schon bei den Junioren für den EHC Kloten. Bis auf einen Abstecher zum EHC Biel von 2012 bis 2014 ist er seit 2006 für die Flughafenstädter tätig und blieb ihnen auch nach dem Abstieg 2018 treu, bestritt für sie bislang 762 Matches. Seit 2018 ist er Captain bei den Fliegern.
Patrick Geering kam am 12. Februar 1990 in Zürich zur Welt und durchlief alle Juniorenstufen beim ZSC und befindet sich in seiner 16. Saison in der ersten Mannschaft der Lions, für die er 847 Partien bestritten hat. Mit den Zürchern gewann er 2009 die Champions Hockey League und drei Meistertitel (2012, 14 und 18). 2017 übernahm er das Captain-Amt von Mathias Seger.
Steve Kellenberger ist am 6. Februar 1987 geboren. Ebenfalls in Zürich. Er wuchs im Zürcher Unterland auf und spielte schon bei den Junioren für den EHC Kloten. Bis auf einen Abstecher zum EHC Biel von 2012 bis 2014 ist er seit 2006 für die Flughafenstädter tätig und blieb ihnen auch nach dem Abstieg 2018 treu, bestritt für sie bislang 762 Matches. Seit 2018 ist er Captain bei den Fliegern.
Und wie war das für Sie, Steve, als der ZSC jeweils Meister wurde?
SK: Es gibt bei jedem Team einige Spieler, mit denen man gut befreundet ist und diesen mag man es dann auch wirklich gönnen. Auch wenn sie beim ZSC spielen.
Aber für Kloten-Fans sind Meistertitel des ZSC schlimm.
SK: Das ist zweifellos so. Aber ich als Sportler sage mir auch, dass jene, die am Ende ganz oben stehen, es auch wirklich verdient haben.
PG: Wenn ich zu dieser ganzen Thematik etwas sagen darf: In meinem Fall brauchte es einen Lernprozess. Ich bin in Schwamendingen aufgewachsen und schon mein Vater hatte Kloten nicht gern. Als dann in meinen ersten ZSC-Jahren Spieler mit Kloten-DNA wie Domenico Pittis, Cyrill Bühler oder Roman Wick zu uns kamen, war das zunächst schon etwas seltsam. Doch sie haben sich rasch integriert und ich lernte sie enorm schätzen.
War es für Sie denkbar, mal für Kloten zu spielen?
PG: Nein, nie.
Und für Sie, für den ZSC?
SK: Nein, nie. Darüber musste ich auch nie nachdenken, ich habe immer früh wieder in Kloten unterschrieben.
Aber wenn so hochkarätige Spieler wie früher Roman Wick zum ZSC wechseln, dann muss das als Klotener Spieler schon nerven.
SK: Klar nervt das. Wenn man so gute Spieler wie ihn oder auch Pittis, Hollenstein und Blindenbacher, die Stützen im Verein waren, verliert, ist das mühsam. Und wenn man sie an den Kantonsrivalen verliert, dann ist es noch mühsamer.
Und das sagt man einem wie Hollenstein dann auch?
SK: Denis musste sich Tausende von Sprüchen anhören. Ist ja logisch und darauf war er auch vorbereitet. Viel schlimmer waren für jene Spieler die Fan-Reaktionen. Aber ich finde es auch schön, dass es noch Leute gibt, für die ihr Klub alles bedeutet. Daher finde ich, dass ein wechselnder Spieler damit muss umgehen können.
Gibt es einen Spieler beim Gegner, der Ihnen so richtig nervt?
SK: Gegen Chris Baltisberger ist es immer sehr mühsam, wenn er sich vor dem Tor platziert, ihn dort wieder wegzubekommen.
PG: Wenn ich an die Duelle letzte Saison denke, dann kommen mir dazu Klotens Ausländer in den Sinn. Die sind talentiert, schnell und trickreich. Da muss man als Gegenspieler immer mit allem rechnen.
Der ZSC hat zuletzt Lugano und Bern auswärts weggefegt. Wird Ihnen da für den Freitagabend Angst und Bange?
SK: Nein, aber wir wissen alle, dass der ZSC eine riesige Qualität im Team hat. Wenn die ihr Potenzial abrufen, wird es für jeden Gegner sehr schwer. Umso mehr wissen wir, dass wir bereit sein müssen. Wir nehmen unsere Aussenseiter-Rolle an und wollen dieses Spiel gewinnen.
Aus ZSC-Sicht müsste man nach den jüngsten Resultaten Kloten locker schlagen, oder?
PG: Wenn es denn so einfach wäre. Aber das ist es nicht. Ein Derby hat ohnehin seine eigenen Regeln. Aber natürlich werden wir alles daran setzen, dass wir am Ende ein Tor mehr erzielt haben als Kloten.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | HC Davos | 30 | 28 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 29 | 7 | 53 | |
4 | EHC Kloten | 30 | -2 | 50 | |
5 | SC Bern | 29 | 16 | 49 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | SCL Tigers | 28 | 4 | 41 | |
8 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 29 | -16 | 39 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 30 | -18 | 36 | |
13 | HC Lugano | 28 | -25 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |