Jahrelang dominierte der SC Bern die Liga, gewann in vier Jahren dreimal die Qualifikation und dreimal die Meisterschaft. Doch man brauchte kein Pessimist zu sein, um zu erkennen, dass so schnell kein weiterer Titel mehr folgen würde. Schon am 6. April 2019 zeichnete sich ab, dass Biel den SCB übertrumpfen wird.
An jenem Tag haben die Seeländer die Möglichkeit, sich mit einem Sieg gegen Bern erstmals für den Playoff-Final zu qualifizieren. Nur weil der damalige SCB-Goalie Leonardo Genoni (wer sonst?) über sich hinauswächst, endet der offensive Sturmlauf mit einer 0:1-Niederlage. Hätte der SCB das Spiel verloren, Trainer Kari Jalonen wäre mir grosser Wahrscheinlichkeit seinen Job los gewesen. So aber wurde nur Monate später mit dem Finnen verlängert.
Jalonen war der richtige Mann, um Meisterschaften zu gewinnen. Doch er war kein Trainer der Erneuerung, setzte kaum auf Junge, weshalb bei der Kaderzusammenstellung Fehler gemacht wurden. Statt den Umbruch voranzutreiben, verloren die Berner komplett die Nerven. Sie kehrten zu einer sinnlosen Hire-and-Fire-Mentalität zurück, schassten auf Druck des Umfelds sogar noch den Sportchef Alex Chatelain und verloren mit Florence Schelling ein ganzes Jahr.
10 Trainer in 10 Jahren
Ganz anders 26 Kilometer weiter nordwestlich. In Biel setzt man auf Ruhe und Kontinuität. Daniel Villard (seit 2003) ist nach SCB-CEO Marc Lüthi (seit 1998) der dienstälteste Geschäftsführer der Liga. Während seiner gesamten Amtszeit hat Biel drei Sportchefs beschäftigt. So viele wie Lüthi in den letzten eineinhalb Jahren. Auch Martin Steinegger (seit 2012) machte zu Beginn nicht alles richtig. Heute gehört er zu den besten Managern des Landes.
Dasselbe Bild präsentiert sich an der Bande: Fünf Trainer – die Einsätze des Sportchefs mitgezählt! – coachten den EHCB in den letzten zehn Jahren. Im selben Zeitraum gingen in Bern zehn Übungsleiter ein und aus. Die Seeländer, die eine kollektive Führungskultur pflegen, bewahren während Krisen einen kühlen Kopf. Und schafften so innerhalb von 13 Jahren den Sprung aus den Niederungen der NLB bis an die Spitze der höchsten Liga.
Seit der Eröffnung der Tissot Arena 2015 ist der Klub stetig gewachsen. Biel zählt heute die grösste Donatorenvereinigung. Die insgesamt 450 Mitglieder aus dem Raum Biel-Seeland und Berner Jura steuern pro Saison rund vier Millionen Franken oder rund einen Viertel zum Budget bei. Der SCB dagegen stösst in der in die Jahre gekommenen PostFinance Arena kommerziell an Grenzen.
Arbeitet Lüthi bis 65 hinaus?
Heute kommt es nun in Bern zum ersten Derby der Saison. Über die Favoritenrolle braucht man nicht zu debattieren. Nach sieben Runden liegt Biel ungeschlagen an der Spitze. Und das, obwohl mit Gaëtan Haas, Fabio Hofer, Luca Cunti, Kevin Fey, Ramon Tanner und Luca Hischier sechs Spieler fehlen. Bern hingegen bewegt sich mit einem Punkt pro Spiel auf dem Niveau der Lakers und der Tigers.
Er werde solange weitermachen, bis der SCB den nächsten Titel gewinne, sagte Marc Lüthi unlängst. Gut möglich, dass der 60-Jährige seine Tätigkeit über das ordentliche Pensionsalter hinaus weiterführen wird.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | HC Davos | 29 | 31 | 57 | |
2 | ZSC Lions | 26 | 31 | 55 | |
3 | Lausanne HC | 28 | 2 | 50 | |
4 | SC Bern | 28 | 18 | 49 | |
5 | EHC Kloten | 29 | -5 | 47 | |
6 | EV Zug | 28 | 19 | 46 | |
7 | EHC Biel | 28 | 4 | 40 | |
8 | HC Ambri-Piotta | 28 | -11 | 39 | |
9 | HC Fribourg-Gottéron | 29 | -6 | 39 | |
10 | SCL Tigers | 27 | 1 | 38 | |
11 | Genève-Servette HC | 26 | 1 | 36 | |
12 | HC Lugano | 27 | -22 | 33 | |
13 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 29 | -20 | 33 | |
14 | HC Ajoie | 28 | -43 | 23 |