«Kloten spielt eine unglaubliche Saison»
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Weber lobt den Aufsteiger:«Kloten spielt eine unglaubliche Saison»

Blutvergiftung, Zusammenbrüche, Entlassung
Christian Weber ist dem Tod von der Schippe gesprungen

Eine schwere Blutvergiftung, mehrere Zusammenbrüche und dann auch noch die Trennung vom EHC Basel. Christian Weber hat heftige Monate hinter sich.
Publiziert: 17.01.2023 um 01:04 Uhr
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Christian Weber hat eine schwierige Zeit hinter sich, eine Blutvergiftung war für ihn lebensbedrohlich.
Foto: Sven Thomann
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Christian Weber lacht viel und ist gut gelaunt, als man sich an diesem Januar-Vormittag beim Bahnhof in seinem Wohnort Dübendorf ZH zum Kaffee trifft. Wenn man ihn so sieht, ist es kaum vorstellbar, dass es dem 58-Jährigen vor anderthalb Monaten miserabel ging – dass er nicht länger als 10 bis 15 Minuten und nur mit Hilfe seiner Frau Tina spazieren konnte und selbst eine kleine Treppe für ihn damals eine Qual bedeutete.

«Dass ich mich so rasch erholen konnte, habe ich wohl dem Umstand zu verdanken, dass ich immer gesund gelebt und viel Sport getrieben habe», glaubt Weber und nippt an seiner Kaffeetasse. Geraucht hat er nie, Alkohol trinkt er äusserst selten. Schon zu seinen Spielerzeiten stand Weber fast schon im Ruf, ein Asket zu sein.

«Ich hatte riesiges Glück»

Es war im vergangenen April, als sein Leben sich veränderte, «von einer Sekunde auf die andere», wie er sagt, nun mit nachdenklicher Miene. Eine Woche zuvor hatte der frühere Nationalstürmer (100 Länderspiele) noch einen grossen Erfolg gefeiert, war als Trainer mit dem EHC Basel in die Swiss League aufgestiegen. Dann der Schock: Weber erleidet eine heftige Blutvergiftung. «Wie ich diese eingefangen habe, ist bis heute unklar, eine offene Wunde hatte ich nicht.»

Wie er später von den Ärzten erfuhr, war diese für ihn lebensbedrohlich. Weber findet sich im Spital wieder, an Infusionen. «Es ging mir gar nicht gut. Aber letztlich hatte ich riesiges Glück.» Sein Vertrauensarzt mahnt ihn, dass er sich nun unbedingt gut regenerieren und sehr vorsichtig sein müsse. «Diese Zeit nahm ich mir auch.»

Optimismus wird durch Rückfall gebremst

Erholt und gestärkt kehrt er aus Thailand zurück, dem Sommerdomizil der Webers, nimmt die neue Saison mit dem EHC Basel in Angriff. Seine Blutwerte befinden sich zwar noch nicht auf dem Niveau von vor dem starken Infekt, aber die Ärzte sind sehr optimistisch.

Doch es kommt anders. Am 1. November erleidet Weber einen Rückfall, bricht zusammen, muss ins Spital eingeliefert werden. Die Ärzte schreiben ihn krank, auch von Daniel Schnellmann, dem Präsidenten des EHC Basel, wird er dazu ermuntert, sich eine Auszeit zu nehmen, weil die Gesundheit vorgehe.

Webers verhängnisvoller Fehler

Doch Weber sieht es anders, will zurück zu seiner Mannschaft und steht nach einer Woche bereits wieder auf der Matte. «Dass ich meinen Kopf durchgesetzt habe, war ein schwerer Fehler», weiss er heute. Es kommt zu einem zweiten, schwereren Zusammenbruch. «Danach musste ich drei Wochen untendurch, starke Antibiotika nehmen. Zunächst konnte ich kaum noch gehen, war total geschwächt.»

Zum Glück stossen die Ärzte dann auf die Ursachen für seine Zusammenbrüche und seinen streikenden Körper, diese können seither medikamentös behandelt werden. Während der Nati-Pause Mitte Dezember kehrt der frühere ZSC- und HCD-Star, dieses Mal mit ärztlichem Segen, an seinen Arbeitsplatz in Basel zurück – allerdings nicht für lange. Weber wird ins Büro gerufen.

Die Enttäuschung beim EHC Basel

Dort wird ihm eröffnet, dass man den Ende Saison auslaufenden Vertrag mit ihm nicht verlängern wird und auch in dieser Spielzeit mit Eric Himelfarb, seinem Assistenten, der ihn während seines Ausfalls vertreten hatte, als Headcoach fortfahren möchte. «Das war der nächste Schock», so Weber. Er spricht von einer grossen Enttäuschung, «denn wir haben ja alle gesteckten sportlichen Ziele bislang erreicht».

Aber die letzten, persönlich sehr schwierigen Monate haben ihm geholfen, alles in die richtigen Relationen zu setzen. «Ich habe am eigenen Leib erfahren, dass es nichts Wichtigeres als die Gesundheit gibt.» Dass er dem Tod von der Schippe gesprungen ist und sich nun wieder richtig gesund fühlen darf, steht für den früheren ZSC-, Langnau- und Rappi-Trainer über allem.

Erfahrungen bis nach Malaysia

Aber gleichzeitig bleibt er auch ein Hockey-Nerd und will früher oder später unbedingt in dieses Business zurück. Weber, der bei SRF seit Jahren ein Mandat als TV-Experte hat, kann sich für seine Zukunft vieles vorstellen: «Headcoach, Assistenzcoach, Sportchef, Scout - ich bin offen für alles. Hauptsache, es ist ein spannendes Projekt.» Auch nochmals ins Ausland zu gehen, würde ihn reizen, der schon so vieles gesehen hat und über einen immensen Erfahrungsschatz verfügt.

In verschiedenen Funktionen hat er in den drei Topligen der Schweiz gearbeitet, war auch in Österreich tätig. Daneben leitete er im Sommer aber beispielsweise auch immer wieder Camps im asiatischen Raum – in China, aber auch in den exotischeren Hockey-Destinationen Malaysia und Thailand.

Zu schade war sich Weber dafür nie: «Auch wenn der Niveau-Unterschied natürlich gross ist, ist es befriedigend zu sehen, wie die Spieler dort alles umzusetzen versuchen, was man ihnen auf den Weg gibt.» Sein gesundes Leben hat er zurück, so dass ihn seine Hockey-Passion weiter begleiten kann. Egal wo.

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
20
12
40
2
ZSC Lions
ZSC Lions
18
20
39
3
HC Davos
HC Davos
19
21
38
4
SC Bern
SC Bern
20
15
33
5
EHC Biel
EHC Biel
19
4
32
6
EV Zug
EV Zug
19
11
29
7
EHC Kloten
EHC Kloten
19
-2
28
8
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
19
-8
26
9
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
18
-10
24
10
HC Lugano
HC Lugano
17
-13
22
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
19
-11
22
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
16
-2
21
13
SCL Tigers
SCL Tigers
17
-3
21
14
HC Ajoie
HC Ajoie
18
-34
12
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