Montagvormittag in Biel. Zwei Tage nach der 1:7-Schlappe in Genf. Man könnte meinen, die Saison sei durch diese Ohrfeige vorzeitig zu Ende gegangen, wenn man kurz nach 11 Uhr die Tissot Arena betritt. Keine Menschenseele befindet sich auf dem Eis. Man muss schon in Richtung Garderobentrakt vordringen, um festzustellen, dass es beim EHC Biel noch Leben gibt.
Eine Gruppe von Spielern ist mit Fussball beschäftigt. Andere schlurfen zwischen der Kabine und dem Massageraum hin und her. Einige absolvieren ein leichtes Fitness-Programm. Aber aufs Eis geht keiner. «Wenn wir es jetzt nicht können, dann ist es eh zu spät. Dann könnten wir auch den ganzen Tag trainieren und es würde nichts mehr bringen», sagt Sportchef Martin Steinegger (51). Der Sonntag war gänzlich frei. «Es war den Spielern verboten, in die Halle zu kommen», erläutert Assistenzcoach Thomas Zamboni (36) dazu. Verordnetes Kopflüften war angesagt.
Meeting und Video statt Eis
Für Gaëtan Haas (31) war das «einfach und schön», wie er sagt. Aus besonderem Grund: Der Bieler Captain war mit Vorbereitungen für seine am 9. Juni bevorstehende Hochzeit beschäftigt. Auch Routinier Damien Brunner (37) fand es nicht allzu schwer, dieses 1:7 hinter sich zu lassen: «Es war von den Emotionen her sogar einfacher als nach einem engen verloren gegangenen Match. Dieses Spiel lief einfach komplett aus dem Ruder.»
Als die Spieler am Montagmorgen dann in der Garderobe eintrafen, wussten sie nicht, welches Programm sie erwartet. «Wir haben ein gutes Teammeeting abgehalten und dann Videoanalyse gemacht», verrät Haas. Der Trainer-Staff hatte zudem entschieden, dass keiner aufs Eis geht. «Sie wollten, dass wir Spass haben», so Haas. Zamboni spricht derweil von Energie-Management.
Haas erklärt seine Brandrede
Haas hatte am Samstag für Furore gesorgt. Mit einem scharfen Live-Interview («Wir haben in die Hosen geschissen!») bei hochrotem Kopf auf MySports in der zweiten Drittelspause. Nachdem die Bieler von Genf überrollt und mit 0:4 in Rückstand geraten waren. Das trägt Haas neuerdings den Übernahmen «Giovanni Trapattoni» («Spielen wie eine Flasche leer!») ein.
Ganz in Ruhe erklärt er an diesem Montagmittag nochmals seinen aufsehenerregenden Auftritt vor der Kamera: «Es war der schlecht möglichste Zeitpunkt im Frust nach einem solchen Katastrophen-Drittel – da brach alles aus mir raus. Ich wollte nicht mehr gross überlegen, um die üblichen Antworten zu geben, sondern sagte halt das, was mir durch den Kopf ging.»
«Wir greifen nochmals an!»
Doch vielleicht hat die Brandrede des Captains ja auch etwas bewirkt. Das wird man am Dienstagabend in Finalpartie 6 gegen Servette, dem Spiel der letzten Bieler Chance sehen. «Wir freuen uns sehr, die Hütte wird wieder voll sein. Es wird das letzte Spiel in diesem Stadion von der Bieler Mannschaft in der aktuellen Zusammensetzung sein. Da wollen wir nochmals unser Biel-Hockey zeigen, das uns so weit gebracht hat», so Zamboni. Was ihm Hoffnung gibt: «Unser bestes Hockey haben wir im Final noch nicht gezeigt.» Haas bestätigt dies und meint: «Das ist ein gutes Zeichen und zeigt, dass wir noch etwas in uns haben.»
Haas sagt auch: «Wir freuen uns darauf, eine Reaktion und ein anderes Gesicht zeigen zu können.» Dass die Bieler mit ihrer Energie am Ende angelangt sind, glaubt er nicht: «Müde sind beide zu diesem Zeitpunkt der Playoffs. Es ist nun reine Kopfsache.» Und Brunner erklärt voller Entschlossenheit: «Jeder weiss, wo wir den Hebel ansetzen müssen. Am Dienstag greifen wir nochmals an!»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Lausanne HC | 31 | 12 | 59 | |
2 | ZSC Lions | 28 | 31 | 58 | |
3 | HC Davos | 32 | 25 | 58 | |
4 | SC Bern | 31 | 18 | 55 | |
5 | EHC Kloten | 32 | -1 | 54 | |
6 | EV Zug | 30 | 20 | 49 | |
7 | SCL Tigers | 30 | 4 | 44 | |
8 | EHC Biel | 30 | 2 | 42 | |
9 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 32 | -11 | 42 | |
10 | HC Ambri-Piotta | 31 | -18 | 41 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 31 | -12 | 39 | |
12 | Genève-Servette HC | 28 | -3 | 36 | |
13 | HC Lugano | 30 | -23 | 36 | |
14 | HC Ajoie | 30 | -44 | 26 |