Er findet fast keine Worte dafür, was in jenem Schreckmoment in ihm vorgegangen ist. Raffaele Sannitz wird Anfang September unverschuldet in einen Autounfall verwickelt. Ein Frontalcrash mit einem Lenker, der auf der A13 in einem Tunnel bei Roveredo GR auf die Gegenfahrbahn gerät. «Es war eine brutale Situation», erinnert sich Sannitz: «Ich war im Schockzustand.»
«Hätte viel schlimmer enden können»
Doch der Glücksmoment folgt sogleich: Der Lugano-Stürmer und sein Beifahrer können selbstständig aus dem demolierten Auto aussteigen, passiert ist ihnen nichts Gravierendes. Sannitz hat sich beim Zusammenprall nur eine Schulterverletzung zugezogen. «Es hätte viel schlimmer enden können», ist er sich bewusst.
Die Folge für den 37-Jährigen: Er fällt mit seiner lädierten Schulter zwei Monate aus. «In meinem Alter ist eine solche Verletzung schon hart.» Doch die Leidenschaft fürs Hockey treibt den Routinier im Training an, auch wenn es mal schwierige Momente gibt so alleine auf dem Eis beim Rundendrehen.
Kurz nach Comeback mit Corona infiziert
Mitte November kann die Saison dann auch für Sannitz endlich losgehen. Vier Spiele dauert sie für ihn – dann muss der HC Lugano zum zweiten Mal in Quarantäne. Auch Sannitz hat sich mit dem Coronavirus infiziert. «Ich war zehn Tage zuhause. Mich hat es aber nicht schlimm erwischt. Ich hatte kaum Symptome und danach keine anhaltenden Probleme.» Er ist erleichtert.
Doch der nächste Rückschlag folgt prompt: Vor zwei Wochen wird der Bianconero kurz vor Ende eines Trainings von einem abgelenkten Puck voll im Gesicht getroffen. Die Oberlippe platzt auf, Sannitz muss auf der Innen- und Aussenseite der Lippe mit 42 (!) Stichen genäht werden und kann erneut einige Tage nicht trainieren. Doch auch da bleibt der Tessiner von noch Schlimmerem verschont. «Mein Zahnarzt konnte fast nicht glauben, dass dabei keine Zähne in Mitleidenschaft gezogen worden sind.»
«Es passieren Dinge im Leben, die man nicht kontrollieren kann»
Sein zusammengefasster Rückblick auf die letzten drei Monate sorgt bei Sannitz für ungläubiges Kopfschütteln. «Doch manchmal passieren Dinge im Leben, die man nicht kontrollieren kann.» Sein positives Denken ist ihm aber geblieben, «denn ich hatte dreimal unfassbares Glück im Unglück.» Trotzdem kann ihn jeder verstehen: Sannitz zählt die Tage, bis das Pech-Jahr 2020 endlich endet.
Den bitteren Gedanken, dass ausgerechnet diese verkorkste Saison die letzte des Oldies sein könnte, hat Sannitz noch nicht zugelassen. «Für mich hat diese Saison noch nicht mal richtig begonnen», sagt. Zunächst peilt er nun das Ziel an, endlich seinen Spielrhythmus zu finden. Für sein Team stehen – wenn die Meisterschaft so normal wie nur möglich weiterläuft – sicher noch 40 Partien an.
Erst wenn er sieht, wie er den Rest dieser Saison sowohl physisch als auch mental meistert, denkt er über die nahe Zukunft nach. Für ihn ist klar: «Nur wenn ich der Mannschaft noch helfen kann, spiele ich weiter.» Beim HC Lugano schliesst man nicht aus, dass die Identifikationsfigur seine Karriere neben dem Eis beim Klub weiterführen kann. Bis auf eine AHL-Saison (2004/05 bei Syracuse) sowie einer Ausleihe zu Kloten (2012/13) hat Sannitz seine gesamte Karriere bei den Bianconeri verbracht.
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Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |