Andrighetto hat den ZSC-Titel angesagt und ihn endlich geholt
«Ich habe mir viel Druck aufgeladen, das war schon krass»

Als er 2020 zu den ZSC Lions kam, nahm Sven Andrighetto den Mund ziemlich voll. Nichts anderes als der Meistertitel soll es sein. Nun trägt er endlich die Goldmedaille um den Hals.
Publiziert: 01.05.2024 um 16:31 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2024 um 16:55 Uhr
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Endlich am Ziel – Sven Andrighetto mit dem Meisterpokal.
Foto: Pius Koller
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Marcel AllemannReporter Eishockey

Sven Andrighetto ist die Integrationsfigur des neuen Schweizer Meisters ZSC Lions. Ein Liebling der Fans, vor allem auch bei den Kindern. Ein Leitwolf auf dem Eis, der aus der eigenen Organisation stammt. Und eine «Zürischnurre», die nicht lange um den heissen Brei herumredet. «Ich bin hier, um den Titel zu holen», sagte er nach seiner Rückkehr aus der NHL und der KHL 2020.

Doch sein Weg zur Meisterschaft war steinig. Zweimal, 2021 und 2023, scheiterte Andrighetto mit dem ZSC bereits in den Halbfinals. 2022 im Final nach einer 3:0-Führung gegen Zug – die Höchststrafe. Andrighetto blieb titellos, der Druck stieg Jahr für Jahr. «Dieser war schon krass und damit umzugehen nicht immer einfach. Jetzt bin ich froh, dass dieser Makel weg ist. Wenn ich etwas anderes behaupten würde, dann müsste ich lügen», sagt der Stürmerstar mit der Goldmedaille um den Hals, der Meisterzigarre im Mund und einem Bier in der Hand.

Nicht nur gelafert, auch geliefert

Trotzdem habe er es nie bereut, dass er seine grossen Ziele offen ausgesprochen habe: «In Zürich haben wir nun mal diese Ambitionen. Aber ich muss zugeben, ich habe mir damit schon ziemlich viel Druck aufgeladen. Entsprechend ist die Freude jetzt umso grösser, dass wir es endlich geschafft haben. Ich geniesse diesen Moment enorm.»

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Zigarren und viel Bier:Die feuchtfröhliche Meisterparty in der ZSC-Garderobe

Titel angesagt, Titel geholt. Andrighetto hat nicht nur gelafert, sondern auch geliefert. Er hat seiner Karriere die Krone aufgesetzt. Und dies unter erschwerten Bedingungen. Wegen einer gravierenden Handverletzung konnte er erst verspätet in die Saison steigen, spielt bis heute mit einer Schiene, die ihn beim Schiessen handicapiert. Aber geklagt hat der Zürcher darüber nie, sondern voller Tatendrang seine Ziele verfolgt.

Jetzt will Andrighetto an die WM

Und diese gehen ihm nicht aus. Andrighetto will es jetzt nicht gut seinlassen und sich zurücklehnen. Sondern denkt auch in der Stunde des Triumphs bereits an die nächste Woche beginnende WM in Prag: «Wenn Patrick Fischer anruft und mich für die Nati will, dann komme ich sehr gerne.»

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Sven Andrighetto steht mit seiner Aura, seinem Werdegang und seinen Ambitionen als Identifikationsfigur auch dafür, wie man beim neuen Schweizer Meister tickt. Leute mit einem ZSC-Herz sollen es richten. Die nach NHL-Jahren zurückgeholten Andrighetto, Denis Malgin und Dean Kukan. Zusammen mit den Ur-ZSClern wie Patrick Geering, Chris Baltisberger oder Reto Schäppi. Und der in der Organisation gross gewordenen Folge-Generation mit Justin Sigrist und Willy Riedi. Sowie den nachdrängenden jungen Talenten wie Vinzenz Rohrer oder Nicolas Baechler. In Kombination mit einem überragenden Goalie Simon Hrubec und weiteren starken Ausländern sowie routinierten Zugezogenen wie Yannick Weber oder Denis Hollenstein ergibt das eine teuflisch gute Mischung.

Gut zusammengestellt, breit aufgestellt

Die ZSC Lions haben sich ihre Meistermannschaft einiges kosten lassen. Aber es war gut investiertes Geld. Kaum je zuvor war ein Eishockey-Team in der Schweiz so gut zusammengestellt und so breit aufgestellt, wie dieses. Trainer Marc Crawford hat es geschafft, alle auf Trab und bei Laune zu halten, baute dazu auch immer wieder Junge ein. Deshalb entstand die luxuriöse Situation, in der die Zürcher in der Lage waren, stets nachzulegen.

Das war nötig, als sich im Final zunächst Yannick Zehnder, Weber und Rudolfs Balcers und in der Finalissima auch noch Malgin verletzten. Andere wären daran zerbrochen, solche Schlüsselfiguren zu verlieren, beim ZSC standen die Nächsten bereit. Für Andrighetto war das entscheidend: «Wenn ein Malgin ausfällt, ist das enorm bitter und ihn zu ersetzen unmöglich. Aber wir wussten, dass wir es trotzdem schaffen, wenn alle noch etwas mehr geben.»

National League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Lausanne HC
Lausanne HC
31
12
59
2
ZSC Lions
ZSC Lions
28
31
58
3
HC Davos
HC Davos
32
25
58
4
SC Bern
SC Bern
31
18
55
5
EHC Kloten
EHC Kloten
32
-1
54
6
EV Zug
EV Zug
30
20
49
7
SCL Tigers
SCL Tigers
30
4
44
8
EHC Biel
EHC Biel
30
2
42
9
SC Rapperswil-Jona Lakers
SC Rapperswil-Jona Lakers
32
-11
42
10
HC Ambri-Piotta
HC Ambri-Piotta
31
-18
41
11
HC Fribourg-Gottéron
HC Fribourg-Gottéron
31
-12
39
12
Genève-Servette HC
Genève-Servette HC
28
-3
36
13
HC Lugano
HC Lugano
30
-23
36
14
HC Ajoie
HC Ajoie
30
-44
26
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