Am 3. Dezember 1998 wurde die Hockey-Schweiz aus ihrer heilen Welt gerissen. Die Organisation und Fans der ZSC Lions mussten einen tragischen Schicksalsschlag verarbeiten. Viele Tränen flossen. Es war der Tag, an dem Chad Silver völlig unerwartet verstarb. Sein Herz einfach aufhörte, zu schlagen. Später stellte sich bei der Obduktion heraus: Der Kanada-Schweizer hatte eine seltene Dreigefässerkrankung, die zu einem Herzversagen führte.
An jenem 3. Dezember 1998 war Silver, ohne sich abzumelden, dem Training ferngeblieben. Völlig untypisch für den sonst immer so zuverlässigen Stürmer. Seine beiden besorgten ZSC-Teamkollegen und Freunde Dan Hodgson und Adrien Plavsic fuhren zu seiner Wohnung in Zürich-Oerlikon, um zu sehen, was los ist, und fanden ihn leblos im Bett vor. Es war grausam.
«Auf so etwas kann man sich nicht vorbereiten»
«Wenn ich an diesen Tag zurückdenke, macht mich das heute noch genauso traurig wie damals», sagt Hodgson zu Blick. Dass diese Tragödie schon 25 Jahre zurückliegt, kann der mittlerweile 58-Jährige fast nicht glauben, «mir kommt es viel kürzer vor». Vielleicht auch, weil es ihm damals komplett den Boden unter den Füssen weggezogen hat. Solche Erinnerungen bleiben haften. «Es war brutal, auf so etwas kann man sich nicht vorbereiten», so Hodgson nachdenklich, «etwas Vergleichbares habe ich zuvor und danach nicht erlebt.»
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Am Tag vor dem Unglück sassen Hodgson und Silver am Nachmittag im Kino, «so wie wir das am Tag vor einem Spiel oft taten». Danach setzte Hodgson ihn zu Hause ab. Er sagte zu «Sly», wie Silver von allen genannt wurde, dass er allenfalls am Abend noch auswärts essen gehe. Silver meinte, dass er sich in diesem Fall doch melden soll, er sich ihm eventuell anschliessen würde. Es war die letzte Begegnung. Und es waren die letzten Worte, die Hodgson von Silver zu hören bekam. «Denn ich war zu müde, um nochmals rauszugehen, und meldete mich nicht mehr.»
Eine dunkle Wolke hängt über allem
Hodgson und Silver waren in jener Saison beide neu bei den ZSC Lions, aber schon länger Freunde. «Wir haben alles zusammen gemacht, viel gelacht, logischerweise über Eishockey, aber auch über viele andere Sachen gesprochen. Und in unserer speziellen Art der Kommunikation fanden wir immer einen lustigen Dreh zu allem.» Zwei fröhliche Menschen hatten einen einzigartigen Zugang zueinander. Bis der eine plötzlich aus seinem unbeschwerten Leben gerissen wurde.
Das liess auch Hodgson in ein Tief stürzen. «Wir sahen jeden Tag seinen leeren Platz in der Garderobe, da waren überall so viele Erinnerungen – das war enorm hart und unmöglich, Abstand zu nehmen. Es war, wie wenn über allem eine dunkle Wolke hängt.» Die ZSC Lions, an jenem verhängnisvollen 3. Dezember 1998 noch Tabellenführer, schieden anschliessend bereits in den Playoff-Viertelfinals aus. Und irgendwie waren alle froh, als diese schwierige Saison endlich zu Ende ging. «Etwas stimmte nicht mehr. Auch ich fand nicht mehr zu meinem Leistungsvermögen», erinnert sich Hodgson zurück.
Regelmässige Besuche der Chad-Silver-Statue
Erst in den Ferien im Sommer gelang es ihm, wieder auf andere Gedanken zu kommen, «und den inneren Frieden wiederzufinden». Zurück war anschliessend auch die Motivation – voller Entschlossenheit holten die ZSC Lions anschliessend 2000 und 2001 zwei Titel in Folge. «Natürlich blieb Sly dabei stets ein Teil von uns», erzählt Hodgson.
Und heute? Da lebt Dan Hodgson in Kanada. Aber seinen Freund Chad Silver hat er nicht vergessen. «Ich denke noch immer oft an ihn und spreche über ihn», sagt er. Es seien gemischte Gefühle: «Wenn ich an seinen Tod denke und daran, wie ich damals einen meiner besten Freunde verloren habe, dann macht mich das noch immer traurig. Aber es ist auch viel Glückseligkeit dabei, wenn ich mir unsere vielen schönen gemeinsamen Momente vor Augen führe. Wenn ich an Sly denke, macht mich das auch glücklich.»
Da seine erwachsenen Kinder in Bern leben und ihn mittlerweile zum Grossvater gemacht haben, kommt Hodgson noch immer fast jährlich in die Schweiz. Und stets auf dem Programm steht für ihn dann ein Ausflug zu der Chad-Silver-Statue. Mit dem Umzug der ZSC Lions vom Hallenstadion in die Swiss Life Arena wurde diese mitgezügelt, der Kanadier mit Schweizer Pass hat sie diesen Herbst mit seiner Freundin Carolyn Walsh am neuen Ort in Zürich-Altstetten besucht. «Ich liebe diese Statue, sie bedeutet mir viel, und ich freue mich immer darauf, sie zu sehen», sagt er. Mit einem Lächeln fügt Hodgson an: «Ich muss doch auch schauen, dass Sly ab und zu ein Bier bekommt.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Lausanne HC | 20 | 12 | 40 | |
2 | ZSC Lions | 18 | 20 | 39 | |
3 | HC Davos | 19 | 21 | 38 | |
4 | SC Bern | 20 | 15 | 33 | |
5 | EHC Biel | 19 | 4 | 32 | |
6 | EV Zug | 19 | 11 | 29 | |
7 | EHC Kloten | 19 | -2 | 28 | |
8 | SC Rapperswil-Jona Lakers | 19 | -8 | 26 | |
9 | HC Ambri-Piotta | 18 | -10 | 24 | |
10 | HC Lugano | 17 | -13 | 22 | |
11 | HC Fribourg-Gottéron | 19 | -11 | 22 | |
12 | Genève-Servette HC | 16 | -2 | 21 | |
13 | SCL Tigers | 17 | -3 | 21 | |
14 | HC Ajoie | 18 | -34 | 12 |