Nicolas Müller (24) spielt seit neun Jahren im Ausland
Der Eishockey-Student lebt den NHL-Traum

Nicolas Müller ist einer von 55'000 Studenten an der Michigan State University. Nächste Saison wird der Baselbieter, der zwei Länderspiele auf dem Konto hat, Profi. Bei einem NHL-Team oder in der Schweiz.
Publiziert: 14.01.2024 um 14:51 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2024 um 21:24 Uhr
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Der Baselbieter Nicolas Müller und seine schwedische Freundin Isabell Olsson studieren an der Michigan State University.
Foto: zVg
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Stephan RothStv. Eishockey-Chef

Bereits die fünfte Saison spielt Nicolas Müller (24) für die Spartans der Michigan State University, deren Dimensionen riesig sind. In East Lansing, westlich von Detroit, leben 55'000 Studenten, was der Einwohnerzahl von Biel entspricht, der zehntgrössten Stadt der Schweiz. Eine grosse Rolle spielt der Sport. Zu den Football-Spielen kommen 70'000 Zuschauer. Beim Basketball sind es 15'000, im Eishockey 6500. Als die MSU 2010 ein Freiluftspiel beim Erzrivalen University of Michigan bestritt, wurde mit 104'173 Fans der Hockey-Weltrekord aufstellt.

Während der in der NCAA organisierte College-Sport traditionell das Sprungbrett für die grossen Profi-Ligen NFL, MLB und NBA ist, haben zuletzt auch im Eishockey immer mehr Talente den Weg über die Uni-Teams gewählt. Auch Kanadier wie Macklin Celebrini (17), der im NHL-Draft Nummer 1 sein dürfte.

Müller wurde nie gedraftet. Der Baselbieter, der ein Sportstudium mit Bachelor abgeschlossen hat, sieht sich eher als Sportler denn als Student. Er ist begeistert von den Bedingungen, die ihm die MSU bietet und hat immer noch das Ziel, den Sprung in die NHL zu schaffen. «Ich konzentriere mich voll darauf, mich zu verbessern, und hoffe, dass ich einen NHL-Vertrag bekomme.» Den könnte er nach dieser Saison unterschreiben. Geht es nach Müller, soll die erst am 13. April mit dem Finalspiel der «Frozen Four» enden. Seine Spartans werden derzeit im nationalen Ranking als Nummer 8 geführt.

In Schweden lernte Müller seine Freundin kennen

Sollte kein NHL-Team dem Topskorer der Spartans der letzten Saison einen Vertrag anbieten, dürfte er in die Heimat zurückkehren. An Interessenten fehlt es nicht, doch solange er College-Athlet ist, darf Müller keinen Profi-Vertrag unterschreiben. «Wenn er nächste Saison in der Schweiz spielt, bin ich überzeugt, dass er für jedes Team eine enorme Bereicherung sein wird», rührt Sven Helfenstein, Berater der Familie Müller, die Werbetrommel. «Er verfügt nicht nur über exzellente Hockey-Fähigkeiten, sondern bringt auch Reife und Erfahrung mit. Zudem ist er charakterlich eine hervorragende Ergänzung.»

Der Stürmer aus Arisdorf BL investiert seit frühster Jugend in seine Karriere. Als sein Stammklub EHC Basel in seiner Altersstufe kein Team mehr auf Elite-Level hatte, wechselte er zu den ZSC-Junioren. Mit 15 entschied er sich zum Wechsel in die legendäre Talentschmiede von MoDo nach Örnsköldsvik, wo er vier Jahre spielte, mit der U18 und U20 schwedischer Meister wurde, die Matura machte und seine Freundin Isabell Olsson kennenlernte, die inzwischen auch an der MSU studiert.

Das Studentenleben sei etwa so, wie man es aus den Filmen kenne, sagt Müller. Seinen Weg würde er auch andern empfehlen. Während der neun Jahre im Ausland habe es aber auch Momente gegeben, in denen er seinen Eltern gesagt habe, dass er nach Hause kommen wolle. «Doch tief in mir drin wusste ich, dass ich es durchziehen werde.» 

Drei Tote bei einem Amoklauf an der MSU

Vor bald einem Jahr gab es an der MSU drei Tote, als ein 43-Jähriger auf dem Campus um sich schoss. «Es war schrecklich», erinnert sich Müller. «Meine Freundin und ich waren zu Hause, etwa fünf Minuten vom Tatort entfernt. Wir hörten zwar keine Schüsse, aber die Sirenen, als die Polizei den flüchtenden Täter jagte. Es brauchte einige Wochen, bis die Uni-Community die Tragödie verkraftete und stärker zusammenwuchs.» 

Seit neun Jahren ist er im Ausland. Während viele seiner ehemaligen Junioren-Nati-Kollegen längst gutes Geld oder wie Nico Hischier und Philipp Kurashev Millionen verdienen, hat er noch keinen Cent mit Eishockey verdient. Im Gegenteil. Das Stipendium der MSU deckt zwar viel ab. Dennoch ist der passionierte Windsurfer auf die Unterstützung seiner Eltern angewiesen. Ist er neidisch auf die gleichaltrigen Profis? «Nein, ich mag es jedem gönnen. Das Geld steht für mich nicht im Vordergrund, auch wenn es natürlich schön wäre, als Hockeyspieler etwas zu verdienen», sagt Müller, der 2019 im Rahmen zweier U25-Duelle gegen Deutschland zu zwei Länderspielen kam.

Nicolas Müller | Spartans All-Access | Michigan State Hockey


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