Besuch in New Jersey
NHL-Verteidiger Siegenthaler zeigt sein Luxus-Leben

Er steht an der Eishockey-Weltspitze: Jonas Siegenthaler verteidigt für die New Jersey Devils. Wie der Zürcher und seine Verlobte Nola Schibler im amerikanischen Luxus leben – und wieso ihm Schweizer Fans fehlen.
Publiziert: 03.04.2025 um 15:58 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2025 um 18:58 Uhr
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Eisige Temperaturen: Im J. Owen Grundy Park schnappen Jonas Siegenthaler und Nola Schibler frische Luft.
Foto: Peter Lueders
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Vanessa Nyfeler
Schweizer Illustrierte

Es ist bitterkalt, minus 13 Grad, an diesem Wintermorgen in New Jersey. Jonas Siegenthaler (27) und Nola Schibler (30) spazieren Hand in Hand dem Pier entlang. Ihre Atemwolken tanzen in der Luft. Hinter ihnen die Skyline von Manhattan.

Das Paar lebt seit zwei Jahren in einem Apartment in Downtown Jersey City. Zur Ausstattung des Luxus-Wohnblocks gehören beheizte Outdoorpools, Grillplätze, Lounges mit Billard- und Pokertischen, ein Fitnessstudio und eine Bar mit Arcade-Spielen.

Ihre Dreizimmerwohnung im 42. Stock spiegelt Siegenthalers Leben wider: Schweizer Bodenständigkeit trifft auf amerikanischen Luxus. In einem Uhrenbeweger rotieren seine Rolex-Modelle – stets betriebsbereit. «Ich mag Uhren einfach sehr.» Gelegentlich kaufe er sich eine Rarität.

Jährlich verdient er Millionen

Sein zweites Zuhause ist das Eisfeld. Seit 2021 spielt Jonas Siegenthaler für die New Jersey Devils – auch wenn sie derzeit auf ihn verzichten müssen. Im Februar stürzte er beim Spiel gegen die Pittsburgh Penguins in die Bande und musste operiert werden. Bis zum Ende der Regular Season Mitte April fällt er aus. Dabei läuft es für Siegenthaler sonst blendend. 2022 verlängerte er seinen Vertrag bei den Devils um fünf Jahre mit einem Jahresgehalt von 3,4 Millionen US-Dollar, macht total 17 Millionen.

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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Er zählt zu den besten Verteidigern der Welt – das zeigte er letztes Jahr im Nationaldress, als er zum Silbergewinn der Schweiz an der WM in Tschechien beitrug. Ob er bei der diesjährigen WM in Dänemark und Schweden spielt, hängt davon ab, ob er rechtzeitig fit wird. Vorausgesetzt, die Devils verpassen die Playoffs. Nur dann steht er der Nati zur Verfügung.

Mit ihm im Team spielen zwei weitere Cracks aus der Schweiz: Captain Nico Hischier und Flügelstürmer Timo Meier. Beide mit höher dotierten Verträgen. «Ich hätte wohl mehr aushandeln können. Aber ich bin zufrieden. Immerhin reden wir von Millionen.»

Abschalten mit dem Lieblingsspiel

Aufgewachsen in einer einfachen Familie mit einem Schweizer Vater und einer thailändischen Mutter, hat der aus dem Nachwuchs des ZSC stammende Jonas Siegenthaler nicht mal im Traum an solche Löhne gedacht. Jetzt sitzt er in einer Wohnung mit 24-Stunden-Service in der Lobby sowie Valet-Parking für die Bewohner und mischt «Rummikub»-Steine. 

«Zieh die Steine, damit wir anfangen können», fordert Nola ihn auf. Er grinst, sie hebt eine Braue. «‹Rummikub› ist eine ernste Angelegenheit, hier wird nicht gelacht.» Doch ihr Schmunzeln verrät sie. Ihr Lieblingsspiel erfordert taktisches Denken – und das liegt beiden.

Der steile Weg nach oben

Mit vier Jahren stand Jonas Siegenthaler zum ersten Mal auf dem Eis. Die Ausrüstung erbte er von seinem Halbbruder. Das Talent des Verteidigers fiel schnell auf. Mit 15 spielte er in der NLB (heute Swiss League), ein Jahr später in der höchsten Schweizer Liga. Dann klopfte die beste Hockeyliga der Welt an, die nordamerikanische National Hockey League (NHL).

Mit 19 zog er allein nach Washington, um bei den Capitals zu spielen. «Es war alles total neu für mich», erinnert er sich. «Alles war grösser, schneller, lauter.» Ohne Familie und Freunde aus der Schweiz wurde es oft einsam. «Es war mir aber alle Verzichte wert. Seit ich klein war, träumte ich davon, es in die NHL zu schaffen.»

Zuerst eine Fernbeziehung

Zum Glück hat er vor drei Jahren durch Freunde in Zürich seine heutige Verlobte Nola kennengelernt. Sie jobbte als Flugbegleiterin, hatte zwei Jahre zuvor ihr Studium an der Pädagogischen Hochschule Bern absolviert. «Als ich Jonas zum ersten Mal sah, wirkte er ganz gelassen, sehr sympathisch. Er hat nicht geprahlt, sondern war einfach er selbst.»

Zunächst führten sie eine Fernbeziehung, dann zog Nola Schibler nach New Jersey. In den USA darf sie ohne Visum nicht arbeiten. Wenn die Hockeysaison endet, verbringen sie die Sommerpause in der Schweiz, wo Schibler als Stellvertreterin im Kindergarten arbeitet. «Das brauche ich einfach – es gibt mir so viel zurück.»

Kochen, Kaffee und Komfort

Siegenthaler vermisst die Schweiz. Ein Stück Heimat liefert ihm die News-Sendung auf Tele Züri, die er täglich auf dem iPad streamt. «Ich bin halt schon ein richtiger Züribueb.» Manchmal reicht ein Raclette oder ein Fondue, um das Heimweh zu lindern. «Natürlich mit Käse aus der Schweiz», sagt Nola Schibler. Kochen ist ihr gemeinsames Ritual: «Ob Schweizer Klassiker oder thailändische Spezialitäten – wir kochen stets zusammen.»

Nach einem Heimspiel gönnt sich Siegenthaler gern ein Glas Wein. «In den letzten Jahren ist Wein zum Hobby geworden.» Seine Flaschen bezieht er von einem italienischen Händler. Auch die amerikanische Küche hat ihren Reiz – solange die Zutaten stimmen. «Wir haben den Supermarkt Whole Foods um die Ecke. Fast alles ist bio, und er ist nur fünf Minuten entfernt», sagt Schibler, während die beiden die Jacken überziehen und losgehen. Zuerst holen sie sich eine Stärkung. «Wir lieben es, neue Lokale zu entdecken», sagt sie und steuert auf ein Café zu. Zwei Coffees to go zum Aufwärmen.

Anderes Stadion-Atmosphäre als in der Schweiz

Die Beziehung des Paars ist von tiefem Respekt geprägt. «Wir sind ein Team», so Schibler. Jonas Siegenthaler schätzt ihre Unterstützung: «Nola ist immer für mich da, sie verfolgt aber auch ihre eigenen Träume und Ziele.»

Mit seinem vollen Terminkalender und den Spielen, die ihn quer durch Amerika bringen, ist es nicht einfach, eine Beziehung zu führen. Doch überraschend oft ist er tagsüber zu Hause. «Ich sehe ihn sogar öfter, als wenn er einen klassischen Job hätte», sagt Nola Schibler strahlend.

Wenn er im Training ist, besucht sie Pilateskurse, erkundet Manhattan oder trifft sich mit anderen Spielerfrauen. «Wir sind wie eine Familie.» Steht ein Heimspiel an, fährt sie ins Prudential Center und schaut zu. «Das ist ein schönes Gefühl», so Siegenthaler. Besonders weil sich die Stimmung in den Stadien stark von der in der Schweiz unterscheidet. 

«Hier kommen viele für das Erlebnis – sie wollen Hotdogs essen, ein paar Highlights sehen und sagen können, dass sie dabei waren. Verlieren wir, gehen viele vor dem Abpfiff.» In der Schweiz hingegen lebe der Sport von den Fans. «Sie singen, feuern die Mannschaft mit Hingabe an. Wir bedanken uns nach dem Spiel bei ihnen – das ist in den USA nicht üblich.»

Dafür bietet die NHL andere Privilegien – eigene Masseure, Physiotherapeuten, hochwertige Mahlzeiten, private Teamflieger. Und selbst die schweren Hockeytaschen müssen die Spieler nicht selber schleppen.

Zwei Feste, ein Versprechen

Letzten Sommer machte Jonas Siegenthaler Nola im Emmental einen Heiratsantrag – nur sie beide, umgeben von Natur und Stille. Diesen Sommer heiraten sie standesamtlich in der Schweiz, nächstes Jahr folgt die grosse Feier in Thailand. Dort zu heiraten, sei ihm wichtig, denn seine Eltern leben seit zwei Jahren da. Mit dem Haus, das er ihnen in Thailand mitfinanzierte, konnte er ihnen endlich etwas zurückgeben.

Ob Jonas und Nola je zurück in die Schweiz möchten? «Die Schweiz bleibt meine Nummer eins», sagt Siegenthaler. Sein Vertrag bei den New Jersey Devils läuft noch bis 2028. Die Zeit in den USA will er in vollen Zügen geniessen. «Ein bisschen mehr Wärme wäre aber auch nicht schlecht», sagt Nola Schibler und reibt sich die eiskalten Hände. Siegenthaler grinst: «Na ja, in Zürich wärs heute definitiv wärmer!»

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