Josis Ex-Teamkollege Colin Wilson gesteht seine Drogensucht
«Ich hatte alles intus, Kokain, Alkohol, Schlaftabletten»

Mit bewegenden Worten gesteht Colin Wilson (32) seine Drogenprobleme während der Karriere. Der Ex-Nashville-Stürmer und Kollege von Roman Josi ist froh, dass er noch lebt.
Publiziert: 28.10.2021 um 18:38 Uhr
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Colin Wilson (3.v.r.) jubelte zwar bei Nashvilles Toren mit, aber gut fühlte er sich dabei nicht immer.
Foto: AFP
Nicole Vandenbrouck

Nach seinem Karriereende nimmt Colin Wilson seinen Mut zusammen und spricht über sein Leiden: Eine Zwangsstörung (Obsessive-Compulsive Disorder, OCD) begleitet ihn seit seiner Kindheit. Nashvilles Teampsychologen bleibt dies im Rookie-Jahr des Erstrunden-Drafts nicht verborgen. Wie sehr die Zwänge sein Leben kontrollieren, will der damals 20-Jährige nicht wahr haben. Auch nicht, dass da sein Suchtproblem seinen Anfang nimmt.

Nun ist es der tragische Drogen-Tod seines Freundes Jimmy Hayes vor wenigen Wochen, der Wilson zu einem emotionalen Geständnis bewegt. In bewegenden Worten ist der 32-Jährige auf «The Players Tribune» ganz ehrlich und schreibt: «Das ist die Wahrheit. Ich war süchtig.»

Schlaftabletten

Seit er 20 ist, braucht der US-Stürmer Schlaftabletten, um nachts für einige Stunden Ruhe zu finden. «Mein Leben war an diese Pille gebunden. Ohne konnte ich nicht schlafen. Und wenn ich nicht schlafen konnte, konnte ich nicht so spielen, wie ich es wollte.»

Cannabis

Zwei Jahre später hilft ihm Cannabis, um den ersehnten Frieden zu finden mit seinen zwanghaften Gedanken. «Ich nannte Gras meinen besten Freund, weil es sich wirklich so anfühlte, als wäre ich beim Rauchen mit einem Freund zusammen, von dem ich nie wusste, dass ich ihn hatte. Ich fühlte mich normal.»

Doch auch Cannabis kann Wilson nicht vor seiner Zwangsstörung retten, die immer schlimmer wird. Über seine beste Saison bei Nashville 2014/15 sagt er: «Bis heute habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, wie ich in dieser Saison 20 Tore geschossen habe. Ich spielte jahrelang jedes Spiel in diesem Zustand der Panik.»

Kokain

Nach dem Cannabis kommt das Kokain. «Es bot mir die Kontrolle über meinen Verstand, meine Gefühle, wenn auch nur für die Nacht.» Zunächst nimmt er es nur ein- bis zweimal im Jahr. Mit 28, nachdem er von Nashville zu Colorado gewechselt ist, dröhnt er sich alle paar Wochen zu. «Diese Nächte haben mich ruiniert. Weil diese Nächte die einzigen waren, in denen ich etwas fühlen konnte.»

Im Oktober 2018 dann eine schier verhängnisvolle Nacht. «Ich hatte alles intus. Alkohol. Koks. Schlaftabletten. Mehr als jemals zuvor.» Es sei Glück gewesen, dass er sie überlebt habe. «Die Sucht ist ein Monster. Ich hatte mich nicht mehr unter Kontrolle.»

Als Profisportler habe er sich geschämt, sich Hilfe zu suchen. Doch die NHL und NHLPA habe ihn unterstützt. Seit zweieinhalb Jahren ist Wilson jetzt clean. Und studiert nun an der Uni Boston Psychologie, um mit seinen Erfahrungen Betroffenen helfen zu können.

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