Auf einen Blick
Das Team hat für ihn immer Priorität, seine eigene Leistung stellt er nur ungern ins Scheinwerferlicht: Bescheidenheit und Demut sind nur zwei der Tugenden, die Nico Hischier (26) schon früh in seiner NHL-Karriere als Captain-Kandidaten qualifiziert haben. Seit fünf Jahren ist er es bei den New Jersey Devils, damals in seiner ersten Saison mit dem «C» auf der Brust gar der Jüngste aller 31 NHL-Teams.
Doch aller Bescheidenheit zum Trotz, es ist an der Zeit, wieder einmal das Erreichte des Wallisers herauszustreichen. Der Anlass: Vor einer Woche hat Hischier sein 500. NHL-Spiel bestritten – in der Regular Season, so wird in der National Hockey League gezählt. Ein Meilenstein wird es genannt, davon hat es in der bisherigen Laufbahn des erst 26-Jährigen schon so einige gegeben.
«Man will immer mehr Tore schiessen, ist nie zufrieden»
Als der Teenager im Sommer 2017 als erster Schweizer im NHL-Draft als Nummer 1 gezogen worden ist, ist dies sein erster. Doch welche Meilensteine sind für Hischier selbst die bedeutungsvollsten? «Sicherlich mein erstes NHL-Spiel», sagt er. Sein Debüt-Match ist ein 4:1-Sieg über Colorado am 7. Oktober 2017, zwölf Tage später schiesst der Center seine beiden ersten NHL-Treffer.
Tore – ein gutes Stichwort. Hischier ist nach Kings-Stürmer Kevin Fiala (28) erst der zweite Schweizer NHL-Spieler, der nun in der vierten Saison in Folge die 20-Tore-Marke knackt. «Man will immer mehr Tore schiessen, ist nie zufrieden.» Der WM-Silberheld von Prag betont im nächsten Atemzug, dass das auch dem Team helfe. Wie alles, was er zu tun versucht.
Teamstütze Hischier ist in den Special Teams, Power- und Boxplay, ein gefragter und geforderter Mann. Derzeit steht er bei acht Treffern in Überzahl, so viele hat der Schweizer noch nie geschossen. Seine durchschnittliche Eiszeit ist bei über 20 Minuten pro Match und in den letzten Jahren stetig gestiegen. «Jeder spielt gerne viel und bekommt das Vertrauen der Trainer», so Hischier.
«Ich versuche, in allen Bereichen Akzente zu setzen»
Beim 1,86 m grossen Stürmer fällt diese Saison zudem auf, dass er vermehrt auch physisch ein Zeichen setzt und schon bei Meisterschaftshälfte bei gleich vielen Strafminuten angelangt ist wie in der ganzen letzten Spielzeit. «Ich versuche, in allen Bereichen Akzente zu setzen, die fürs Team gut sind. Sei es jetzt auch physisch.» Er sei zwar nicht unbedingt der körperbetonte Spielertyp, «aber wenn man sieht, dass ich das auch mache, gibt das dem Team Energie.»
Die Mannschaft zu unterstützen, ist sein oberstes Gebot, ob mit Toren, geblockten Schüssen oder kleinen Prügeleien. Im letzten Spiel ist es ein Tor, das 1:0 beim 4:3-Overtime-Sieg gegen Montréal. Die Hiobsbotschaft danach: Hischier kann das Spiel nicht beenden, fällt mit einer leichten Verletzung aus.
Doch zurück zu den Meilensteinen. Alle 100er-Jubiläen seien für ihn spezielle Spiele gewesen. «Das fünfhundertste aber war ganz besonders. Das habe ich mir sogar im Kalender eingetragen. Ich habe es genossen und habe Lust auf mehr.» Gleichzeitig ist es der Moment, um kurz zu reflektieren. Es ist Hischiers achte NHL-Saison bei den Devils, die ihn damals gedraftet haben. «Zwischen 18 und 26 habe ich so vieles erlebt und gelernt. Und alles ging so schnell. In meiner ersten Saison sagte man mir, dass ich es geniessen soll. Jetzt verstehe ich, was gemeint war.»
Seine Entwicklung ist bemerkenswert. Vom talentierten Rookie zum bodenständigen Captain, der sowohl bei New Jersey als auch bei der Schweizer Nati verantwortungsbewusst als Leader vorangehen möchte. Oder in seinen Worten: «Ich bin vom Bueb zum Mann geworden.»